ZooBoFo – Zoonotic Bornavirus Focalpoint Bavaria
Ein One Health-Projekt zur Erforschung des Borna Disease Virus 1 (BoDV-1)
Das Borna Disease Virus 1 (BoDV-1) ist seit mehr als hundert Jahren als Erreger der Borna’schen Krankheit bei Tieren bekannt. Das zoonotische Potential von BoDV-1 – also die Fähigkeit des Virus auch den Mensch zu infizieren – wurde jedoch erst 2018 bestätigt. Reservoirwirt für BoDV-1 ist die Feldspitzmaus (Crocidura leucodon), die zu den Insektenfressern gehört. Infizierte Feldspitzmäuse scheiden das Virus unter anderem über Kot, Urin und Speichel aus, zeigen selbst aber keine Krankheitssymptome. Wenn jedoch das Virus auf einen sogenannten Fehlwirt (auch Sackgassen-Wirt oder dead-end host genannt) übertragen wird, kommt es zu Krankheitssymptomen mit schweren Störungen des Zentralnervensystems. Insbesondere Haussäugetiere wie Pferde, Schafe und Alpakas, aber auch andere SäugetierartenWildtiere wie Biber oder Igel sowie der Mensch können sich mit BoDV-1 infizieren. Sie erkranken in der Regel an einer schweren, zumeist tödlich verlaufenden Gehirnentzündung (Enzephalitis). Infektionen beim Menschen sind sehr selten, pro Jahr tritt eine einstellige Anzahl in Deutschland (davon >90% in Bayern) auf. Es gibt keine zugelassene Therapie für BoDV-1-Infektionen, eine Impfung ist nicht verfügbar. Des Weiteren sind bisher die genauen Übertragungswege von BoDV-1 von der Spitzmaus auf den Menschen noch nicht vollständig geklärt. Auch das klinische Spektrum humaner BoDV-1-Infektionen ebenso wie der Infektionsverlauf in der Spitzmaus sind noch nicht ausreichend untersucht.
Das ZooBoFo-Projekt
Mit dem Ziel, weitere Erkenntnisse zu BoDV-1 zu erlangen und zukünftig gezieltere Empfehlungen zur Prävention von Infektionen aussprechen zu können, wird seit 2023 im Rahmen des One Health-Projekts „Zoonotic Bornavirus Focalpoint Bavaria“ (ZooBoFo) zu BoDV-1 geforscht. ZooBoFo ist ein interdisziplinäres Forschungsprojekt, das vom LGL in Kooperation mit dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) sowie dem Universitätsklinikum Regensburg (UKR) durchgeführt wird. Dem Projekt liegt der holistische One Health-Ansatz zugrunde: Aspekte der Gesundheit von Mensch, Tier- und Umwelt werden also gleichermaßen in die Forschung einbezogen. Gefördert wird das Projekt vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention (StMGP). ZooBoFo umfasst die folgenden Projektziele:
- Weitere Eingrenzung des Übertragungsweges von BoDV auf den Menschen
- Information der Bevölkerung, Ärzte/Tierärzteschaft und von Kleinsäugerexperten zum Thema BoDV-1
- Gewinnung von Erkenntnissen zum Verlauf der Infektion im Erregerreservoir
- Exaktere Beschreibung des regionalen Vorkommens von BoDV in Bayern
- Erlangung weiterer Erkenntnisse zur Umweltstabilität von BoDV
- Eruierung der Wirksamkeit antiviraler Substanzen gegen BoDV in Zellkultur
- Weitere Aufklärung des Symptomspektrums humaner BoDVInfektionen (BOSPEK 2.0)
Ansprechpartner
Stellvertretende Leiterin des Sachgebiets für
„Infektionsepidemiologie und Surveillance, Daten- und
Modellierungsunit (GI-TFI2)“
Landesinstitut Gesundheit II – Task Force Infektiologie
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
Lazarettstraße 67 | 80636 München
Telefon: +49-9131-6808-5634
E-Mail: merle.boehmer@lgl.bayern.de
Leiter des Nationalen Referenzlabors für Bornavirusinfektionen der Tiere
Institut für Virusdiagnostik
Friedrich-Loeffler-Institut
Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit
Südufer 10 | 17493 Greifswald - Insel Riems
Telefon: +49 38351 7-1521 (Büro), -1108 (Labor)
E-Mail: Dennis.Rubbenstroth@fli.de
Institut für Klinische Mikrobiologie und Hygiene
Universitätsklinikum Regensburg
Franz-Josef-Strauß-Allee 11, 93053 Regensburg
Telefon: +49 941-944-14635
E-Mail: markus.bauswein@ukr.de