Bayerisches Stechmücken-Monitoring

Hintergrund

In Deutschland und auch in Bayern werden immer wieder Exemplare gebietsfremder Stechmückenarten gefunden. Diese werden über den internationalen Handels- und Tourismusverkehr eingetragen und finden aufgrund klimatischer Veränderungen, wie ansteigender Temperaturen, zunehmend günstige Bedingungen für die Ansiedlung und Bildung überwinterungsfähiger Populationen vor. Einige Arten, wie zum Beispiel die Asiatische Tigermücke, sind in der Lage, unter klimatisch geeigneten Bedingungen verschiedene tropische und subtropische Infektionserreger, wie beispielsweise das Dengue-Virus, zu übertragen. Krankheiten, die durch diese Erreger verursacht werden, kommen derzeit in Deutschland nur bei Reisenden vor, die sich während ihrer Reise in Gebiete, in denen diese Erreger zirkulieren, infiziert haben.
Die Asiatische Tigermücke, die sich mittlerweile bereits in vielen Teilen Südeuropas etabliert hat und sich zunehmend auch in Teilen Deutschlands ausbreitet, tritt im Vergleich zur heimischen Stechmücke auch tagaktiv mit aggressivem Stechverhalten besonders lästig in Erscheinung. Eine Überwachung der Verbreitung gebietsfremder Stechmückenarten sowie gezielte Gegenmaßnahmen in Form von Bekämpfung sind bereits zum jetzigen Zeitpunkt wichtig, um die Entstehung von Populationen möglichst zu vermeiden und einer flächendeckenden Ausbreitung entgegen zu wirken. Einsendungen aus der Bevölkerung können maßgeblich dazu beitragen, neue Populationen gebietsfremder Arten frühzeitig zu entdecken.
Ebenso ist die aktive Mithilfe der Bevölkerung, insbesondere bei der Vermeidung und Beseitigung von Brutstätten, zentraler Bestandteil einer erfolgreichen Bekämpfungsstrategie. Informationen darüber, wie beispielsweise die Tigermücke zu erkennen ist und was gegen die Verbreitung getan werden kann, sind in beispielsweise in den FAQs und Informationsmaterialien des LGL sowie in den weiterführenden Links am Ende des Artikels zu finden.
Neben gebietsfremden Stechmückenarten rücken jedoch auch heimische Arten als Überträger von bislang in Bayern nicht verbreiteten Erregern in den Fokus. Von besonderer Relevanz ist das West-Nil-Virus (WNV). Seit 2019 werden in den ostdeutschen Bundesländern vereinzelt stechmückenüber-tragene WNV-Infektionen beim Menschen registriert, wobei eine Ausweitung des Übertragungsgebiets verzeichnet wird.  

Bayerisches Stechmücken-Monitoring 2024/2025

Im Jahr 2024 startete das Bayerische Stechmücken-Monitoring als Folgeprojekt der 2023 beendeten Machbarkeitsstudie. Finanziert wird das Bayerische Stechmücken-Monitoring vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention (StMGP). Anknüpfend an Inhalte der Machbarkeitsstudie sollen auch 2024 und 2025 Monitoring-Maßnahmen an ausgewählten Standorten durch das LGL erfolgen. Ebenso sollen Informations- und Aufklärungsmaterialien weiterentwickelt bzw. neu erstellt werden. Diese dienen in erster Linie den zuständigen Behörden, die im Umgang mit dem Thema Stechmücken und der durch sie übertragbaren Erreger unterstützt werden sollen.
Handlungsempfehlungen unterstützen zuständige Behörden dabei, strukturiert bei Funden der Asiatischen Tigermücke vorzugehen. Neu in dem Projekt wird das Angebot einer „Starthilfe“ sein. Dieses bietet zuständigen Behörden eine niederschwellige Möglichkeit zur Abklärung von Erstfunden der Asiatischen Tigermücke. Konkret wird fachliche Unterstützung bei der Planung für die eigenständige Durchführung eines Fallenbetriebs angeboten, wobei die Bestimmung der Funde am LGL erfolgt. Zudem werden im Rahmen des Projekts Vorbereitungen getroffen, die ein anlassbezogenes, lokales Monitoring bei Verdacht auf in Stechmücken zirkulierende WNV ermöglichen. Hierzu werden die entsprechend erforderliche Logistik und Laborabläufe zum Nachweis des WNV in Stechmücken am LGL etabliert.  

Machbarkeitsstudie: Bayerisches Stechmücken-Monitoring 2022/2023

2023 betrieb das LGL ein Stechmücken-Monitoring an sechs Standorten mit insgesamt 31 Fallen in Bayern. Die Aufstellung der Fallen seitens des LGL diente der Überprüfung von Orten, an denen die Asiatische Tigermücke bereits im Vorjahr gefunden wurde (SK Würzburg, LK München, SK Bayreuth, LK Weißenburg-Gunzenhausen) und der Exploration möglicher Eintragungsorte, wie Verkehrsknotenpunkten (LK Rosenheim, LK Oberallgäu). An vier der sechs LGL-Monitoring-Standorte gab es Funde der Asiatischen Tigermücke. Im LK Oberallgäu und LK München wurden Einzelfunde registriert. In Würzburg wurde eine etablierte Population gefunden, in Rosenheim deuten die Funde ebenfalls auf eine etablierte Population hin. Gesundheitsämter wurden kontinuierlich über bekanntgewordene Funde im Zuständigkeitsbereich benachrichtigt und über mögliche weitere Schritte informiert.

Zusätzlich wurden Fundmeldungen über Einsendungen von Privatpersonen an das deutschlandweite Citizen Science-Projekt Mückenatlas und das LGL bekannt. Weitere Funde wurden am Flughafen München bekannt in dem dort nach den Bestimmungen der Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) durchgeführten Monitoring (Abb. 1).

Bayernkarte mit einzelnen in drei Blaustufen eingefärbten Landkreisen. Je nach Farbintensität: keine Funde oder Einzelfunde oder Pupulation

Abb 1. Übersicht der in 2023 bekannten Populationen und Einzelfunde der Asiatischen Tigermücke in Bayern

Die Ergebnisse des LGL-Monitorings sowie weiterer Fund-Meldungen in 2023 legen nahe, dass die Asiatische Tigermücke auch in Bayern im Begriff ist, sich auszubreiten. Daher ist es wichtig, die Entwicklung der Situation zu beobachten sowie über die Verbreitung und gezielte Maßnahmen aufzuklären.