Forschungsprojekt: Entwicklung molekularbiologischer Nachweisverfahren zur Lebend-/Tot-Differenzierung von Bakterien des Mycobacterium tuberculosis-Komplexes in Lebensmitteln unter besonderer Berücksichtigung der Gefährdungsbeurteilung von Wildbret
Kurzbeschreibung
Die Prävalenz von Mycobacterium (M.) caprae, wie M. bovis ein Erreger des M. tuberculosis-Komplexes und der anzeigepflichtigen bovinen Tuberkulose, liegt beim Rotwild laut Ergebnissen eines von vier Alpennationen durchgeführten EU Projektes lokal, z. B. im oberen österreichischen Lechtal, bei über 20 % (Domogalla et al., 2013; Schöpf et al., 2012; EMIDA, 2013). Bei diesem großangelegten Monitoringprogramm wurde deutlich, dass die für eine Tuberkulose typischen pathologisch-anatomischen Veränderungen in infizierten Wildtieren häufig fehlen, so dass die Tierkörper im Rahmen der „normalen“ Wildbretuntersuchung als unverdächtig bzw. gesundheitlich unbedenklich für den Menschen eingestuft werden. Des-halb besteht die Gefahr, dass Fleisch von Tuberkulose-infizierten Tieren für den menschlichen Verzehr in den Verkehr gelangt.
Die Einstufung von Bakterien des M. tuberculosis-Komplexes in die Risikogruppe 3 biologischer Arbeitsstoffe gem. BioStoffV illustriert das besonders hohe Infektionsrisiko, das beim Kontakt mit dieser Spezies bestehen kann. Inwieweit tatsächlich eine Kontamination des Wildbrets bzw. der daraus gefertigten Produkte stattfindet, ist jedoch noch völlig unklar; es gibt für Deutschland noch keinerlei Daten zum Vorkommen von Mykobakterien in Fleisch.
Ziel des avisierten Projektes ist es deshalb, eine unter Berücksichtigung der aktuellen epidemiologischen Situation repräsentative Anzahl an Wild- und Wildbretproben auf das Vor-kommen von Bakterien des M. tuberculosis-Komplexes zu untersuchen, um das hiervon ausgehende Gefährdungspotential objektiv einschätzen zu können.
Aufgrund des besonders langsamen Wachstums von Bakterien des M. tuberculosis-Komplexes – die Anzucht dauert bis zu 8 Wochen – ist jedoch die als „Goldstandard“ geltende kulturelle Untersuchung für den Bereich „frische Lebensmittel“ im Verdachtsfall kaum anwendbar. Andererseits geben die ebenfalls etablierten, schnellen molekularbiologischen Verfahren keinen Aufschluss darüber, ob es sich bei einem möglichen positiven Resultat um lebende oder tote Bakterien (bzw. Teile davon) handelt, so dass die Nukleinsäureamplifikationstechnik zwar die bloße Bestätigung einer Kontamination erlaubt, jedoch keine Gefährdungsbeurteilung durch den gezielten Nachweis lebender und damit potentiell infektiöser Bakterien des M. tuberculosis-Komplexes ermöglicht. Aus diesem Grund ist es notwendig, vorab ein schnelles und sensitives Verfahren zur Lebend-Tot-Differenzierung zu etablieren.
Die Ergebnisse der anschließend durchgeführten Marktanalyse können dazu beitragen, den Verbraucher objektiv über den Status quo zu informieren und Empfehlungen zum sicheren Umgang mit Wildbret auszusprechen. Die derart erzielte Stärkung des Verbrauchervertrauens trägt auch dazu bei, das Kaufinteresse an dem stetig wachsenden Wildbretmarkt zu erhalten und zu fördern.
Laufzeit: 2014 bis 2015