Gesundheitsregionenplus
Die Gesundheitsregionenplus als sektorenübergreifende Netzwerke sind die regionalen Kommunikations- und Koordinationsstrukturen des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) in Bayern zur strategischen Vernetzung der unterschiedlichen Akteure im Gesundheits-, Pflege-, Sozial- und Bildungsbereich sowie der Versorgungsangebote vor Ort. Die sektorenübergreifende Kooperation erfolgt systematisch im Sinne eines regionalen Gesamtansatzes und leistet damit einen Beitrag für eine bedarfsgerechte, qualitativ hochwertige Gesundheitsförderung/Prävention, Gesundheitsversorgung und Pflege unter Berücksichtigung regionaler Bedarfe und Besonderheiten. Im Bereich Pflege ist die organisatorische Anbindung oder thematische Befassung von Pflegekonferenzen als regionale Ausschüsse nach § 8 Abs. 3 SGB XI an Gesundheitsregionenplus möglich. Aufgrund regionaler Besonderheiten können Gesundheitsregionenplus darüber hinaus weitere koordinierende Aufgaben übernehmen.
Seit 2015 wurden bisher 67 Gesundheitsregionenplus, bestehend aus 84 Landkreisen und kreisfreien Städten, aufgebaut.
Strukturen, Aktivitäten und Suchfunktion
Unter dem Dach der Gesundheitsregionenplus engagieren sich zahlreiche Akteure – insbesondere Vertreterinnen und Vertreter der örtlich tätigen Einrichtungen und Institutionen der Gesundheitsförderung und Prävention, der medizinischen und pflegerischen Versorgung, der Kostenträger, der Selbsthilfe und des Patientenschutzes, der Hilfseinrichtungen, der Verwaltung oder weiterer Institutionen, die Berührungspunkte mit den zu beratenden Themen haben. Auch Bürgerinnen und Bürger können anlassbezogen in Entscheidungsprozesse eingebunden werden.
Kernelement der Gesundheitsregionenplus bildet eine Gesundheitskonferenz, das sogenannte Gesundheitsforum. Die Gesundheitskonferenz stellt ein fachlich kompetentes Gremium dar und setzt sich insbesondere aus delegierten Vertretungen der oben genannten Akteure zusammen. Als zentrales Management- und Steuerungsinstrument ist häufig flankierend ein Lenkungskreis eingerichtet.
Für Themen, die einer längerfristigen konkreten Bearbeitung bedürfen sowie für solche von aktueller Bedeutung, werden über die Gesundheitskonferenz bedarfsweise Arbeits- und Projektgruppen eingesetzt, denen für den jeweiligen Themenbereich zuständige Akteure und Expertinnen und Experten angehören. Für jedes Handlungsfeld besteht in der Regel mindestens eine Arbeitsgruppe. Um Synergieeffekte zu nutzen, wird darauf geachtet, Doppel- oder Parallelstrukturen zu vermeiden und eine enge Verzahnung und Abstimmung mit bestehenden regionalen Aktivitäten und Initiativen zu gewährleisten.
Weiterhin ist eine Geschäftsstelle als Anlaufstelle für alle Akteure der Gesundheitsregionenplus eingerichtet und dient unter anderem als zentrale Koordinierungsstelle zwischen Lenkungskreis, Gesundheitskonferenz und Arbeitsgruppen. Die Geschäftsstelle stellt auch den Kontakt zu den landesweit tätigen Gremien des Gesundheitswesens her.
Informationen zu Strukturen und einer Auswahl an Aktivitäten der Gesundheitsregionenplus finden Sie unter Übersicht, Strukturen und Aktivitäten der Gesundheitsregionenplus. Regionen übergreifend können Sie Maßnahmen zudem über eine Suchfunktion recherchieren.
Arbeitsweisen, Ziele, Aufgaben
Entsprechend des neuen Leitbildes für einen modernen ÖGD ist die Arbeitsweise der sektorenübergreifenden Netzwerke der Gesundheitsregionenplus an den prioritären Bedarfen der Bevölkerungsgesundheit ausgerichtet. Sie findet multiprofessionell, sektorenübergreifend und partnerschaftlich statt. Sie umfasst insbesondere analysierende, beratende, vernetzende und moderierende Funktionen. Auf Grundlage der Gesundheitsberichterstattung sowie unter Berücksichtigung regionaler Lebenswelten, Besonderheiten und Bedürfnisse leisten die Netzwerke einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsplanung (Krankenhaus- und Bedarfsplanung sind hiervon abzugrenzen). Die Gesundheitsregionenplus stimmen gesundheitliche Fragestellungen ab, identifizieren regionale Handlungsbedarfe und entwickeln Maßnahmen zur nachhaltigen Weiterentwicklung von Strukturen und Prozessen vor Ort. Sie fördern Partizipation, gesundheitliche Chancengleichheit und tragen zur bestmöglichen Gesundheit für alle bei. Eine Beteiligung weiterer Akteure außerhalb des Gesundheitsbereichs im engeren Sinne ist bei Bedarf möglich und im Rahmen des Prinzips „health in, bzw. for all policies“ sogar empfehlenswert.
