Zoonotische Bedeutung von multiresistenten Erregern:
FAQs an der Schnittstelle von Veterinär/Humanmedizin (ZooM)

Seit einigen Jahren nimmt die Zahl der Infektionen durch multiresistente Erreger zu. Die wichtigsten Erreger mit Antibiotikaresistenzen sind dabei multiresistente gramnegative Erreger (MRGN) wie Extended-Spektrum β-Lactamase bildende Enterobakterien (ESBL), und Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA). Der Aspekt der zoonotischen Bedeutung von multiresistenten Erregern spielt auch im privaten Bereich eine zunehmend größere Rolle, so können auch bei Heimtieren, wie beispielsweise bei Katzen, Hunden und Pferden immer häufiger multiresistente Erreger nachgewiesen werden. Auch im Zusammenhang mit Nutztieren, wie etwa in der Schweinehaltung werden regelmäßig multiresistente Erreger gefunden. Dabei können sich die Erreger auch auf Landwirte, Tierärzte oder Heimtierbesitzer übertragen.

Die FAQs wurden im Rahmen des Projekts ZooM (Zoonotische Bedeutung multiresistenter Erreger: FAQs an der Schnittstelle von Veterinär/Humanmedizin) in Zusammenarbeit mit Experten erstellt. Das Projekt wird vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) geleitet und durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Zuge der Nationalen Forschungsplattform für Zoonosen gefördert. Logo Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung

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1. Was sind multiresistente Erreger?

Was sind multiresistente Erreger?

Multiresistente Erreger sind gegenüber verschiedenen Antibiotika unempfindlich. Am bekanntesten sind Methicillin-resistente Staphylococcus aureus – kurz: MRSA. Diese Bakterien sind gegenüber der Antibiotikagruppe der β-Laktam-Antibiotika, repräsentiert durch die Substanzen Methicillin bzw. Oxacillin, unempfindlich. Weitere multiresistente Bakterien sind z. B. multiresistente gramnegative Bakterien (MRGN). MRGN sind resistent gegenüber bestimmten Antibiotikagruppen (3MRGN gegenüber drei, 4MRGN gegenüber vier Antibiotikagruppen). multiresistente Erreger sind häufig in Krankenhäusern zu finden. In den letzten Jahren vermehrten sich allerdings die Nachweise von multiresistenten Erregern auch in der Haus- und Nutztierhaltung [1,2,3].

Literatur

[1] Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention. Empfehlungen zur Prävention und Kontrolle von Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus-Stämmen (MRSA) in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz. 2014; 57 (6): 695-732

[2] Köck R, Fritzemeier J, Heinze S, et al. Vorkommen und zoonotische Übertragung multiresistenter Erreger in Deutschland. Umwelt Hygiene Arbeitsmedizin. 2019; 24 (2): 71-81

[3] Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention. Hygienemaßnahmen bei Infektionen oder Besiedlung mit multiresistenten gramnegativen Stäbchen. Bundesgesundheitsbl 2012; 55:1311–1354.

2. Welche Übertragungswege gibt es für multiresistente Erreger zwischen Menschen und Tieren?

Direkter Kontakt

Durch engen, körperlichen Kontakt können multiresistente Erreger zwischen Tieren und Menschen übertragen werden [1]. Studien haben gezeigt, dass eine Übertragung von multiresistenten Erregern auf den Menschen von der Häufigkeit und der Intensität des Kontaktes zwischen Menschen und Tieren abhängt [2]. Eine Übertragung durch Streicheln könnte möglich sein, wenn sich die Bakterien auf dem Fell befinden [1].

Tröpfchenübertragung

Durch die Besiedelung der Schleimhaut mit multiresistenten Erregern, ist auch eine Tröpfchenübertragung möglich [1].

Ausscheidungen

Multiresistente Erreger können auch im Darm-Trakt, sowie im Kot und ggf. im Urin nachgewiesen werden. Beim direkten Kontakt zu Ausscheidungen ist eine Übertragung möglich. Die Bakterien können, abhängig von den Umgebungsbedingungen, bis zu mehreren Wochen in der Umwelt überleben [3,4].

Staub und feine Partikel

Zudem werden multiresistente Erreger auch durch Staub und feine, luftgetragene Partikel übertragen. Innerhalb der Stallanlagen von Nutztierbetrieben ist eine kurzfristige Besiedelung des Menschen durch luftgetragene, multiresistente Erreger möglich [5]. Regelmäßiger Aufenthalt in Stallanlagen, welche mit multiresistenten Erregern belastet sind, führt meist auch zu einer langfristigen Besiedelung mit multiresistenten Erregern bei Menschen und Tieren [3,4].
Durch die Lüftungsanlagen können Bakterien in die Umgebungsluft gelangen, allerdings ist eine Übertragung außerhalb der Stallanlagen durch Staub sehr unwahrscheinlich. Es wird nicht davon ausgegangen, dass Wohnen in der Nähe von Nutztierbetrieben ein Risikofaktor für eine Besiedelung mit multiresistenten Erregern ist (d.h. kein direkter Tierkontakt bzw. kein Zutritt zu den Stallanlagen) [6].

Vektoren

Durch Vektoren, z. B. Kleidung oder Gegenstände, können sich multiresistente Erreger verbreiten. Die Bakterien können an Oberflächen und Gegenständen haften und, abhängig von den Umgebungsbedingungen, dort bis zu mehreren Wochen überleben [3,4].

Lebensmittel

Eine Übertragung von multiresistenten Erregern über Lebensmittel ist möglich. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gibt dazu eine aktuelle Einschätzung (www.bfr.bund.de). Grundsätzlich scheint eine Übertragung durch Lebensmittel auf den Menschen möglich, eine gute Küchenhygiene sollte jedoch ausreichend vor einer Übertragung von multiresistenten Erregern schützen [3,4].

Weitere Fragen im Bereich Heimtierhaltung

Wie gefährlich ist es wirklich, wenn das eigene Haustier multiresistente Erreger hat?

Wenn Haustiere mit multiresistenten Erregern besiedelt sind, können sie diese auf den Menschen übertragen. Genaue Übertragungswahrscheinlichkeiten sind noch nicht bekannt. Sicher kommt es aber darauf an, wie intensiv der Kontakt ist. Meist kommt es bei einer Übertragung der Bakterien allerdings nur zu einer Besiedelung der Haut/ Schleimhaut ohne Beschwerden. Im Falle eines geschwächten Abwehrsystems oder bei medizinischen Eingriffen können multiresistente Erreger (z. B. durch Wunden) in den Körper gelangen und dort Infektionen auslösen.

Wie lange überleben multiresistente Erreger auf Oberflächen bzw. sind ansteckungsfähig?

Das hängt von der Bakterienart ab. Manche multiresistente Erreger, wie MRSA, können über Wochen an Gegenständen haften. Auch eine Übertragung auf den Menschen ist auf diesem Weg möglich.

Kann ich mein Haustier mit multiresistenten Erregern „anstecken“?

Ja, eine Übertragung von multiresistenten Erregern von Menschen auf Tiere ist möglich. Meist kommt es bei einer Übertragung der Bakterien allerdings nur zu einer Besiedelung der Haut/ Schleimhaut ohne Beschwerden.

Ist es möglich, dass durch Speichel eines besiedelten Tieres, multiresistente Erreger auf mich übergehen?

Eine Übertragung über den Speichel eines mit multiresistenten Erregern- besiedelten Tieres ist möglich. Meist kommt es bei einer Übertragung der Bakterien allerdings nur zu einer Besiedelung der Haut/ Schleimhaut ohne Beschwerden. Im Falle eines geschwächten Abwehrsystems oder bei medizinischen Eingriffen können multiresistente Erreger (z. B. durch Wunden) in den Körper gelangen und dort Infektionen auslösen.

Ist eine Übertragung von multiresistenten Erregern über den Kot eines Tieres möglich?

Multiresistente Erreger können auch im Darm-Trakt, sowie im Kot und ggf. im Urin nachgewiesen werden. Beim direkten Kontakt zu Ausscheidungen ist eine Übertragung möglich. Die Bakterien können, abhängig von den Umgebungsbedingungen, bis zu mehreren Wochen in der Umwelt überleben.

Gibt es eine gesundheitliche Gefährdung von multiresistenten Erregern durch Hundekot auf Spielplätzen und – wiesen für Kinder?

Ja, eine Übertragung über Hundekot auf Kinder ist möglich. Vor dem Spielen sollten Spielplätze und – wiesen auf Hundekot untersucht und dieser ggf. entfernt werden.

