Projekt 17-19: „Methoden der Mineralöl-Analytik, Teil A: Etablierung der Mineralöl-Analytik mittels LC-GC-FID“
Mineralöle bestehen aus linearen, verzweigten und cyclischen gesättigten Kohlenwasserstoffen (MOSH-mineral oil saturated hydrocarbons) sowie (zumeist) alkylierten aromatischen Kohlenwasserstoffen (MOAH– mineral oil aromatic hydrocarbons). Aufgrund der vielfältigen Eintragsquellen können Mineralölbestandteile in nahezu allen Lebensmitteln vorhanden sein. Besonders relevante Beiträge zur Kontamination von Lebensmitteln mit MOSH und MOAH sind der Übergang flüchtiger Komponenten von Verpackungen aus Recyclingpapier auf Lebensmittel sowie der direkte Eintrag von Schmier- oder Paraffinölen bei der Lebensmittelproduktion.
Toxikologisch sind MOSH und MOAH derzeit noch nicht umfassend charakterisiert. MOSH reichern sich im menschlichen Körper an, wobei bislang keine nachteiligen gesundheitlichen Effekte festgestellt wurden. Allerdings lösen sie im Tierversuch entzündliche Reaktionen in der Leber aus. Bei den MOAH ist nicht auszuschließen, dass auch krebserregende Stoffe enthalten sein können. Daher sollten Übergänge von MOSH auf Lebensmittel so weit wie technisch möglich minimiert werden und insbesondere sollte kein nachweisbarer Übergang von MOAH auf Lebensmittel stattfinden.
Aufgrund dieser Problematik wurde von der EU die Empfehlung (EU) 2017/84 abgegeben, welche vorsieht, dass die Mitgliedstaaten die Belastung von Lebensmitteln mit Mineralölkohlenwasserstoffen (MOH) überwachen und die Ergebnisse hierzu anschließend an die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) übermitteln sollen. Auf nationaler Ebene arbeitet gleichzeitig die Projektgruppe „Minimierungskonzept für Mineralölbestandteile in Lebensmitteln“ (bestehend aus Vertretern der Industrie und Überwachung) durch die Sammlung und Auswertung von Untersuchungsergebnissen an der Ableitung von Orientierungswerten für MOH in Lebensmitteln.
Das LGL hat zur Umsetzung der Empfehlung (EU) 2017/84 das hier beschriebene Projekt initiiert. Ziel des Projekts war es, zunächst die Analytik von MOSH und MOAH in verschiedenen Lebensmitteln und Verpackungsmaterialien zu etablieren. Hierfür sollte die derzeit gängige Bestimmungsmethode (on-line Kopplung von Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (LC) und Gaschromatographie (GC) mit Flammenionisationsdetektor (FID)) zum Einsatz kommen. Durch die Untersuchung amtlicher Proben sollten anschließend Untersuchungsergebnisse generiert werden, welche der EFSA und der Projektgruppe „Minimierungskonzept für Mineralölbestandteile in Lebensmitteln“ zur Verfügung gestellt werden sollten.
In der Projektlaufzeit wurden zunächst die Grundlagen für die neuartige und komplexe Analytik von Mineralölbestandteilen mittels LC-GC-FID erfolgreich am LGL etabliert. Anschließend konnten erste Untersuchungsmethoden für die Probenmatrices trockene Lebensmittel, Schokolade und Schokoladenerzeugnisse, Käse und Erzeugnisse aus Käse, feine Backwaren sowie Verpackungsmaterialien aus Papier/Pappe/Karton entwickelt, validiert und eingesetzt werden. Somit ist das LGL nun in der Lage, eigenständig Lebensmittel verschiedener Matrices auf Kontaminationen mit Mineralölbestandteilen zu untersuchen und amtliche Proben diesbezüglich zu beurteilen. Für die Gewinnung von Ergebnisdaten zur Übermittlung an europäische und nationale Kontaktstellen wurden während der Projektlaufzeit 334 Proben untersucht, darunter 244 trockene Lebensmittel, 40 Schokoladen/Schokoladenerzeugnisse sowie 50 Käse/Erzeugnisse aus Käse. Verpackungen aus Papier/Pappe/Karton wurden in der Regel mit untersucht, um Rückschlüsse auf einen möglichen Übergang von MOH von der Verpackung auf das Lebensmittel zu ziehen. Die Kontaminationsquellen wurden ermittelt, soweit es im Rahmen der zur Verfügung stehenden Untersuchungsmethoden möglich war. Alle Untersuchungsergebnisse wurden der EFSA und der nationalen Projektgruppe zur Verfügung gestellt. Während der Projektlaufzeit konnten so bereits erste Orientierungswerte für MOH in einigen Lebensmittelgruppen veröffentlicht werden. Insgesamt zeigte sich, dass die Lebensmittelindustrie für die untersuchten Produkte mittlerweile recht gut in der Lage ist, den Eintrag von MOH in Lebensmittel so weit wie technisch möglich zu minimieren. Allerdings wurden bisher einige, möglicherweise häufig mit MOH kontaminierte Lebensmittelgruppen (z. B. Speiseöle, Kräuter/Gewürze) bislang noch nicht untersucht. Da das Konzept der MOH-Orientierungswerte auf diese noch und ggf. weitere Produkte ausgedehnt werden soll, ist weiterer Forschungsbedarf gegeben, um neue Untersuchungsmethoden zu entwickeln. So kann das LGL durch seine Forschungsaktivitäten auch weiterhin aktiv zum Minimierungskonzept für MOH in Lebensmitteln und somit zum gesundheitlichen Verbraucherschutz beitragen.