Radioaktivität in Lebensmitteln –
Untersuchungsergebnisse 2016

Der Reaktorunfall in Tschernobyl im April 1986 führte zur Einführung bundesweiter Messprogramme zur Überwachung von künstlichen Radionukliden in Lebensmitteln. Nach § 3 Strahlenschutzvorsorgegesetz in Verbindung mit der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift
zum Integrierten Mess- und Informationssystem zur Überwachung der Radioaktivität
in der Umwelt (AVV-IMIS) werden demzufolge in Bayern jährlich über 800 Lebensmittelproben des gesamten Lebensmittelspektrums auf Radioaktivität untersucht. Der Aufgabenbereich des LGL beinhaltet dabei die Erstellung der Probenpläne und die Bewertung der Ergebnisse. Für die Messungen der Proben ist das LfU verantwortlich. Zusätzlich zu den Messprogrammen des Bundes werden im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung jährlich bis zu 400 Wildfleisch- und Wildpilzproben auf Radiocäsium untersucht. Wie in den vergangenen Jahren weisen die untersuchten
Lebensmittel aus dem Handel und von den Erzeugern auch im Jahr 2016 einen äußerst geringen Radiocäsiumgehalt auf (Summe aus Cäsium 134 und Cäsium 137). Nennenswerte Radiocäsiumkonzentrationen sind derzeitig nur noch bei bayerischem Wildfleisch und Wildpilzen messbar (siehe Tabelle 1).

Radioaktivität in Wildpilzen

In bayerischen Wildpilzen lassen sich Radiocäsiumgehalte von kleiner 1 Bq/kg bis hin zu mehreren 1.000 Bq/kg in Einzelfällen nachweisen. 2016 umfasste das Wildpilzprobenprogramm insgesamt 107 Proben, davon stammten 88 Wildpilzproben aus bayerischen Wäldern. Radiocäsiumaktivitäten über 1.000 Bq/kg hat das LGL bei einer Probe Maronenröhrlinge, bei einer Probe Semmel-Stoppelpilze,
bei drei Birkenpilzproben und vier Proben weißer Rasling gemessen. Die untersuchten Steinpilze und Pfifferlinge wiesen im Jahr 2016 keine Grenzwertüberschreitungen
auf. Während der Pilzsaison überwachen die bayerischen Zollbehörden in Zusammenarbeit mit den zuständigen Lebensmittelüberwachungsbehörden Pilzimporte aus Nicht-EU-Staaten,
um kontaminierte Ware von der Einfuhr in die Europäische Gemeinschaft auszuschließen. Im Jahr 2016 stellte das LGL bei keiner der 19 importierten Wildpilzproben Radiocäsiumgehalte über dem EU-Grenzwert von 600 Bq/kg fest.

Tabelle 1: Untersuchte Radioaktivitätsproben 2016
Bezeichnung Probenzahlen Radiocäsiumgehalt in Bq/kg
bzw. Bq/L
Import Inland Min. Max MW
Sammelmilch   217 <1 <1 <1
Rindfleisch 3 87 <1 6 <1
Kalbfleisch 3 6 <1 <1 <1
Schweinefleisch   45 <1 <1 <1
Geflügelfleisch 1 23 <1 <1 <1
Getreide   73 <1 <1 <1
Kartoffeln 4 34 <1 <1 <1
Gemüse 13 138 <1 1 <1
Beeren- und Kernobst 8 41 <1 9 <1
Fische 10 1 <1 <1 <1
Käse   6 <1 <1 <1
Säuglingsnahrung   23
Trink/-Rohwasser   41 <1 <1 <1
Gesamtnahrung   75 <1 1 <1
Wildbret gesamt          
Reh    5 1 1.051 419
Hirsch  1 3 <1 <1 <1
Wildschwein (gesamt) 18 232 <1 2.952 339
Wildschwein (Handel) 18 115 <1 1.713 63
Wildpilze gesamt          
Maronenröhrlinge   23 11 1.267 327
Pfifferlinge 3 2 <1 120 25
Steinpilze 14 9 <1 291 60
andere Wildpilze 2 54 <1 7.393 619

 

Radioaktivität in Wildschweinfleisch

Neben Wildpilzen kann es vor allem bei Wildschweinfleisch zu nennenswerten Radiocäsiumbelastungen kommen, dadie Tiere das Radiocäsium über die Nahrung (zum Beispiel Pilze wie etwa Hirschtrüffel etc.) aufnehmen und es dadurch im Muskelfleisch anreichern. Je nach Nahrungsmittelangebot und den sehr unterschiedlichen regionalen Cadiocäsiumgehalten im Boden treten größere Schwankungen bei Wildschweinen auf. Um zu verhindern, dass Wildschweinfleisch mit Radiocäsiumgehalten über dem EU-Grenzwert von 600 Bq/kg in den Handel gelangt, überwacht das LGL stichprobenartig Wildschweinfleisch aus dem Groß- bzw. Einzelhandel, Gaststätten und Metzgereien. Von den 133 im Jahr 2016 untersuchten Wildschweinproben aus dem Handel wiesen 67 % der Wildschweinproben eine Aktivität von unter 10 Bq/kg Radiocäsium auf. Weitere 23 % der Handelsproben blieben unter einem Radiocäsiumgehalt von 100 Bq/kg (siehe Abbildung 2). Lediglich vier Wildschweinproben aus dem Handel überschritten den EU-Grenzwert. Drei der Proben stammten aus der Gastronomie, eine Probe aus einem regionalen Wildverarbeitungsbetrieb. Eine gesundheitliche Gefährdung konnte in sämtlichen Fällen ausgeschlossen werden. Die Wildschweinprobe mit dem höchsten Radiocäsiumgehalt von 2.952 Bq/kg stammte nicht aus dem Handel, sondern direkt von einem Jäger. Damit die bayerische Jägerschaft ihrer Sorgfaltspflicht zur Einhaltung des EU-Grenzwertes nachkommen kann, werden Eigenkontrollen mithilfe des bayernweiten Messstellennetzwerkes durchgeführt. Wie in den vorangegangen Berichtsjahren weisen die Untersuchungsergebnisse von Wildschweinfleisch aus dem bayerischen Handel auch im Jahr 2016 niedrige Radiocäsiumgehalte auf und belegen die Wirksamkeit der Eigenkontrollen durch die Messstellen der bayerischen Jäger. Weitere Informationen zu diesem Thema sowie die Einzelergebnisse der im Rahmen der Überwachung der Umweltradioaktivität durchgeführten Messungen sind auf den Internetseite des LfU (www.lfu.bayern.de, Suchbegriff „Strahlenschutzvorsorge Messwerte“) und des LGL veröffentlicht.

 

Abbildung 2: Radiocäsiumgehalte in Wildschwein aus dem Handel von 2016

Das Säulendiagramm der Abbildung zeigt die Radiocäsiumgehalte in Wildschweinfleisch aus dem Handel des Jahres 2016. Im Jahr 2016 weisen 67 % der Proben Messwerte unter 10 Bq/kg auf, 23 % der Messwerte liegen zwischen 11 und 100 Bq/kg, bei 4 % der Messwerte ist ein Radiocäsiumgehalt von 101 bis 300 Bq/kg gemessen worden. 3 % der Radiocäsiumgehalte weisen eine Radiocäsiumaktivität von 301 bis 600 Bq/kg auf. Im Berichtsjahr 2016 überschritten lediglich 3 % der Wildschweinproben aus dem Handel den EU-Grenzwert von 600 Bq/kg.