Wie kann ich mich an Haustieren anstecken? Reicht streicheln?

Eine Übertragung durch Streicheln des Haustiers kann möglich sein. Sicher kommt es aber darauf an, wie intensiv der Kontakt ist, bzw. ob der Kontakt einmalig (geringes Risiko) oder wiederholt bzw. täglich (hohes Risiko) stattfindet.

Wenn mein Tier eine offene Wunde hat, ist dann die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung mit multiresistenten Erregern höher?

Dies ist abhängig davon, ob Ihr Tier mit multiresistenten Erregern besiedelt ist (z. B. im Nasen-Rachen-Raum) oder die Wunde infiziert ist. Bei einer Besiedelung mit multiresistenten Erregern des Tieres, kann es grundsätzlich zu einer Übertragung auf den Menschen kommen. Falls Ihr Tier eine MRSA-Infektion aufweist kann z. B. in infizierten Wunden eine große Bakterienanzahl vorkommen. Bei direktem Kontakt zur Wunde des Tieres ist eine Übertragung auf den Menschen wahrscheinlich.

Weitere Fragen im Bereich Nutztierhaltung

Wie lange überleben multiresistente Erreger auf Oberflächen bzw. sind ansteckungsfähig?

Das hängt von der Bakterienart ab. Manche multiresistente Erreger, wie MRSA, können über Wochen an Gegenständen haften. Auch eine Übertragung auf den Menschen ist auf diesem Weg möglich.

Wie weit reicht die Übertragung durch die Luft und ab welcher Distanz funktioniert die Verbreitung nur noch über Vektoren (wie z. B. Fliegen)?

Es wird davon ausgegangen, dass multiresistente Erreger über mehrere hundert Meter in der Luft weitergetragen werden. Auch Fliegen können als Vektoren fungieren und mit multiresistenten Erregern kontaminiert sein. Ob sie für die Übertragung von multiresistenten Erregern eine Rolle spielen, wurde noch nicht gezeigt.

Ist es möglich, dass durch Speichel eines besiedelten Tieres, multiresistente Erreger auf mich übergehen?

Eine Übertragung über den Speichel eines mit multiresistenten Erregern- besiedelten Tieres ist möglich. Meist kommt es bei einer Übertragung der Bakterien allerdings nur zu einer Besiedelung der Haut/ Schleimhaut ohne Beschwerden. Im Falle eines geschwächten Abwehrsystems oder bei medizinischen Eingriffen können multiresistente Erreger (z. B. durch Wunden) in den Körper gelangen und dort Infektionen auslösen.

Ist eine Übertragung von multiresistenten Erregern über den Kot eines Tieres möglich?

Multiresistente Erreger können auch im Darm-Trakt, sowie im Kot und ggf. im Urin nachgewiesen werden. Beim direkten Kontakt zu Ausscheidungen ist eine Übertragung möglich. Die Bakterien können, abhängig von den Umgebungsbedingungen, bis zu mehreren Wochen in der Umwelt überleben.

Welche Übertragungswege gibt es im Berufsalltag für Beschäftigte aus der Nutztierhaltung?

Beschäftigte in der Nutztierhaltung sind insbesondere der Übertragung durch Staub und feine Partikel in der Stallluft oder durch Ausscheidungen der Nutztiere ausgesetzt. Aber auch über andere Übertragungswege, wie z. B. über direkten Kontakt, können multiresistente Erreger übertragen werden.

Welche Gefahr geht von Gülleausbringungen in der Nähe von Straßen oder Wohngebieten aus? Enthält Gülle multiresistente Bakterien?

Gülle kann multiresistente Erreger enthalten. Bei direktem Kontakt zur Gülle kann es zu einer Übertragung kommen. Meist kommt es bei einer Übertragung der Bakterien allerdings nur zu einer kurzfristigen Besiedelung der Haut/ Schleimhaut ohne Beschwerden.

Wie muss ich mich im Stall verhalten? Muss ich einen Mund- und Nasenschutz tragen?

In Stallanlagen mit besiedelten Nutztieren, kann es zu einer Besiedelung mit multiresistenten Erregern des Menschen durch die Stallluft (welche hohe multiresistente Erreger-Konzentrationen enthalten kann) kommen. Meist kommt es bei einer Übertragung der Bakterien allerdings nur zu einer kurzfristigen Besiedelung der Haut/ Schleimhaut ohne Beschwerden. Das Tragen eines Mund- und Nasenschutzes ist demnach nicht notwendig.

Generelle Fragen für Personen mit Tierkontakt

Wie hoch ist die Bedeutung der Übertragung von multiresistenten Erregern von Tieren auf den Menschen?

Insgesamt werden multiresistente Erreger zwischen Menschen (v.a. in Krankenhäusern oder anderen Gesundheitseinrichtungen) häufiger verbreitet, als von Tieren auf den Menschen. In Deutschland sind etwa 0,5-2% der Menschen mit dem Erreger MRSA besiedelt. Dabei liegt der Anteil von Tier-assoziierten MRSA beim Menschen bei insgesamt ca. 5% geschätzt; in Regionen mit hoher Nutztierhaltungsdichte innerhalb von Deutschland kann dieser Anteil aber höher sein (ca. 30%).

Ist eine Übertragung über die Umwelt möglich?

Multiresistente Erreger können auch über die Umwelt, z. B. über Gewässer verbreitet werden. Das Bundesamt für Umwelt (UBA) hat dazu eine aktuelle Einschätzung auf ihrer Website veröffentlicht (www.umweltbundesamt.de). Die Wahrscheinlichkeit dafür wird als eher gering eingeschätzt [7].

Wie lange können multiresistente Erreger in der Luft überleben?

Das ist abhängig vom Bakterientyp. MRSA können über Wochen überleben. Jedoch schweben Bakterien nicht in der Luft, sondern sinken, wenn sie beispielsweise an Staub gebunden sind, schnell zu Boden. Dort können sie über mehrere Wochen überleben.

Welche Tiere können multiresistente Erreger übertragen?

Grundsätzlich können alle Tiere multiresistente Erreger übertragen. Das Risiko ist jedoch je nach Tierart sehr unterschiedlich: bei Nutztieren wird, im Vergleich zu Haustieren, häufiger eine Besiedelung nachgewiesen. Auch vorhergehende Tierklinikaufenthalte oder Antibiotikaeinnahmen des Tieres erhöhen das Risiko.

Literatur

[1] Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention. Empfehlungen zur Prävention und Kontrolle von Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus-Stämmen (MRSA) in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz. 2014;57(6):695-732

[2] Van Den Broek, Van Cleef B A, Haenen A, et al. Methicillin-resistant Staphylococcus aureus in people living and working in pig farms. Epidemiol Infect. 2009;137(5):700-708

[3] Köck R, Cuny C. Multidrug-resistant bacteria in animals and humans. Med Klin Intensivmed Notfmed. 2018; 1-7

[4] Tenhagen B A, Werner N, Kasbohrer A, et al. Transmission pathways for resistant bacteria between animals and humans: antibiotics resistance in the One Health context. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 2018; 61 (5): 515-21

[5] Angen O, Feld L, Larsen J, et al. Transmission of Methicillin-Resistant Staphylococcus aureus to Human Volunteers Visiting a Swine Farm. Applied and Environmental Microbiology 2017; 83 (23): e01489-17

[6] Bisdorff B, Scholholter JL, Claussen K et al (2012) MRSA-ST398 in livestock farmers and neighbouring residents in a rural area in Germany. Epidemiol Infect 140:1800–1808

3. Welche Empfehlungen sollten beachtet werden, um eine Übertragung von multiresistente Erreger zwischen Menschen und Tieren zu vermeiden?

Generelle Empfehlungen

Vor und nach direktem Kontakt zu Tieren, sollten Sie sich sorgfältig die Hände mit Wasser und Seife waschen (Handhygiene). Dies gilt besonders vor dem Essen und bei der Zubereitung von Mahlzeiten [1,2,3].
Falls Sie in Kontakt zu Körpersekreten bzw. Ausscheidungen Ihres oder fremder Tiere gekommen sind, sollten Sie sich sorgfältig die Hände mit Wasser und Seife waschen (Handhygiene). Hat Ihr Tier Wunden, waschen Sie sich nach Kontakt zu solchen Wunden gründlich die Hände mit Wasser und Seife. Hände sind vermutlich das wichtigste Medium bei der Verbreitung von multiresistenten Erregern [1,2,3].
Vermeiden Sie direkten Kontakt zum Mund- und Nasenraum des Haustiers (z. B. Ablecken von Gesicht und Händen, Küssen). Falls nicht vermeidbar, waschen Sie betroffene Körperstellen im Anschluss sorgfältig ab [1].

