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Versorgungsforschung am Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin im Klinikum der Universität München
Prof. Dr. med. Dennis Nowak, Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Klinikum der Universität München:
Das Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München untersucht in fünf interdisziplinären Arbeitsgruppen verschiedene Bereiche und Ebenen der Versorgungsforschung. Dabei wird zum einen Grundlagenforschung betrieben, um kausale Zusammenhänge von Krankheitsursachen und -zusammenhängen, vor allem im Bereich von arbeits- und umweltbedingten Erkrankungen, zu ergründen. Zum anderen wird viel Anwendungsforschung durchgeführt, wodurch die gewonnenen Erkenntnisse der Grundlagenforschung in Interventionsprojekte fließen, welche in der direkten Patientenversorgung umgesetzt, begleitet und ausgewertet werden. Hierdurch wird der Wissenstransfer in die Praxis und eine nachhaltige Implementierung wissenschaftlicher Erkenntnisse gewährleistet. Neue Erkenntnisse helfen Theorien zu entwickeln oder zu verfeinern und dadurch Empfehlungen und Richtlinien für die Praxis heraus zu geben. Hauptaugenmerke liegen somit in der Entwicklung wissenschaftlich fundierter Versorgungskonzepte sowie der Testung der Wirksamkeit dieser Konzepte unter Alltagsbedingungen. Um eine holistische Herangehensweise an Fragestellungen zu erhalten, arbeiten am Institut Wissenschaftler aus diversen Disziplinen zusammen, u.a. Ärzte, Psychologen, Epidemiologen, Gesundheitswissenschaftler, Chemiker, Physiker. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit erlaubt eine Betrachtung der Problemstellungen aus verschiedenen Perspektiven, so dass breitgefächerte Interventionen realisiert werden können. Zudem finden Kooperationen mit anderen Universitäten und Praxispartnern aus den jeweiligen Feldern statt. Letztere ermöglichen den Zugang zur Zielgruppe und sind aufgrund ihrer Kenntnisse über vorhandene Strukturen und Handlungsspielräume in der Implementierung der Maßnahmen unerlässlich.
Forschungsgegenstand des Instituts ist zum einen die Verbesserung der Gesundheitsförderung im Sinne der primären, sekundären und tertiären Prävention, wobei die entwickelten Maßnahmen sowohl die Verhaltens- als auch die Verhältnisebene betrachten. Zielgruppen sind diverse Patientengruppen mit arbeits- oder umweltbedingten Erkrankungen, sozial benachteiligte Menschen und Arbeitnehmer mit besonderem Schwerpunkt auf Pflege-/Gesundheitspersonal. Neben verhaltensorientierter Gesundheitsförderung liegt der Fokus auf der verhältnisorientierten Verbesserung von Arbeitsbedingungen und Arbeitsabläufen in Gesundheitseinrichtungen, die wiederum die Patientenversorgung beeinflussen.
Innerhalb der Gesundheitsförderung liegt ein Schwerpunkt der Arbeitsmedizin auf der Erreichbarkeit und Versorgung von schwer erreichbaren und von der Wissenschaft vernachlässigten Zielgruppen, wie z.B. Menschen in Langzeitarbeitslosigkeit oder vulnerablen Jugendlichen. Dabei soll einerseits der Gesundheitszustand dieser Zielgruppen erfasst und andererseits die Effektivität gezielter Gesundheitsinterventionen evaluiert werden. Die lebensweltbezogenen Projekte finden immer im Setting der Betroffenen statt und sollen durch partizipative Elemente die Motivation und Teilnahme steigern. Ziel ist somit eine nachhaltige Einbindung von Gesundheitsförderprogrammen in gegebene Strukturen sowie die Verbesserung des körperlichen und psychischen Gesundheitszustands. Hierdurch wird einerseits primäre und sekundäre gesundheitliche Prävention geboten, andererseits hat die Stärkung der Gesundheit einen positiven Einfluss auf die Arbeitsfähigkeit der Betroffenen.
Das Institut legt einen weiteren Fokus auf Forschungsprojekte der Gesundheitsförderung, welche auf die tertiäre Prävention zielen. Im Mittelpunkt stehen hierbei besonders Analysen von Rehabilitationsprozessen und deren Erfolgsfaktoren – hauptsächlich im Bereich der Lungenrehabilitation und der Raucherentwöhnung. Das Setting, in dem diese Analysen stattfinden, ist zumeist der klinische Bereich, wie z.B. Reha-Kliniken oder Krankenhäuser. Dabei werden bestehende Interventionsmaßnahmen evaluiert. Neben der Verbesserung funktioneller Parameter, wie die körperliche Leistungsfähigkeit, wird die Lebensqualität sowie der Krankheitsverlauf nach der Rehabilitationsmaßnahme als Zielparameter erfasst.
Zudem werden im Institut Fragestellungen bezüglich der Arbeitsverhältnisse und -bedingungen von Arbeitnehmern im Allgemeinen und Kranken- und Pflegekräften im Besonderen untersucht. Ziel ist die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, was wiederum direkt (z.B. weniger Fehler) und indirekt (z.B. gesündere und motiviertere Mitarbeiter) positiv auf die Patientenversorgung wirkt. Die Projekte betrachten den Einfluss von Ressourcen und Stressoren, die die Mitarbeiter haben, auf die Arbeitsqualität. Zudem werden Arbeitsabläufe und die Zusammenarbeit von Teams analysiert, um eine qualitativ hochwertige Behandlung und Pflege der Patienten zu gewährleisten. Diese Untersuchungen finden in Kooperation mit einer Vielzahl von Einrichtungen statt, wie z.B. Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen, der ambulanten Pflege und dem Rettungsdienst.
Schließlich werden epidemiologische Studien am Institut durchgeführt, welche Erkenntnisse über Krankheitsursachen und deren Kausalitäten liefern. Auch hier liegt der Schwerpunkt vor allem in der Auswertung von atemwegs- sowie arbeitsbedingter Erkrankungen. Neben personengebundenen und sozialen Faktoren werden die Einflüsse von Umweltfaktoren betrachtet. Die Erkenntnisse fließen schließlich in die Entwicklung von wissenschaftlich fundierten Versorgungskonzepten ein.
Insgesamt findet eine große Anzahl sehr unterschiedlicher Studien und Projekte der grundlagen- und anwendungsorientierten Versorgungsforschung am Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin statt.