Bestimmung der Belastung von Duplikatproben einer bayerischen Bevölkerungsgruppe mit perfluorierten Substanzen und Bestimmung der täglichen Aufnahme
Kurzbeschreibung:
Grundsätzliches
Die Feldarbeit wurde, nach dem Vorliegen eines positiven Votums durch die Ethikkommission der Bayerischen Landesärztekammer in der Zeit von April bis Oktober 2005 durchgeführt. Die Teilnehmer stammten alle aus der Region München, waren nach eigener Einschätzung zum Zeitpunkt der Untersuchung gesund und hatten ein normales Verzehrsverhalten. In der Gruppe befanden sich keine Vegetarier, Veganer oder Personen mit einer besonderen Diät. Zielsetzung des Gesamtprojektes INES (Integrated Exposure Assessment Survey) war es, für eine Gruppe der derzeit toxikologisch bedeutsamsten Substanzen eine pfadübergreifende Expositionsabschätzung und Risikoermittlung der allgemeinen Bevölkerung durchzuführen. Zu diesem Zweck wurde die Aufnahme über Nahrungsmittel durch eine Duplikatuntersuchung der verzehrten Lebensmittel abgeschätzt.
Probenahme / Analytik
Jeden Tag wurde von den Teilnehmern ein Protokoll ausgefüllt, in dem für jede Mahlzeit die verzehrten Nahrungsmittel eingetragen werden mussten. Darüber hinaus wurde einmal ein Fragebogen ausgefüllt, insbesondere um mögliche Einfluss- und Störfaktoren abschätzen zu können. Jeder Teilnehmer wurde durch schriftliches Informationsmaterial und eine einmalige mündliche Unterweisung auf die Ziele der Untersuchung hingewiesen und über die Art und Weise der Probensammlung unterrichtet. Während des Sammelzeitraums erhielt jeder Teilnehmer eine Kühlbox mit Kühlakkus und den Probengefäßen für die Nahrungsmittelduplikate der verzehrsfertigen Lebensmittel. Darüber hinaus wurden Aluminiumschalen zur Sammlung außer Haus beigefügt.
Während des Sammelzeitraums wurden von insgesamt 31 Probanden (15 Frauen und 16 Männern) Tagesduplikate aller Nahrungsmittel über 7 Tage gesammelt. Die Sammelgefäße wurden jeden Tag abgeholt, umgehend (gekühlt) ins Labor transportiert und gewogen. Um eine gewisse Kontrolle durchzuführen, wurden die Inhalte der Sammelgefäße mit den Verzehrsprotokollen der Teilnehmer verglichen. Die Proben wurden anschließend homogenisiert und bis zur weiteren Analytik bei -20°C gelagert.
Ergebnisse
Das Alter der Teilnehmerinnen bewegte sich zwischen 17 und 45 Jahren, das der männlichen Probanden lag bei 16 bis 43 Jahren. Die Teilnehmerinnen an der Duplikatuntersuchung konsumierten im Wochenmittel täglich (Summe der festen und flüssigen Nahrungsmittel) 2464 g (1837 – 3217 g) und die männlichen Probanden 3324 g (1945 – 5663 g). Die höchste tägliche nahrungsbedingte Zufuhr wurde dabei für das PFOA mit 2,9 ng/kg KG (Median) und das PFOS mit 1,4 ng/kg KG (Median) beobachtet. Aufgrund der geringen Häufigkeit in der die anderen perfluorierten Verbindungen nachgewiesen wurden, lässt sich keine Zufuhr berechnen. In jedem Fall ist diese aber deutlich geringer als für die beiden vorgenannten Substanzen. Im Rahmen der statistischen Auswertungen ergaben sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern.
Schlussfolgerungen
Unsere Ergebnisse belegen, dass perfluorierte Verbindungen in den untersuchten Duplikatproben auch in Bayern nachgewiesen werden können und eine Exposition der Bevölkerung grundsätzlich besteht. Insgesamt deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass die Exposition der Bevölkerung in Bayern im unteren ng/kg Körpergewicht Bereich liegt und der Expositionssituation in Europa entspricht. Dies verdeutlicht nochmals, dass Duplikatstudien einen unverzichtbaren Beitrag zur Beschreibung der Exposition der Bevölkerung gegenüber problematischen Schadstoffen leisten können und der Nahrungsmittelpfad insgesamt einer besonderen Beobachtung bedarf. Auch wenn die derzeitige Zufuhr sich in einem niedrigen Konzentrationsbereich bewegt, ist aufgrund der begrenzten toxikologischen Datenlage und aufgrund ihres Umweltverhaltens (hohe Persistenz) eine weitere Reduktion der Belastung erforderlich.
Laufzeit: 2005 bis 2006