Empfehlungen für Risikogruppen

Als Risikogruppen gelten Personen, welche anfälliger für eine Infektion mit multiresistenten Erregern sind. Dazu gehören Personen, vor und nach medizinischen Eingriffen (z. B. Operationen), mit geschwächter Immunabwehr oder sonstigen prädisponierenden Faktoren wie Grunderkrankungen (z. B. Diabetes mellitus, chronische Hautveränderungen) oder länger dauernde Therapie mit Immunsuppressiva (z. B. Cortisontherapie, Zytostatikagabe) [1,4]. Als Hochrisikogruppen gelten vor allem Personen, die eine medikamentöse Unterdrückung ihres Abwehrsystems erhalten (Immunsuppressiva).
Je nach Schwere der Erkrankung müssen bereits Risikogruppen bestimmte Hygienestandards einhalten. Besprechen Sie mit Ihrem Hausarzt, welche der folgenden Empfehlungen auch für Sie zutrifft.

Falls Sie Teil der Hochrisikogruppe sind sollten Sie generell keine Tiere anfassen. Zudem sollten Sie weder die Fütterung noch die Säuberung des Stalls oder die Entfernung von Ausscheidungen, durchführen [1,4].
Neue Haustiere sollten vorher beim Tierarzt untersucht werden. Es wird empfohlen, Haustiere regelmäßig entwurmen und impfen zu lassen [1,4]. Jungtiere (bis sechs Monate) sind häufig mit Erregern besiedelt. Besprechen Sie die weiteren Schritte mit ihrem Tierarzt.
Hochrisikogruppen sollten den Kontakt zu Tieren meiden, dazu gehören auch die Stallanlagen. Lässt sich dies nicht vermeiden, sollte der Kontakt zu den Ausscheidungen der Tiere strikt vermieden werden [2,3,4]. Ohne Messgeräte lässt es sich nicht beurteilen, wie hoch die Belastungen mit multiresistenten Erregern in den Stallanlagen sind.
Falls Personen der Hochrisikogruppen in Kontakt mit Tieren gekommen sind, sollten sie sich sorgfältig die Hände waschen. Ihre Kleidung sollte bei mind. 60 ° Celsius gewaschen werden [5].

Empfehlungen für Nutztierhalter

Neben den generellen Empfehlungen sollten Beschäftigte in der Nutztierhaltung weitere Hinweise beachten, um das Risiko einer Übertragung so gering wie möglich zu halten. Für den Arbeitsschutz von Beschäftigten in der Nutztierhaltung, sollten die „Schutzmaßnahmen bei Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen in der Land- und Forstwirtschaft und bei vergleichbaren Tätigkeiten“ (TRBA 230) beachtet werden.

Um die Wahrscheinlichkeit eine Besiedelung der Haushaltsmitglieder durch Beschäftigte in der Landwirtschaft so gering wie möglich zu halten, sollte eine strikte Trennung des Arbeits- und Wohnbereichs vorgenommen werden. Dazu zählt der Wechsel der Arbeitskleidung vor Betreten des Wohnbereichs sowie das Desinfizieren von Händen und Waschen des Gesichts [3,5]. Kleidung, welche in Kontakt mit multiresistenten Erregern (z. B. durch Stallstaub) gekommen ist, sollte bei mind. 60 Grad gewaschen werden.
Bei Arbeiten in den Stallanlagen und vor allem bei direktem Nutztierkontakt ist das Tragen von Handschuhen empfehlenswert [5].
Bei Aufnahme im Krankenhaus sollten Beschäftigte in der Nutztierhaltung, Tierärzte und Schlachthofmitarbeiter sowie Personen, welche regelmäßig Kontakt zur Nutztierhaltung haben, auf ihren Beruf in der Landwirtschaft hinweisen [1].

Empfehlungen für Heimtierbesitzer

Haus- und Hobbytierbesitzer sollten folgende Empfehlungen zusätzlich zu den generellen Empfehlungen einhalten.

Es empfiehlt sich, Heimtieren den direkten Kontakt zu sensiblen Wohnbereichen, wie zum Beispiel zum Bett oder zur Essensanrichte nicht zu gestatten [1,6].
Wird bei Ihnen eine Besiedelung oder eine Infektion durch multiresistente Erreger festgestellt, können Sie eine Übertragung auf Ihr Tier vor allem durch möglichst wenig Kontakt und regelmäßiges Händewaschen vermeiden (Handhygiene) [1].
Wenn Haustiere in der Badewanne gebadet werden, besteht die Gefahr der Verunreinigung durch Fell, Kot und Wassertropfen. Der Bereich sollte daher im Anschluss sehr gründlich gespült und unter Verwendung geeigneter Putzmittel mechanisch gereinigt werden [1,3].
Durch das Laufen und Wälzen auf mit Gülle gedüngten Äckern können Heimtiere Bakterien, auch multiresistente Erreger, mit in den Wohnbereich bringen. Spritzen Sie Ihr Tier sorgfältig mit Wasser ab [7].

Weitere Fragen zu diesem Bereich

Welche Schutzmaßnahmen muss ich im Stall bzgl. multiresistenten Erregern beachten?

Falls Sie die Stallanlagen nur kurzzeitig besuchen, reicht es sich anschließend die Hände sorgfältig zu waschen.

Wie kann ich mich vor multiresistenten Erregern schützen, wenn ich ein Haustier habe?

Sie sollten sensible Bereiche wie das Schlafzimmer oder die Essensanrichte vor Ihrem Haustier fernhalten. Falls Ihr Tier über gedüngte Äcker gelaufen ist, sollten Sie Ihr Tier sorgfältig mit Wasser abspritzen. Falls Sie selbst mit multiresistenten Erregern besiedelt sind, sollten Sie vor dem Anfassen der Haustiere die Hände sorgfältig waschen.

Wie kann ich mich vor multiresistenten Erregern schützen, wenn ich ein Haustier habe?

Sie sollten sensible Bereiche wie das Schlafzimmer oder die Essensanrichte vor Ihrem Haustier fernhalten. Falls Ihr Tier über gedüngte Äcker gelaufen ist, sollten Sie Ihr Tier sorgfältig mit Wasser abspritzen. Falls Sie selbst mit multiresistenten Erregern besiedelt sind, sollten Sie vor dem Anfassen der Haustiere die Hände sorgfältig waschen.

Sollte bei der Ernährung von Haustieren, welche Kontakt zu Risikogruppen haben, etwas beachtet werden?

Haustiere von Risikogruppen sollten kein Rohfleisch zu essen bekommen. Durch Nahrung können multiresistente Erreger übertragen werden.

Literaturangaben

[1] Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention. Empfehlungen zur Prävention und Kontrolle von Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus-Stämmen (MRSA) in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz. 2014;57(6):695-732

[2] Köck R, Cuny C. Multidrug-resistant bacteria in animals and humans. Med Klin Intensivmed Notfmed. 2018; 1-7

[3] Tenhagen B A, Werner N, Kasbohrer A, et al. Transmission pathways for resistant bacteria between animals and humans: antibiotics resistance in the One Health context. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 2018; 61 (5): 515-21

[4] Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention. Anforderungen an die Hygiene bei der medizinischen Versorgung von immunsupprimierten Patienten. Bundesgesundheitsbl 2010; 53: 357-388

[5) Bundesanstalt für Arbeitsschutz:
TRBA 230 "Schutzmaßnahmen bei Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen in der Land- und Forstwirtschaft und bei vergleichbaren Tätigkeiten"
/www.baua.de/DE/Angebote/Rechtstexte-und-Technische-Regeln/Regelwerk/TRBA/TRBA-230.html

[6] Bramble M, Morris D, Tolomeo, P, et al. Potential role of pet animals in household transmission of methicillin-resistant Staphylococcus aureus: a narrative review. Vector-Borne and Zoonotic Diseases 2011; 11(6): 617-620

[7] Schulz J, Friese A, Klees S, et al. Longitudinal study of the contamination of air and of soil surfaces in the vicinity of pig barns by livestock-associated methicillin-resistant Staphylococcus aureus. Appl Environ Microbiol. 2012;78(16):5666-71

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4. Welche Empfehlungen sollten hinsichtlich einer möglichen Besiedelung mit multiresistente Erreger von Säuglingen und Kleinkindern beachtet werden, wenn diese zusammen mit Tieren (z. B. Heim- und Nutztiere) leben? Welche Auswirkungen kann eine Besiedelung mit multiresistenten Erregern für Säuglinge und Kleinkinder haben?

