Masern in Bayern 2008
Epidemiologische Situation
Masern sind eine Infektionskrankheit mit einem hohen Ansteckungsrisiko. Sie können zu ernsten gesundheitlichen Komplikationen führen, weshalb sie in Deutschland seit 2001 zu den meldepflichtigen Erkrankungen zählen. Seit Beginn dieser Datenerfassung wurden immer wieder zum Teil heftige Masernausbrüche registriert, von denen Bayern mitunter stark betroffen war (vergleiche Abbildung 2.7a). Das LGL wertet wöchentlich die landesweiten Masernmeldungen aus und analysiert die epidemiologische Situation in Bayern hinsichtlich Entstehung, Verbreitung und Bekämpfung der Masernerkrankungen. An Masern erkranken vor allem ungeimpfte Kinder und Jugendliche. Insbesondere in Schulen und Kindergärten mit einem hohen Anteil nicht oder ungenügend geimpfter Kinder kann sich die Krankheit, wenn sie eingeschleppt wurde, schnell ausbreiten. Über infizierte Freunde und Geschwister von erkrankten Kindern wird das Masernvirus auch in andere Gemeinschaftseinrichtungen und die Allgemeinbevölkerung weitergetragen. Der in Abbildung 2.7a erkennbare Gipfel im Frühsommer 2008 wurde vor allem durch Ausbrüche in Bayern und Baden-Württemberg verursacht. Diese wiesen wiederum epidemiologische Zusammenhänge zu einer bereits seit Ende 2006 dauernden Masernepidemie in der Schweiz auf.
Masernfälle in Bayern
Zwischen Mitte März und Mitte Juli 2008 erkrankten insgesamt 217 Personen in vier oberbayerischen Landkreisen an Masern. Der Ausbruch nahm seinen Anfang mit ersten Masernerkrankungen in einer österreichischen Schule, die unter anderem auch von Schülern mit deutschem Wohnsitz besucht wurde. Das Masernvirus ist vermutlich durch Schüler aus der Schweiz in die betreffende Schule nach Österreich eingeschleppt worden. In der Folge breitete sich die Maserninfektion bei den betroffenen bayerischen Schülern zunächst in den Schülerfamilien und dann auch in der oberbayerischen Allgemeinbevölkerung aus. Betroffen waren überwiegend Kinder und Jugendliche, wobei 97 % aller Masernerkrankten mit bekanntem Impfstatus ungeimpft waren. In 18 % der Fälle traten Komplikationen auf und 12 % aller Personen mussten im Krankenhaus behandelt werden. Das Nationale Referenzzentrum für Masern/ Mumps/Röteln wies bei den erkrankten Personen das Masernvirus des Genotyps D5 nach. Dieses ist identisch mit dem im selben Zeitraum in Österreich und der Schweiz zirkulierenden Virustyp. Die Durchimpfungsrate war in allen betroffenen Landkreisen niedriger als im bayerischen Durchschnitt. Sie lag im Kreis Berchtesgadener Land bei 80,4 %, im Kreis Traunstein bei 75,1 %, im Kreis Rosenheim bei 69,6 % und im Kreis Mühldorf am Inn bei 78,1 % (jeweils 2. Impfung). Die Durchimpfungsrate in den vier Landkreisen war damit zu niedrig, um eine Ausbreitung der eingeschleppten Masernviren zu verhindern. Für eine Ausrottung der Masern ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Durchimpfungsrate mit zwei Impfungen von 95 % erforderlich. In Bayern lagen die Durchimpfungsraten von Schulanfängern des Jahrgangs 2007/2008 bei durchschnittlich 81,7 % (zwei Impfgänge), bezogen auf knapp 120.000 Schüler, welche ein Impfbuch vorlegen konnten.
Außerdem zeigten sich ausgeprägte regionale Unterschiede mit einem tendenziell schlechteren Masernimpfschutz der Kinder im Süden Bayerns (vergleiche Abbildung 2.7c). Hervorzuheben ist jedoch ein insgesamt positiver Trend (2008/07: 81,7 %, 2006/07: 75,7 %, 2005/06: 68 % und 2004/05: 59 %). Auch die Masernerkrankungen zeigen seit 2001 eine abnehmende Tendenz (vergleiche Abbildung 2.7a).