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Tierschutz in der Sauenhaltung
Das Hausschwein ist eines der am frühesten domestizierten Haustiere in der menschlichen Zivilisationsgeschichte und wird seit tausenden von Jahren zur Fleischerzeugung gezüchtet. In Deutschland ist das Schwein traditionell der wichtigste Fleischlieferant auch wenn die Schweinehaltung seit einigen Jahren zurückgeht. Allein in Bayern leben in etwa 3.500 landwirtschaftlichen Betrieben rund 2 409 300 Schweine.
Schweine sind reinliche und hochintelligente Tiere, die über ein ausgeprägtes soziales Verhalten und einen hohen Anspruch an Beschäftigung und Bewegung verfügen. In den intensiven Haltungsformen wird das natürliche Verhalten der Schweine hinsichtlich Erkundungsverhalten, Bewegungsverhalten, Nahrungsaufnahme, Trinkverhalten, Nestbauverhalten, Spieltrieb und sozialem Umgang oft stark eingeschränkt. Besonders die Haltung von Sauen in den sog. Kastenständen verwehrt den Tieren das Ausleben vieler Verhaltensweisen vollständig oder teilweise.
Schweine sind neugierig und verbringen in naturnaher Haltung 75% ihrer aktiven Zeit mit dem Suchen nach Nahrung, wobei sie ein ausgeprägtes Erkundungsverhalten aufweisen. Weiterhin trennen die Tiere Kotabsatzstellen von Schlaf- und Fressstätten. Je nach Nahrungsangebot werfen Sauen 1-2 mal pro Jahr und kümmern sich ausgiebig um ihren Nachwuchs. Schweine leben in Gruppen von bis zu 30 Tieren zusammen, wobei diese Gruppen von älteren, weiblichen Tieren angeführt werden. Schweine entwickeln stabile Rangbeziehungen und schließen untereinander Freundschaften. Eber wandern nach dem Erreichen der Geschlechtsreife ab, bilden für eine Weile sogenannte Junggesellengruppen und werden mit zunehmenden Alter einzelgängerisch.
Die aktuell verbreiteten intensiven reizarmen Haltungssysteme ermöglichen nur einen Bruchteil dieser Verhaltensweisen.
Daher steht diese Form der Haltung vielfach in der Kritik, auch weil sich der Anspruch der Verbraucher ändert. War die Herkunft von Fleisch bis vor kurzem noch kaum relevant, tendiert das Kaufverhalten zusehends in Richtung „Tierwohl“-Label und Bio-Produkte, denen eine bessere Haltungsform zugeschrieben wird. Gleichzeitig besteht weiterhin der Anspruch, dass das Produkt Fleisch erschwinglich bleiben muss. Darauf hat auch der Gesetzgeber inzwischen reagiert und umfangreiche Änderungen in der Tierschutz-Nutztierverordnung vorgenommen, um den Tieren zukünftig ein tiergerechteres Leben zu ermöglichen.
Um den Schweine haltenden Betrieben die Möglichkeit zu geben, diese weitreichenden Änderungen mitzutragen und auch zukünftig erfolgreich Schweine als Nutztiere halten zu können, wurden lange Übergangsfristen und praxisnahe Umsetzungsmöglichkeiten geschaffen.
Die Schweinehaltung in anderen europäischen Staaten beweist, dass es durchaus möglich ist, tiergerechte Unterbringung und die damit verbundenen Kosten, sowie einen zufriedenen Endverbraucher miteinander zu vereinbaren.
Das LGL begleitet im Bereich Schweinehaltung mit zwei Projekten den Weg zu tiergerechteren Haltungsformen.
Beim „Aktionsplan Kupierverzicht“ und bei der „Sauenhaltung der Zukunft“ können sich die zuständigen Behörden (Veterinärämter und Landwirtschaftsverwaltung), aber auch interessierte Tierhalter basierend auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen über praktikable Möglichkeiten zur Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen informieren. Dazu wurde eine eigene Homepage konzipiert und umfassende Informationsmaterialien bereitgestellt. Im Einzelfall ist auch eine fachliche Unterstützung vor Ort möglich.