Empfehlungen für Säuglinge und Kleinkinder

Bei Säuglingen (< 1 Jahr) wird davon ausgegangen, dass das Immunsystem noch nicht vollständig entwickelt ist. In dieser Zeit sollte darauf geachtet werden, dass Säuglinge keinen direkten Kontakt zu Tieren haben. Für Kleinkinder (> 1 Jahr) gelten die gleichen Empfehlungen wie für erwachsene Personen. Neben den generellen Übertragungswegen der Bakterien vom Tier zum Menschen, muss bei Säuglingen und Kleinkindern vor allem der Weg über Vektoren (z. B. Gegenstände) beachtet werden, welche mit multiresistenten Erregern behaftet sein können [1,2]. Säuglinge und Kleinkinder führen Spielsachen oder Körperteile oft zum Mund – dadurch nehmen sie viele Partikel aus den Innenräumen auf.

Säuglinge sollten generell keinen direkten Kontakt zu Tieren haben. Neue Haustiere sollten vorher beim Tierarzt untersucht werden. Es wird empfohlen, insbesondere Hunde, Katzen und Pferde regelmäßig entwurmen und impfen zu lassen [3,4].
Den Haustieren sollte der Zutritt zum Schlaf- und Spielbereich verwehrt werden. Multiresistente Erreger können auch über lange Zeit an den Spielsachen der Säuglinge haften bleiben [3].
Säuglinge sollten nicht mit in die Stallanlagen genommen werden. Über die Stallluft, aber auch durch direkten Kontakt zu Tieren und andere Übertragungswege können Multiresistente Erreger auf Säuglinge übertragen werden [5]. Das gilt sowohl für Stallanlagen aus der Nutztierhaltung als auch für Stallanlagen der Pferdehaltung.
Falls Sie Kontakt zu Säuglingen und zu Heim- bzw. Nutztieren haben, sollten Sie besonders auf Hygiene (Handhygiene) achten [1]. Innerhalb eines Haushalts können sich Multiresistente Erreger schnell ausbreiten.

Auswirkungen einer Besiedelung mit multiresistenten Erregern bei Säuglingen und Kleinkindern

Grundsätzlich hat eine Besiedelung mit multiresistenten Erregern für Kleinkinder die gleichen Auswirkungen wie für erwachsene Menschen. Eine symptomlose Besiedelung kann zu einer Infektion führen, nach ausbleibendem Kontakt zu multiresistenten Erregern aber auch wieder verschwinden. Wie lange Multiresistente Erreger den Körper eines Menschen besiedeln, ist abhängig von der Häufigkeit und Regelmäßigkeit des Kontaktes zu multiresistenten Erregern [6]. Im Falle eines geschwächten Abwehrsystems oder bei medizinischen Eingriffen können Multiresistente Erreger (z. B. durch Wunden) in den Körper gelangen und dort Infektionen auslösen. Bei Säuglingen ist der Verlauf von Infektionen schwer abschätzbar – eine Einschätzung kann hierzu nur im Einzelfall getroffen werden.

Weitere Fragen zu diesem Bereich

Kann mein Hund oder meine Katze Multiresistente Erreger auf ein Neugeborenes in der Familie übertragen?

Ja, eine Übertragung von multiresistenten Erregern über Haustiere auf Neugeborene ist möglich.

Sind Kinder anfälliger für die Übertragung von multiresistenten Erregern von Haustieren?

Es wird davon ausgegangen, dass auf Kleinkinder und Kinder, welche älter sind als ein Jahr, multiresistente Erreger mit gleicher Wahrscheinlichkeit übertragen wie auf erwachsene Personen.

Muss ich als Landwirt bezüglich multiresistenter Erreger etwas beachten, wenn kleine Kinder am Hof leben?

Säuglinge sollten nicht mit in die Stallanlagen gebracht werden, auch direkten Kontakt zu Nutztieren oder Pferden sollten sie nicht haben.

Literatur

[1] Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention. Empfehlungen zur Prävention und Kontrolle von Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus-Stämmen (MRSA) in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz. 2014;57(6):695-732

[2] Bramble M, Morris D, Tolomeo, P, et al. Potential role of pet animals in household transmission of methicillin-resistant Staphylococcus aureus: a narrative review. Vector-Borne and Zoonotic Diseases 2011; 11(6): 617-620

[3] Köck R, Cuny C. Multidrug-resistant bacteria in animals and humans. Med Klin Intensivmed Notfmed. 2018; 1-7

[4] Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention. Anforderungen an die Hygiene bei der medizinischen Versorgung von immunsupprimierten Patienten. Bundesgesundheitsbl 2010; 53: 357-388

[5] Angen O, Feld L, Larsen J, et al. Transmission of Methicillin-Resistant Staphylococcus aureus to Human Volunteers Visiting a Swine Farm. Applied and Environmental Microbiology 2017; 83 (23): e01489-17

[6] Van Den Broek, Van Cleef B A, Haenen A, et al. Methicillin-resistant Staphylococcus aureus in people living and working in pig farms. Epidemiol Infect. 2009;137(5):700-708

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5. Sollten Tiere (z. B. Heim- oder Nutztiere) auf multiresistente Erreger gescreent werden und wie sollte im Falle einer Besiedelung bzw. einer Infektion gehandelt werden?

Empfehlungen zu regelmäßigen Screenings von Heim- und Nutztieren

Derzeit gibt es keine Empfehlungen, welche regelmäßige Screenings auf multiresistente Erreger bei Heim- und Nutztieren nahelegen.

Im Falle eines notwendigen Screenings des Heimtieres auf multiresistente Erreger (z. B. wegen einer Dekolonisierungsmaßnahme des Tierbesitzers) sollte die Probenentnahme und Auswahl des Fachlabors durch einen Tierarzt erfolgen. Auch die Einbeziehung der Tiere in die Dekolonisierungsmaßnahme des Tierbesitzers erfolgt unter Beteiligung des Tierarztes. Grundsätzlich können Screenings auf multiresistente Erreger nicht nur in Tierarztpraxen und –Kliniken durchgeführt werden, sondern auch in privaten Laboren. Die Kosten des Tests, werden von den Tierbesitzern getragen.

Beachte bei Sonderfall:
Im Falle einer geplanten Dekolonisierungsmaßnahme des Tierbesitzers, sollten Heimtiere auf multiresistente Erreger gescreent werden, um eine Re-Besiedelung des Tierbesitzers zu vermeiden [1]. Bei einem Nachweis einer Besiedelung mit multiresistenten Erregern des Tierbesitzers, bei welchem Dekolonisierungsmaßnahmen mehrfach nicht zum Erfolg führten, sollten auch die Tiere auf multiresistente Erreger getestet werden. Tiere stellen eine mögliche Quelle für die Re-Besiedelung des Tierbesitzers dar.

Während der Teilnahme an einer Dekolonisierungsmaßnahme sollten Patienten generell keine Tiere anfassen. Zudem sollten weder die Fütterung noch die Säuberung des Stalls oder die Entfernung von Ausscheidungen von diesen Patienten durchgeführt werden [2].

Vorgehen bei Besiedelung mit multiresistenten Erregern von Heim- und Nutztieren

Eine Besiedelung der Tiere erfolgt symptomlos. Grundsätzlich gelten die Empfehlungen aus FAQ 3, zudem sollte verstärkt auf Handhygiene geachtet werden.

Weitere Empfehlungen:

Falls Sie Kontakt zu Wunden und Ausscheidungen der Tiere hatten, sollten Sie sich sorgfältig die Hände mit warmem Wasser und Seife waschen (Handhygiene). Hände sind wahrscheinlich das wichtigste Medium bei der Verbreitung von multiresistenten Erregern [3].
Heimtierbesitzer oder Beschäftigte in der Nutztierhaltung, welche medizinische Versorgung benötigen, sollten bei Ärzten oder medizinischem Personal immer darauf hinweisen, dass sie Kontakt zu besiedelten Tieren haben [1].

