Forschungsprojekt: Risikobewertung und Nachweis neuartiger gentechnischer Verfahren
Kurzbeschreibung
In den letzten Jahren sind neue molekularbiologische Methoden zur zielgerichteten genetischen Veränderung von Organismen entwickelt worden, welche unter dem Begriff des Genome Editing zusammengefasst werden. Diese Methoden finden teilweise bereits in der Pflanzen- und Tierzucht sowie in der genetischen Modifikation von Mikroorganismen Anwendung. Im Nicht-EU-Ausland (z.B. in den U.S.A.) gibt es bereits marktreife genomeditierte Pflanzen, teilweise werden diese auch schon angebaut. Vor allem die Methode der sequenzspezifischen Nukleasen (SDN) stehen dabei im Fokus. Zu den SDN Techniken gehören Zink-Finger-Nukleasen (ZFN), Transcription Activator-like Effector-Nukleasen (TALEN) und das CRISPR/Cas9-System. Das CRISPR/Cas9-System kann besonders einfach, schnell und kostengünstig angewendet werden, weshalb es immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Da Organismen die mit diesen neuen Techniken genetisch modifiziert wurden, seit dem am 25. Juli 2018 verkündeten EuGH-Urteil C-528/16 als gentechnisch veränderte Organismen (GVO) reguliert werden müssen, sind Nachweisverfahren unabdingbar. Jedoch beschränken sich die durch Genome Editing vorgenommenen Veränderungen im Genom häufig nur auf den Austausch einzelner Basen. Solche Punktmutationen sind besonders schwer nachzuweisen und es gibt derzeit noch keine konkret verfügbaren Nachweismethoden. Deshalb sollen im Rahmen des Projektes mögliche Nachweisstrategien recherchiert und geeignete Nachweisverfahren entwickelt werden.
Eine Applikation des CRISPR/Cas9 Systems stellt der sogenannte „Gene Drive“ dar. Mit dieser Technik ist es möglich, Veränderungen im Erbgut in Organismen einzubringen und eine weitestgehend vollständige Weitergabe der Mutationen an die Nachkommen zu erreichen. Eine mögliche Anwendung des Gene Drive ist die Bekämpfung von Insekten, die Krankheiten wie die Malaria übertragen, oder auch Schädlinge wichtiger Kulturpflanzen sind. Dafür ist auch eine Anwendung des Gene Drives außerhalb von Laboren angedacht, was derzeit sehr kontrovers diskutiert wird.
Die Risiken, die mit der Anwendung des Genom Editing bei Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen verbunden sein können, sollen ermittelt und bewertet werden. Die Rechtslage bezüglich der Regulierung/ bzw. Deregulierung dieser neuen Techniken in und außerhalb der EU soll dargestellt und diskutiert werden. Das im Rahmen dieses Projektes erarbeitet Wissen soll in Zukunft als Grundlage für eine zu erwartende öffentliche Diskussion dienen.
Laufzeit: 01.07.2017-31.12.2021
Finanzielle Förderung: Dieses Forschungsprojekt wird durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) gefördert
Publikationen
- Baillie, C.-K., Gürtler, P, Busch, U., Baiker, A. (im Druck). Genome Editing - New Breeding Techniques (NBTs) and their challenges for official surveillance of genetically modified organisms (GMOs). chrom+food FORUM.
- Baillie, C.-K-, Gürtler, P., Busch, U., Goerlich, O. und Baiker, A. (2020). Mit neuen molekularbiologischen Techniken genetisch veränderte Organismen: Regulatorischer Status und Entwicklung von Nachweismethoden In: Gürtler, P., Goerlich, O. und Baiker, A. (eds.). 8. Fachtagung Gentechnik in Oberschleißheim am 23. Oktober 2019 (Band 12 der Schriftenreihe - Gentechnik für Umwelt und Verbraucherschutz). Herausgeber: Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Erlangen.
- Gürtler, P., Baillie, C.-K., Goerlich, O., Estendorfer-Rinner, S. und Baiker, A. eds. (2019). Genome Editing (Band 11 der Schriftenreihe – Gentechnik für Umwelt- und Verbraucherschutz). Herausgeber: Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Erlangen.
- Baillie, C.-K.., Gürtler, P, Busch, U., Baiker, A. (2019). Genome Editing. DLR Dezember 2019, 530-536.