Auf Basis von Bedarfsanalysen hat die Gesundheitskonferenz insbesondere zur Aufgabe, relevante Themen zu identifizieren, diese zu priorisieren und deren Bearbeitung zu beschließen. Dabei ist es nicht ausreichend, dass die gewählten Themen von regionaler Bedeutung sind, vielmehr müssen diese von den regionalen Akteuren auch vor Ort realisierbar sein.
Entlang der Bedarfe und priorisierten Themen innerhalb der Handlungsfelder „Gesundheitsförderung/Prävention“, „Gesundheitsversorgung“ und „Pflege“ diskutieren die eingesetzten Arbeits- und Projektgruppen konkrete Probleme und entwickeln Lösungswege. Die Konzipierung entsprechend zu ergreifender Maßnahmen erfolgt ebenfalls in den Arbeits- und Projektgruppen. Eine Analyse, Planung, Durchführung und Überprüfung der Maßnahmen erfolgt sukzessive und angepasst an die regionale Ausgangssituation. Die Anlehnung an den „Public Health Action Cycle“ ist hierbei als grundlegende Systematik empfohlen. Die Arbeits- und Projektgruppen informieren die Gesundheitskonferenz bzw. den Lenkungskreis regelmäßig über ihre Tätigkeit. Ergebnisse der Arbeits- und Projektgruppen sowie das geplante weitere Vorgehen werden den Mitgliedern der Gesundheitskonferenz vorgestellt.
Die Aufgaben der Geschäftsstellenleitung umfassen u. a. die Organisation der Arbeitsprozesse, die Netzwerkarbeit und das Netzwerkmanagement (Aufbau und Weiterentwicklung des Netzwerkes), die Gremienarbeit, die Koordination, Kooperation und Moderation zwischen Ressorts, Sektoren, Arbeitsbereichen und Netzwerken, die Beratung der Politik und Verwaltung, die Sammlung, Bewertung und Aufbereitung von Daten und Informationen zum Thema Gesundheit, die Erstellung von Fachkonzepten sowie die Entwicklung von Umsetzungsstrategien, die Initiierung, Entwicklung, Durchführung und Budgetverwaltung von Maßnahmen inkl. der Mittelakquise, die Sicherung und Entwicklung von Qualität von Planungs-, Entscheidungs- und Umsetzungsprozessen sowie die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Fachliche Leitstelle Gesundheitsregionenplus
Im Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Sachgebiet GP3, ist eine Fachliche Leitstelle zur Beratung und Unterstützung von Gesundheitsregionenplus eingerichtet worden. Aufgabe dieser Stelle ist es, die Entwicklung der Gesundheitsregionenplus auf Basis von Praxiserfahrungen und theoretischen Grundlagen zu begleiten. Die Fachliche Leitstelle Gesundheitsregionenplus leistet einen Beitrag zur Qualitätssicherung und -entwicklung der sektorenübergreifenden Netzwerke, begleitet, dokumentiert und evaluiert ihre Entwicklung und berät die Geschäftsstellen fachlich.
Zu den Aufgaben der Fachlichen Leitstelle Gesundheitsregionenplus gehört zudem unter anderem die Organisation fachlicher und überfachlicher Fortbildungen, kollegialer Austauschformate für die Geschäftsstellenleitungen sowie die Konzeption und Durchführung der zweimal jährlich stattfindenden Tagungen der Geschäftsstellenleiterinnen und Geschäftsstellenleiter der Gesundheitsregionenplus.
Darüber hinaus entwickelt die Stelle fachlich-konzeptionelle Grundlagen, Handlungshilfen und Leitfäden, die sie den Gesundheitsregionenplus zur Verfügung stellt. Dies beinhaltet auch die individuelle Beratung der Geschäftsstellenleitungen. Zudem fungiert das LGL als Impulsgeber z. B. bei Modellprojekten, der Gesundheitsplanung, der Entwicklung sowie Umsetzung kommunaler Gesundheitsstrategien und bietet Unterstützung bei der Erschließung von Fördermitteln an.
Außerdem werden die Vernetzung, der Erfahrungsaustausch und der Wissenstransfer zwischen den Gesundheitsregionenplus sowie zwischen Land und Kommunen sichergestellt. Bei Fragestellungen zur ärztlichen Versorgung arbeitet die Fachliche Leitstelle Gesundheitsregionenplus eng mit dem Kommunalbüro für ärztliche Versorgung zusammen. Themenbezogen steht die Fachliche Leitstelle Gesundheitsregionenplus zudem unter anderem im Austausch mit dem Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung (ZPG), dem Institut für Kurortmedizin und Gesundheitsförderung (IKOM), der Bayerischen Landesarbeitsgemeinschaft Impfen (LAGI) und der Landesarbeitsgemeinschaft Gesundheitsschutz im Klimawandel (LAGiK) sowie – insbesondere in Bezug auf Bedarfsanalysen der Gesundheitsregionenplus – mit dem Arbeitsbereich der Gesundheitsberichterstattung (GBE) des LGL. Die Landesarbeitsgemeinschaft Gesundheitsversorgungsforschung (LAGeV) hat enge Anknüpfungspunkte an die Arbeit der Fachlichen Leitstelle Gesundheitsregionenplus. Ebenso steht die Fachliche Leitstelle Gesundheitsregionenplus anlassbezogen mit weiteren relevanten Akteuren auf kommunaler, Landes- und Bundesebene in Kontakt.