Im Prinzip ist auch für Tiere die Möglichkeit einer Dekolonisierungsmaßnahme bei einer Besiedelung mit multiresistenten Erregern nach strenger Indikationsstellung und Sinnhaftigkeitsprüfung gegeben. Eine solche Dekolonisierung ist vom Tierarzt durchzuführen. Dekolonisierungsmaßnahmen für Tiere sind allerdings wenig erforscht und werden nur in Einzelfällen angewandt, Empfehlungen zur praktischen Durchführung gibt es keine [1].

Beachte Einzelfall:
Wenn bei einem Tierbesitzer eine Dekolonisierungsmaßnahme durchgeführt werden muss, sollten auch im Haushalt lebende Tiere einer Dekolonisierungsmaßnahme unterzogen werden [1]. Die Miteinbeziehung von Tieren in die Dekolonisierungsmaßnahme hat sich in vielen Studien als sinnvoll erwiesen.

Vorgehen bei einer Infektion mit multiresistenten Erregern von Heim- und Nutztieren

Im Gegensatz zu einer Besiedelung erfolgt eine Infektion meist nicht symptomlos. Besprechen Sie mit einem Tierarzt die Behandlungsschritte.

Falls Sie Kontakt zu Wunden oder Ausscheidungen der Tiere hatten, sollten Sie sich sorgfältig die Hände mit warmem Wasser und Seife waschen (Handhygiene). Hände sind wahrscheinlich das wichtigste Medium bei der Verbreitung von multiresistenten Erregern [1,4].

Weitere Fragen zu diesem Bereich

Muss ich mein Haustier einschläfern lassen, wenn es multiresistente Erreger „hat“?

Nein, falls Ihr Haustier mit multiresistenten Erregern besiedelt ist und Sie nicht zu einer der Risikogruppen gehören, können Sie mit Ihrem Haustier weiterhin zusammenleben. Bei einer Infektion mit multiresistenten Erregern sollten Sie mit Ihrem Tierarzt die weiteren Schritte besprechen.

Kann als Konsequenz eines Nachweises mit multiresistenten Erregern bei Haustieren eine Notschlachtung angeordnet werden?

Nein, das ist nicht nötig. Allerdings ist verstärkt auf Hygiene innerhalb des Haushalts zu achten.

Gibt es Therapie- bzw. Behandlungsleitlinien zur Behandlung von Haustieren mit multiresistenten Erregern?

Es gibt keine Leitlinien zur Behandlung von besiedelten Haustieren. Dekolonisierungsmaßnahmen bei Tieren wurden noch nicht ausreichend erforscht, um klare Empfehlungen ableiten zu können.

Wie kann ich mein Haustier auf multiresistente Erreger untersuchen lassen?

Sprechen Sie Ihren Tierarzt an. Die Probenentnahme und Auswahl des Fachlabors sollten durch einen Tierarzt erfolgen. Die Kosten des Tests, werden von den Tierbesitzern getragen.

Macht ein Screening bei Tieren Sinn? Wie lange muss ich auf das Ergebnis warten?

Solange innerhalb der Familie keine Person der Risikogruppe angehört und keine Person eine Dekolonisierungsmaßnahme anstrebt, ist ein Screening bei Tieren nicht notwendig. Ein Test auf multiresistente Erreger erfolgt in wenigen Tagen.

Was soll getan werden, wenn bei Nutztieren multiresistente Erreger gefunden werden?

Es sollten die allgemeinen Hygienestandards eingehalten werden (Handhygiene).

Müssen besiedelte Nutztiere isoliert werden?

Nein, es gibt keine Empfehlungen für eine Isolation von Nutztieren, wenn bei ihnen multiresistente Erreger gefunden werden. In Tierkliniken kann es notwendig sein auch besiedelte Tiere isoliert unter besonderen Hygienevorschriftsmaßnahmen unterzubringen.

Wer bezahlt ein Screening auf multiresistente Erreger beim Tier (Haus- oder Nutztier)?

Die Kosten des Tests, werden von den Tierbesitzern getragen.

Literatur

[1] Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention. Empfehlungen zur Prävention und Kontrolle von Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus-Stämmen (MRSA) in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz. 2014;57(6):695-732

[2] Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention. Anforderungen an die Hygiene bei der medizinischen Versorgung von immunsupprimierten Patienten. Bundesgesundheitsbl 2010; 53: 357-388

[3] Köck R, Cuny C. Multidrug-resistant bacteria in animals and humans. Med Klin Intensivmed Notfmed. 2018; 1-7

[4] Tenhagen B A, Werner N, Kasbohrer A, et al. Transmission pathways for resistant bacteria between animals and humans: antibiotics resistance in the One Health context. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 2018; 61 (5): 515-21

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6. Sollten Beschäftigte in der Nutztierhaltung sowie deren Haushaltsmitglieder regelmäßig auf multiresistente Erreger gescreent werden und auf was sollte im Falle einer Besiedelung geachtet werden?

Risiken für Haushaltsmitglieder von Beschäftigten in der Nutztierhaltung

Grundsätzlich sollte unterschieden werden zwischen Beschäftigten in der Nutztierhaltung, Personen, welche direkten Kontakt zu Nutztieren haben (alle Übertragungswege sind relevant) sowie Haushaltsmitgliedern von Beschäftigten in der Nutztierhaltung, Personen, welche nur indirekten Kontakt zu Nutztieren haben (z. B. über Vektoren, weitere Haushaltsmitglieder, über Staub und feine Partikel).

Studien zeigen, dass Haushaltsmitglieder von Beschäftigen in der Nutztierhaltung in vielen Fällen ebenso häufig mit multiresistenten Erregern besiedelt sind, wie Beschäftigte in der Nutztierhaltung [1]. Eine Studie aus Niedersachsen hat gezeigt, dass das Zusammenleben mit einem Nutztierhalter ein signifikanter Prädiktor für die Besiedelung mit multiresistenten Erregern darstellt [2].

Falls eine Person aus dem Haushalt die Möglichkeit einer Dekolonisierungsmaßnahme in Anspruch nimmt, sollten auch Haushaltsmitglieder ein Screening auf multiresistente Erreger durchführen. Bei einer Besiedelung, sollten auch sie eine Dekolonisierungsmaßnahme durchführen [3].

Empfehlungen für regelmäßige Tests auf multiresistente Erreger für Beschäftigte in der Nutztierhaltung

Grundsätzlich gibt es keine Empfehlungen für Beschäftigte in der Nutztierhaltung und deren Haushaltsmitglieder, sich regelmäßig auf multiresistente Erreger testen zu lassen.

Bei Aufnahme im Krankenhaus sollten Beschäftigte in der Nutztierhaltung, aber auch deren Haushaltsmitglieder auf ihre Tätigkeit in der Nutztierhaltung hinweisen [3]. Dieser Hinweis kann zur Durchführung einer gezielten Untersuchung auf multiresistente Erreger führen. Das kommt vor allem den betroffenen Patienten zugute, da die Besiedelung ggf. beseitigt und Infektionen verhindert werden können.

Vorgehen bei einer Besiedelung mit multiresistente Erreger von Beschäftigten in der Nutztierhaltung

Es wird davon ausgegangen, dass nach einer erfolgreichen Dekolonisierungsmaßnahme, aber anhaltendem Kontakt zu kolonisierten Nutztieren eine erneute Besiedelung des Nutztierhalters wahrscheinlich ist. Es wird daher im Normalfall nicht empfohlen als Beschäftigter in der Nutztierhaltung eine Dekolonisierungsmaßnahme zu beginnen. Eine große Zahl von Beschäftigten in der Landwirtschaft ist mit multiresistenten Erregern besiedelt, allerdings kam es nur bei einer geringen Zahl von Landwirten zu einer Infektion [3].

Eine andere Situation liegt vor, wenn Beschäftigte in der Landwirtschaft geplante medizinische Eingriffe erhalten sollen, welche mit Infektionsrisiken einhergehen (z. B. Operationen). In diesem Fall sind Untersuchungen und Dekolonisierungsmaßnahmen zu empfehlen, um eine Infektion der OP-Wunde oder eine andere Krankenhausinfektion zu vermeiden.

Beachte bei Sonderfall:
Wenn Personen neben dem direkten Kontakt zu Tieren auch regelmäßig Kontakt zu medizinischen oder pflegerischen Einrichtungen haben, sollten besondere Hygienestandards (TRBA 250) eingehalten werden.

Bei Aufnahme im Krankenhaus werden Risikogruppen meist auf multiresistente Erreger gescreent. Im Krankenhaus wird über das weitere Vorgehen entschieden [1].

Weitere Fragen zu diesem Bereich

Wie wahrscheinlich ist eine Übertragung von MRSA, welches in der Nutztierhaltung erworben wurde, von Mensch zu Mensch?

