Forschungsprojekt: Prävalenz von thermophilen Campylobacter spp. in Kotproben von Rindern, Schweinen und Geflügel sowie in Lebensmittelproben

Kurzbeschreibung:

Campylobacter zählt zu den wichtigsten bakteriellen Infektionserregern meldepflichtiger Krankheiten. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit und das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten teilte mit, dass im Jahr 2007 Campylobacter-Infektionen die Liste der Zoonosen in der Europäischen Union anführten.

In Bayern lag die Inzidenz für eine Campylobacteriose im Jahr 2008 bei 59,9 pro 100.000 Einwohner. Als Hauptquellen der sporadisch auftretenden Infektionen gelten Lebensmittel tierischen Ursprungs; etwa 47% der Infektionen werden in Deutschland auf den Verzehr von Hähnchenfleisch zurückgeführt. Thermophile Campylobacter spp. verursachen Gastroenteritiden und können postinfektiös zu schweren gesundheitlichen Störungen wie z. B. dem Guillain-Barré-Syndrom führen.

Aufgrund der hohen Nachweisraten von thermophilen Campylobacter spp. in Geflügelbeständen geht man davon aus, dass zumindest ein Teil der humanen Campylobacter-Erkrankungen auf diese Quelle insbesondere auf Kreuzkontaminationen beim Handling von rohem Geflügelfleisch zurückzuführen ist. Studien aus mehreren europäischen und außereuropäischen Staaten belegen allerdings, dass auch andere lebensmittelliefernde Tiere, z. B. Rinder, bei Untersuchung der Übertragungswege zu berücksichtigen sind.

Um Aussagen über die Prävalenz thermophiler Campylobacter spp. nicht nur im Geflügelbereich, sondern auch bei anderen landwirtschaftlichen Nutztieren treffen und im Vergleich mit den bei der Untersuchung von Lebensmitteln gewonnenen Daten eine erste Risikoabschätzung im Sinne des gesundheitlichen Verbraucherschutzes treffen zu können, wurde im Rahmen des vorliegenden Projektes eine Datenerhebung zum Vorkommen thermophiler Campylobacter spp. im Lebensmittel- und Veterinärbereich in Bayern durchgeführt.

Kotproben von Rindern, Schweinen und Nutzgeflügel sowie Lebensmittelproben der genannten Tierarten, die im Rahmen der Routinediagnostik sowie der EU-Prävalenzstudie zur Erfassung von Salmonella und Campylobacter beim Masthähnchen (Entscheidung 2007/516/EG) am LGL bearbeitet wurden, wurden mit Hilfe kulturell-bakteriologischer Verfahren auf das Vorhandensein thermophiler Campylobacter spp. (C.) überprüft, um verlässliche Daten über die in Bayern zu erwartenden Prävalenzraten bei unterschiedlichen Tierarten und den entsprechenden Lebensmitteln zu erhalten. Isolierte Stämme wurden biochemisch und molekularbiologisch differenziert und charakterisiert, um mit den erhobenen Daten einen aktiven Beitrag zur Risikoabschätzung und zum angewandten Verbraucherschutz leisten zu können.

Die durchgeführten Prävalenzerhebungen bei den wichtigsten Lebensmittel liefernden Tierarten Geflügel, Rind und Schwein zeigen, dass sowohl in Geflügelbeständen (bis zu 46 % der untersuchten Proben positiv) als auch in Rinder- (13 % der untersuchten Proben positiv) und Schweinebeständen (36 % der untersuchten Proben positiv) thermophile Campylobacter spp. regelmäßig nachweisbar sind. Gerade bei Hühnern ergibt sich aber eine erhebliche Diskrepanz zwischen dem Nachweis aus Zäkuminhalt (46% positiv) und dem Nachweis aus Kotproben (75% positive). Auf der Hautoberfläche von Hühnerkarkassen wurden dagegen zu 72% thermophile Campylobacter spp. nachgewiesen. Ein ähnliches Ergebnis ergibt sich beim Vorkommen von Salmonella spp. Während auf 30 von 50 Karkassen (60%) Salmonella spp. nachgewiesen wurden, gelang dies nur in 3 von 50 Zäka (6%). Auch der hohe Prozentsatz positiver Lebensmittelproben aus dem Einzelhandel (Hähnchen: 57 %, Ente: 65,3 %, Gans: 10,7 %) liegt deutlich über dem Prozentsatz an positiven Proben aus den Beständen. Im Gegensatz dazu konnten aus den untersuchten Rind und Schweinefleischproben trotz des regelmäßigen Nachweises in den Beständen thermophile Campylobacter spp. nicht isoliert werden.

Dieses Ergebnis zeigt, dass zumindest ein Teil der positiven Lebensmittelproben auf eine Kreuzkontamination während des Schlacht- bzw. Zerlegeprozesses, der sich beim Geflügel deutlich von den Vorgängen bei Rind und Schwein unterscheidet, zurückzuführen ist. Deshalb liegt es nahe, im Geflügelbereich neben der notwendigen Sanierung der Geflügelbestände im Rahmen der Zoonosebekämpfung auch im Bereich des Schlacht- und Zerlegeprozesses anzusetzen, da es nach derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnissen noch nicht absehbar ist, ob es in den nächsten Jahren gelingen wird, Geflügelbestände dauerhaft frei von thermophilen Campylobacter spp. zu bekommen. Der Vergleich zu den Daten aus den Rinder- und Schweinebeständen zeigt allerdings, dass die Möglichkeit besteht, trotz des Nachweises von thermophilen Campylobacter spp. in den Herkunftsbeständen, Campylobacter-freie Lebensmittel zu produzieren.

Laufzeit: 2007 bis 2009