Historische Entwicklung
Ein Vorläufer des Konzepts der Gesundheitsregionenplus war das Modellprojekt „Regionale Gesundheitskonferenzen“. Aufbauend darauf wurden durch den Freistaat seit 2015 Gesundheitsregionenplus durch Beratung und Fördermittel unterstützt. Basis hierfür waren die Richtlinie zur Förderung von Gesundheitsregionenplus (PDF) sowie die „Realisierungsstrategie des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit, Pflege und Prävention“ (PDF). Das Förderprogramm ist zum 31.12.2022 ausgelaufen. Die darauf begründeten Förderzeiträume enden jeweils versetzt.
Die Gesundheitsregionenplus haben sich überaus bewährt: Ergebnisse zum Auf- und Ausbau der regionalen Netzwerke finden sich im „Evaluationsbericht Gesundheitsregionenplus (2015-2022)“. Zudem wurden die Aufgaben der Gesundheitsregionenplus im Rahmen des Leitbildes für einen modernen ÖGD der Gesundheitsministerkonferenz aus dem Jahr 2018 als Aufgaben des ÖGD festgelegt. Auch der Beirat zur Beratung zukunftsfähiger Strukturen im ÖGD in Umsetzung des Paktes für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (Pakt ÖGD) hat dies in seinen Empfehlungen aufgegriffen. Daher wurde zur dauerhaften und einheitlichen Erfüllung der neuen Tätigkeitsfelder des ÖGD eine Verstetigung der Aufgaben und Strukturen der Gesundheitsregionenplus sowie eine flächendeckende Umsetzung durch den gesamten bayerischen ÖGD erforderlich.
Mit Beschluss des Landtages vom 10.12.2024 wurde deshalb mit Änderung des Gesundheitsdienstgesetzes (GDG) durch Regelung in Art. 7 Abs. 4 eine gesetzliche Grundlage für die Gesundheitsregionenplus geschaffen: „Die Gesundheitsbehörden wirken an Maßnahmen und Einrichtungen zur Zusammenarbeit mit anderen an der Gewährleistung von Prävention oder gesundheitlicher und pflegerischer Versorgung beteiligten Stellen koordinierend mit. Jedes Gesundheitsamt schafft für seinen Zuständigkeitsbereich bis zum 1. Januar 2027 ein sektorenübergreifendes Netzwerk der an Prävention oder Versorgung beteiligten Stellen.“
Veranstaltungen der Fachlichen Leitstelle Gesundheitsregionenplus
Das LGL unterstützt mit der Fachlichen Leitstelle Gesundheitsregionenplus im Auftrag des StMGP die Arbeit in den Geschäftsstellen der bayerischen Gesundheitsregionenplus unter anderem mit einem breiten Angebot an fachlichen und überfachlichen Fortbildungen sowie regelmäßigen Tagungen. Eine Dokumentation dieser Tagungen finden Sie hier: Dokumentation der Tagungen der Geschäftsstellenleiterinnen und -leiter
Eine Übersicht über weitere Kongresse und Veranstaltungen des LGL finden Sie hier: Kongresse und Veranstaltungen
Publikationen der Fachlichen Leitstelle Gesundheitsregionenplus
Hier finden Sie eine Auswahl dieser Publikationen aus dem Themenfeld.
Kontakt zum Team der Fachlichen Leitstelle Gesundheitsregionenplus
Dr. Till Beiwinkel
Christina Hackl
Wiebke Robl
Verena Steigerwald
Julia Pfahler
Fachliche Leitstelle Gesundheitsregionenplus
Bayerisches Landesamt
für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL)
Sachgebiet GP3: Bayerische Gesundheitsagentur, Gesundheitsversorgung
Schweinauer Hauptstr. 80, 90441 Nürnberg
Telefon: 09131 6808-2917 (Montags bis Freitags von 09:00 - 12:00 Uhr)
Telefax: 09131 6808-2905
E-Mail: gesundheitsregionplus@lgl.bayern.de
Kontakt für zuwendungsrechtliche Belange
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL)
Sachgebiet K1
– Gesundheitsregionenplus –
Prinzregentenstraße 6, 97688 Bad Kissingen
Telefon: 09131 6808-7294
Telefax: 09131 6808-7333
E-Mail: Zuwendungsrecht@lgl.bayern.de