Die Übertragungswahrscheinlichkeit ist abhängig vom jeweiligen Setting und der Art des Kontaktes. Allerdings wird davon ausgegangen, dass sie bei MRSA aus der Nutztierhaltung geringer ist als bei klassischen krankenhausassoziierten Stämmen von MRSA.

Sind regelmäßige Screenings auf multiresistente Erreger für Risikogruppen sinnvoll bzw. zu empfehlen?

Nein, falls kein Krankenhausaufenthalt geplant ist, sind keine Screenings auf multiresistente Erreger zu empfehlen.

Wird der Landwirt regelmäßig auf multiresistente Erreger untersucht?

Nein, regelmäßige Screenings werden nicht empfohlen.

Müssen Freizeitjäger regelmäßig gescreent werden?

Nein, regelmäßige Screenings werden nicht empfohlen.

Sollten Schwangere aus der Landwirtschaft auf multiresistente Erreger gescreent werden?

Es gibt keine Empfehlungen für ein generelles Screening in der Schwangerschaft. Dennoch kann in Einzelfällen ein Screening sinnvoll sein.

Dürfen Krankenhausmitarbeiter Haustiere haben?

Ja, Empfehlungen für Mitarbeiter des Krankenhauses finden Sie in der TRBA 250.

Muss ich es melden, wenn ich jemanden im Krankenhaus besuchen möchte und ich in der Landwirtschaft arbeite?

Nein, dennoch ist es empfehlenswert sich vor und nach dem Krankenhausbesuch sorgfältig die Hände zu waschen.

Muss ich einen Schutzanzug anziehen, wenn ich als Beschäftigter in der Landwirtschaft einen Angehörigen im Krankenhaus besuche?

Nein, dennoch ist es empfehlenswert sich vor und nach dem Krankenhausbesuch sorgfältig die Hände zu waschen.

Macht eine MRSA Sanierung (Dekolonisierungsmaßnahme) bei positiv getesteten Landwirten Sinn?

Es wird im Normalfall nicht empfohlen als Beschäftigter in der Landwirtschaft eine Dekolonisierungsmaßnahme zu beginnen.

Wie häufig brechen Infektionen aus, wenn ich als Landwirt mit multiresistenten Erregern besiedelt bin?

Dazu gibt es keine genauen Zahlen. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass nur eine geringe Zahl von Besiedelungen zu einer Infektion führen.

Literatur

[1] Köck R, Fritzemeier J, Heinze S, et al. Vorkommen und zoonotische Übertragung multiresistenter Erreger in Deutschland. Umwelt – Hygiene – Arbeitsmed 2019; 24 (2) 71 – 81

[2] van Cleef B A, van Benthem B H, Verkade E J. Livestock-associated MRSA in household members of pig farmers: transmission and dynamics of carriage, a prospective cohort study. PloS one 2015; 10(5), e0127190

[3] Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention. Empfehlungen zur Prävention und Kontrolle von Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus-Stämmen (MRSA) in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz. 2014;57(6):695-732

7. Welche Empfehlungen sollten beachtet werden, um das Risiko einer Übertragung mit multiresistente Erreger zwischen Menschen und Tieren (z. B. Heim- oder Therapietiere) in Krankenhäusern und medizinischen Einrichtungen zu minimieren?

Anforderungen an das Therapietier

Grundsätzlich sind Haustiere in Krankenhäusern und medizinischen Einrichtungen nicht erlaubt. Patienteneigene Hunde und Assistenzhunde sind nur in Ausnahmefällen in medizinischen Einrichtungen zugelassen. In psychiatrischen, geriatrischen, palliativen oder psychosomatischen Einrichtungen werden Tiere jedoch immer häufiger geduldet. Empfehlungen für den Umgang mit Therapiehunden in Krankenhäusern gibt es bereits [1]. Diese sind grundsätzlich auch auf andere Therapietiere anwendbar.

Für Therapiehunde stellt dies eine verpflichtende Maßnahme dar. Therapiehunde werden von Veterinärmedizinern auf multiresistente Erreger getestet. Für andere Therapietiere ist diese Maßnahme optional [1]
Vor dem ersten Einsatz sollten Therapietiere veterinärmedizinisch untersucht werden. Zudem sollten jährliche Folgeuntersuchungen durch einen Tierarzt durchgeführt werden. Dabei ist die Gesundheit des Tieres zu gewährleisten: Impfungen, regelmäßige Entwurmungen, Ektoparasiten [2,3].
Therapietieren sollte der Zutritt zur Frührehabilitation, Hämatologie/ Onkologie, Intensivstation, Isolierstation bzw. den Bereichen eines Krankenhauses in denen immunsupprimierte Patienten und Patienten mit frischen Wunden oder Gefäßkathetern versorgt werden, verwehrt werden [1].
Bei Anzeichen einer Infektion sollten Therapietiere nicht im Krankenhaus oder zur Therapie mit dem Patienten erscheinen [2].
Der Verzehr von Fleisch kann eine Übertragung von Bakterien auf Therapietiere ermöglichen. Deswegen sollten Therapietiere, welche innerhalb der letzten 90 Tage mit Rohfleisch gefüttert wurden, nicht zur Therapie eingesetzt werden [1].
Falls Tiergestützte Therapien in medizinischen Einrichtungen stattfinden, sollten Räumlichkeiten genutzt werden, welche für diesen Nutzen zur Verfügung gestellt wurden. Es muss klar definiert werden zu welchen Räumen Therapietiere Zugang haben [2,3].
Multiresistente Erreger können auch von Menschen auf Tiere übertragen werden. Um das zu verhindern, dürfen Patienten, welche mit multiresistenten Erregern besiedelt sind an keiner tiergestützten Therapie teilnehmen [1,3].

Anforderungen an den Patienten

Multiresistente Erreger können auch von Menschen auf Tiere übertragen werden. Um das zu verhindern, dürfen Patienten, welche mit multiresistenten Erregern besiedelt sind an keiner tiergestützten Therapie teilnehmen [1,3].
Vor und nach dem Kontakt zu Therapietieren sollten Sie sich gründlich die Hände waschen (Handhygiene) [1,4].

Weitere Fragen zu diesem Bereich

Wie kann man mit Therapietieren in psychiatrischen Tageskliniken umgehen?

Mindestens müssen die oben genannten Empfehlungen eingehalten werden. Zudem ist es möglich, dass die Klinik weitere Anforderungen stellt. Besprechen Sie das mit dem Ansprechpartner der jeweiligen Klinik.

Sind in der Intensivpflege Haustiere möglich?

Auf der Intensivstation sind Tiere verboten.

Was muss man bei Therapiehunden von besiedelten Patienten beachten?

Bei Patienten, welche mit multiresistenten Erregern besiedelt sind, darf keine tiergestützte Therapie durchgeführt werden.

Besteht eine Ansteckungsgefahr mit multiresistenten Erregern, wenn Therapietiere Rohfleisch zu essen bekommen?

Ja, in Rohfleisch können multiresistente Erreger enthalten sein, Therapietiere sollten deswegen kein Rohfleisch zu essen bekommen.

Wie oft muss man Therapietiere screenen, um ausreichend Schutz vor multiresistenten Erregern zu garantieren?

Der Besiedelungsstatus von Tieren kann sich sehr schnell ändern, sodass täglich ein Screening durchgeführt werden müsste, um mit Sicherheit über die Besiedelung eines Tieres Bescheid zu wissen. Aus Haftungsgründen sollten Therapiehunde einmal im Jahr auf multiresistente Erreger getestet werden.

Wenn ein Therapietier mit multiresistenten Erregern besiedelt ist, sollten dann alle Therapietiere, welche am gleichen Ort ausgebildet werden, an einer Dekolonisierungsmaßnahme teilnehmen?

Therapietiere leben meist bei ihren Besitzern im Haus - sie leben nicht gemeinsam mit anderen Therapietieren. Durch den seltenen Kontakt zueinander, wird nicht von einer hohen Übertragungswahrscheinlichkeit zwischen den Tieren ausgegangen. Eine Dekolonisierungsmaßnahme für alle Tiere ist demnach nicht notwendig.

Sollten Therapietiere präventiv auf multiresistente Erreger getestet werden?

Therapiehunde sollten jährlich auf multiresistente Erreger getestet werden. Für sie stellt es eine verpflichtende Maßnahme dar.

Kann ich als Arzt in der Praxis multiresistente Erreger von einem Haustier auf einen Patienten übertragen?

Ja, auch der Mensch stellt ein Reservoir an multiresistenten Erregern dar.

Darf ich mein Haustier mit ins Krankenhaus nehmen? Wie könnte sowas organisiert werden?

Grundsätzlich sind Haustiere in Krankenhäusern verboten. In Ausnahmefällen kann eine Begegnung organisiert werden. Dies ist allerdings im Einzelfall abzuwägen und mit dem Krankenhaus im Vorfeld abzustimmen.

Wie geht man mit engem körperlichem Kontakt hinsichtlich multiresistenter Erreger zwischen dem Therapiehund und dem Menschen um?

Patienten, welche mit multiresistenten Erregern besiedelt sind Personen, dürfen keinen direkten Kontakt zu Therapietieren haben. Zudem sollten o.g. Empfehlungen eingehalten werden. Bei nachweislicher Besiedelung des Therapietiers, sollte keine Tiergestützte Therapie stattfinden.

Wie kann es organisiert werden, dass ich meinen Therapiehund mit ins Krankenhaus nehme?

Grundsätzlich ist es möglich Therapietiere mit in medizinische Einrichtungen zu nehmen - genaue Regelungen siehe FAQ 7. Zudem ist es möglich, dass die Klinik weitere Anforderungen stellt. Besprechen Sie das mit dem Ansprechpartner der jeweiligen Klinik.

Literatur

[1] Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene. Empfehlung zum Hygienegerechter Umgang mit Therapiehunden in Krankenhäusern und vergleichbaren Einrichtungen. In Hyg med 2017; 42 -10

[2] Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention. Empfehlungen zur Prävention und Kontrolle von Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus-Stämmen (MRSA) in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz. 2014;57(6):695-732

[3] Tenhagen B A, Werner N, Kasbohrer A, et al. Transmission pathways for resistant bacteria between animals and humans: antibiotics resistance in the One Health context. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 2018; 61 (5): 515-21

[4] Landesamt für Gesundheit und Soziales. Hygienische Anforderungen bei der Tierhaltung und „tiergestützten Therapie“ in Gesundheitseinrichtungen für Mecklenburg-Vorpommern (2010).
Im Internet: https://service.mvnet.de/_php/download.php?datei_id=46553; Stand 01.01.20

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8. Welche Empfehlungen sollten beachtet werden, um das Risiko einer Übertragung mit multiresistente Erreger zwischen Menschen und Tieren (z. B. Heim- oder Therapietiere) in Altenheimen und pflegerischen Einrichtungen zu minimieren?

Generelle Empfehlungen

Der Umgang mit Tieren kann für die Gesundheit förderlich sein, deswegen ist das Halten von Tieren (auch von Heimtieren) in Altenheimen grundsätzlich möglich. Nicht alle Tiere sind für das Leben im Pflegeheim geeignet, geachtet wird auf Tierart, Rasse und Herkunft [1].

Vor dem Einzug ins Pflegeheim sollten Heimtiere veterinärmedizinisch untersucht werden. Zudem sollten jährliche Folgeuntersuchungen durchgeführt werden. Dabei ist die Gesundheit des Tieres zu gewährleisten: Impfungen, regelmäßige Entwurmungen, Ektoparasiten [2].
Es sollte festgelegt werden, zu welchen Räumlichkeiten Tieren der Zutritt gestattet wird. In Infektionsrelevanten Bereichen, wie der Küche und der Essraum, sollten Heimtiere verboten sein [3,4].
Bei Anzeichen einer Infektion sollten Heimtiere keinen Kontakt zu Patienten haben. Eine veterinärmedizinische Untersuchung ist durchzuführen [4].
Ein Hygieneplan ist aufzustellen und einzuhalten. Dies gilt auch für Trink- und Futterbehälter [3,4]. Reinigungen sollten nicht von Risikogruppen durchgeführt werden.
Heimtiere in Pflegeheimen sollten kein Rohfleisch als Nahrung bekommen. Durch Rohfleisch können multiresistente Erreger übertragen werden [5,6].

Weitere Fragen zu diesem Bereich

Gibt es Regelungen und Empfehlungen für präventive, veterinärmedizinische Gesundheitsuntersuchungen für Therapietiere in Altenheimen?

Vor dem Einzug ins Pflegeheim sollten Heimtiere veterinärmedizinisch untersucht werden. Zudem sollten jährliche Folgeuntersuchungen durchgeführt werden. Dabei ist die Gesundheit des Tieres zu gewährleisten: Impfungen, regelmäßige Entwurmungen, Ektoparasiten.

Dürfen im Seniorenheim Haustiere gehalten werden?

Ja, je nach Einrichtung ist das Halten von Haustieren allerdings an Regelungen gebunden.

Welche Risiken birgt Haustierhaltung in Altenheimen?

Tiere gelten als Reservoir für multiresistente Erreger. Diese können auf Patienten und Pfleger übergehen.

Wie geht man bzgl. multiresistenten Erregern im Hospiz mit Haustieren um?

Haustiere sind in Hospizen meist erlaubt, sind allerdings an bestimmte Auflagen gebunden.

Welche Haustiere können in der Langzeitpflege auf Palliativstation und im Hospiz eingesetzt werden?

Eine Generalisierung ist nicht möglich – welche Tiere gehalten werden dürfen ist abhängig von der Pflegeeinrichtung.

Literatur

[1] Landesamt für Gesundheit und Soziales. Hygienische Anforderungen bei der Tierhaltung und „tiergestützten Therapie“ in Gesundheitseinrichtungen für Mecklenburg-Vorpommern (2010).
Im Internet: https://service.mvnet.de/_php/download.php?datei_id=46553; Stand 01.01.20

[2] Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention. Empfehlungen zur Prävention und Kontrolle von Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus-Stämmen (MRSA) in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen. Bundesgesundheitsblatt; 2014: 57:696–732

[3] Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention. Infektionsprävention in Heimen–Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert-Koch-Institut (RKI). Bundesgesundheitsblatt 2005; 48, 1061-1080

[4] Hoffmann A, Kober P, Kohlstock C, et al. Rahmenhygieneplan gemäß § 36 Infektionsschutzgesetz für Alten- und Altenpflegeheime. Landesgesundheitsamt Brandenburg (2006). Im Internet: www.ihph.de/vah-online/uploads/PDF/Rhpl_Altenheim_2006.pdf; Stand: 01.01.20

[5] Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene. Empfehlung zum Hygienegerechter Umgang mit Therapiehunden in Krankenhäusern und vergleichbaren Einrichtungen. In Hyg med 2017; 42 -10

[6] Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention. Anforderungen an die Hygiene bei der medizinischen Versorgung von immunsupprimierten Patienten. Bundesgesundheitsbl 2010; 53, 357-388

9. Welche Empfehlungen sollten beachtet werden, um das Risiko einer Übertragung von multiresistente Erreger zwischen Menschen und Tieren in Kindertagesstätten zu minimieren?

Generelle Empfehlungen

Tiere gelten als Reservoir verschiedener Krankheitserreger. Sowohl Heim- als auch Wildtiere können multiresistente Erreger auf Kinder und Erzieher übertragen. Neben den generellen Empfehlungen (FAQ 3), sollten weitere Empfehlungen eingehalten werden.

Vor dem Einzug in die Kindertagesstätte sollten Tiere veterinärmedizinisch untersucht werden. Zudem sollten jährliche Folgeuntersuchungen durchgeführt werden. Dabei ist die Gesundheit des Tieres zu gewährleisten: Impfungen, regelmäßige Entwurmungen, Ektoparasiten [1,2].
Es sollte festgelegt werden, zu welchen Räumlichkeiten Tieren der Zutritt gestattet wird. In Infektionsrelevanten Bereichen wie der Küche oder der Essraum, sollten Heimtiere verboten sein [3].
Bei Anzeichen einer Infektion sollten Tiere keinen Kontakt zu Kindern haben. Eine veterinärmedizinische Untersuchung ist durchzuführen [1].
Ein Hygieneplan ist aufzustellen und einzuhalten. Dies gilt auch für Trink- und Futterbehälter [5,6]. Reinigungen dürfen von den Kindern nur unter Aufsicht durchgeführt werden.
Falls die Kindertagesstätte für Tiere von außen zugänglich ist, sollte der Sandkasten von einem Zaun geschützt werden [19]. Zudem sollte der Spielbereich täglich auf Tierexkremente kontrolliert werden [6].

Sonderfall: Waldkindergarten

Das Anfassen von fremden Tieren sollte strikt vermieden werden. Alle Kinder sollten vorab über mögliche Gefahren unterrichtet werden [1,2].
Ausscheidungen von Tieren können multiresistente Erreger und andere Infektionserreger enthalten – die Bakterien können über Wochen überleben und zu einer Übertragung von multiresistenten Erregern führen. Es sollte sich sorgfältig mit warmem Wasser die Hände gewaschen werden (Handhygiene) [1,3].

Weitere Fragen zu diesem Bereich

Wie soll mit Hühnern bzgl. multiresistenten Erregern in Kindergärten umgegangen werden?

Hühner sind in Kindertagesstätten grundsätzlich erlaubt. Diese sollten vorher veterinärmedizinisch untersucht werden. Bei Anzeichen von Erkrankungen und Infektionen der Tiere, sollten Kinder keinen Kontakt mehr zu den Tieren haben.

Welche Risiken birgt Haustierhaltung im Hinblick auf multiresistente Erreger in Kitas?

Tiere gelten als Reservoir für multiresistente Erreger - diese können auf Kinder und Erzieher übergehen.

Wie hoch ist das Gefährdungspotenzial von Waldkindergärten bzgl. des Kontakts mit Exkrementen hinsichtlich multiresistenten Erregern von Wildtieren?

Wildtiere sind deutlich seltener mit multiresistenten Erregern besiedelt als Haustiere oder Nutztiere. Eine Übertragung von multiresistenten Erregern durch Wildtiere in Waldkindergärten ist demnach eher unwahrscheinlich.

Besteht im Waldkindergarten eine Infektionsgefahr von multiresistenten Erregern für die Kinder?

Wildtiere sind deutlich seltener mit MRE besiedelt als Haustiere oder Nutztiere. Meist kommt es bei einer Übertragung der Bakterien nur zu einer Besiedelung der Haut/ Schleimhaut ohne Beschwerden. Im Falle eines geschwächten Abwehrsystems oder bei medizinischen Eingriffen können MRE (z. B. durch Wunden) in den Körper gelangen und dort Infektionen auslösen.

Gibt es besondere Risiken im Waldkindergarten?

Der Kontakt zu Ausscheidungen von Wildtieren, könnte zu einer Übertragung von multiresistenten Erregern führen. Allerdings liegen dazu keine Hinweise vor.

Literatur

[1] Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention. Empfehlungen zur Prävention und Kontrolle von Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus-Stämmen (MRSA) in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen. Bundesgesundheitsblatt; 2014: 57:696–732

[2] Köck R, Cuny C. Multidrug-resistant bacteria in animals and humans. Med Klin Intensivmed Notfmed. 2018; 1-7

[3] Geisel B, Hygieneleitfaden für die Kindertagesbetreuung (mit Musterhygieneplan) (2014). Im Interent: https://www.ihph.de/vah-online/uploads/PDF/2014_HygieneleitfadenKita_BW.pdf; Stand: 01.12.19

[4] Tenhagen B A, Werner N, Kasbohrer A, et al. Transmission pathways for resistant bacteria between animals and humans: antibiotics resistance in the One Health context. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 2018; 61 (5): 515-21

[5] Hofmann, A., Kober, P., Kohlstock, et al. Rahmenhygieneplan gemäß § 36 Infektionsschutzgesetz für Kindereinrichtungen (Kinderkrippen, -gärten, -tagesstätten, auch integrativ, und Kinderhorte). Landesgesundheitsamt Brandenburg (2007). Im Internet: http://service.mvnet.de/_php/download.php?datei_id=46563; Stand: 01.01.20

[6] Littmann, M. Hygienegrundsätze in Kindertagesstätten. Ministerium für Soziales und Gesundheit. (2007) Im Internet: https://service.mvnet.de/_php/download.php?datei_id=46551; Stand 01.01.20

CME-Modul

Für Mediziner und medizinnahe Berufsgruppen, die CME-Punkte sammeln möchten, bieten wir ein CME-Fortbildungsmodul unter https://www.ghup.de/fortbildung/ an.

Experten

  • Jörg Fritzemeier, Veterinäramt des Landkreises Osnabrück
  • Stefan Hörmansdorfer, Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
  • Robin Köck, Institut für Hygiene in den DRK Kliniken Berlin & Institut für Hygiene in der Westfälische Wilhelms-Universität Münster
  • Melanie Schweizer, Veterinäramt JadeWeser
  • Ute Teichert, Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen
  • Nicoletta Wischnewski, Gesundheitsamt Charlottenburg-Wilmersdorf

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Fachbegriffe

Multiresitente Erreger
Multiresistente Erreger sind Bakterien, die gegen verschiedene Antibiotika unempfindlich sind.
Bakterien
Bakterien sind einzellige Kleinlebewesen, welche in unterschiedlichen Formen auftreten. Sie können beim Menschen Infektionskrankheiten auslösen. Ein Charakteristikum ist zudem die lange Überlebenszeit der Bakterien - nicht nur im Körper, sondern auch auf unbelebten Gegenständen können Bakterien bis zu mehreren Wochen weiterleben.
Besiedelung
Grundsätzlich verhalten sich multiresistente und sensible Bakterien ähnlich. Auch potentielle Krankheitserreger wie Staphylococcus aureus oder Escherichia coli gehören zu den normalen, physiologischen Haut- und Schleimhautbewohnern von Mensch und Tier. Bei gesunden Menschen besiedeln sie Haut und Schleimhaut (Staphylococcus aureus) bzw. den Dickdarm (Escherichia coli) ohne eine Erkrankung auszulösen.
Langfristige Besiedelung
Besiedelung, welche über mehrere Wochen besteht – im Gegensatz dazu steht die kurzfristige Besiedelung (weniger als 48 Stunden). Die Dauer der Besiedelung ist abhängig von der Regelmäßigkeit und der Intensität des Kontaktes zu multiresistenten Erregern.
Kurzfristige Besiedelung
Besiedelung, welche über mehrere Stunden besteht (weniger als 48 Stunden). Die Dauer der Besiedelung ist abhängig von der Regelmäßigkeit und der Intensität des Kontaktes zu multiresistenten Erregern.
Infektion
Von einer Besiedelung abzugrenzen ist eine Infektion, dies bedeutet, dass eine therapiebedürftige Erkrankung vorliegt. Die Symptome einer Infektion sind je nach Krankheit unterschiedlich.
Risikogruppen
Personen, welche vor und nach medizinischen Eingriffen (z. B. Operationen) stehen, mit geschwächter Immunabwehr oder sonstigen prädisponierenden Faktoren wie Grunderkrankungen (z. B. Diabetes mellitus, chronische Hautveränderungen) oder länger dauernde Therapie mit Immunsuppressiva (z. B. Cortisontherapie, Zytostatikagabe).
Hochrisikogruppen
Als Hochrisikogruppen gelten vor allem Personen, die eine medikamentöse Unterdrückung ihres Abwehrsystems erhalten (Immunsuppressiva).
MRSA
Methicillin-resistente Staphylococcus aureus, diese Bakterien sind gegenüber der Antibiotikagruppe der β-Laktam-Antibiotika, repräsentiert durch die Substanzen Methicillin bzw. Oxacillin (ORSA) unempfindlich.
MRGN
Multiresistente gramnegative Erreger sind resistent gegenüber bestimmten Antibiotikagruppen (3MRGN gegenüber drei, 4MRGN gegenüber vier Antibiotikagruppen).
ESBL-Bildner
Extended-Spektrum-Beta-Laktamasen sind resistent gegen Antibiotika, wie Penicilline, Cephalosporine und Monobactame. ESBL-Bildner enthalten ein Enzym welches β-Lactam Ringe spaltet und damit die Gruppe der β-Laktam-Antibiotika unwirksam macht.
Dekolonisierungsmaßnahme
Wird durchgeführt, um eine Infektion des Patienten mit dem besiedelnden Bakterium zu verhindern und die Wahrscheinlichkeit einer Verbreitung (z. B. auf andere Patienten und Krankenhauspersonal) zu verkleinern. Durch Waschungen und Salben wird versucht das Bakterium vom Körper zu entfernen oder die Anzahl der Bakterien zu vermindern.
Handhygiene
Hände unter warmes Wasser halten und anschließend 20-30 Sekunden gut einseifen - dazu gehören Handinnenflächen, Fingerzwischenräume und Handrücken. Danach die Hände unter fließend Wasser abwaschen und abtrocknen.