Forschungsprojekt: Entwicklung bzw. Etablierung mikro- und molekularbiologischer Nachweismethoden für humanpathogene Yersinia spp. und Vibrio spp. in Lebensmitteln

Kurzbeschreibung

Vibrio spp.

Vibrio parahaemolyticus gehört, ebenso wie Vibrio vulnificus und Vibrio cholerae, zu den lebensmittelassoziierten Gastroenteritiserregern, die in Seefischen und anderen Meerestieren, vor allem aus wärmeren Gewässern, nachgewiesen werden. Ein Rohverzehr dieser Lebensmittel, wie es z. B. aufgrund der steigenden Anzahl von Sushi-Restaurants in Deutschland immer häufiger wird, birgt für den Verbraucher die Gefahr einer Erkrankung.

In den DGHM-Richtlinien zur Beurteilung von Lebensmitteln wird eine Untersuchung von Seefisch aus wärmeren Regionen auf Vibrio spp. ausdrücklich empfohlen; in den Erwägungsgründen der VO (EG) Nr. 2073/2005 wird die Entwicklung bzw. Etablierung zuverlässiger Nachweismethoden für den Nachweis anderer biologischer Gefahren, z. B. Vibrio parahaemolyticus ebenfalls gefordert.

Eine große Anzahl von kulturellen Nachweisverfahren wurde bereits für die Isolierung der unterschiedlichen Vibrio spp. beschrieben. Ein Problem, das bei der Anwendung allerdings auftritt, ist, dass der größte Teil der Untersuchungsverfahren für die Kultivierung pathogener Vibrio spp. aus klinischem Material entwickelt wurde. Eine direkte Übertragung der Methodik auf Lebensmittelproben ist u. a. deshalb äußerst schwierig, weil Lebensmittel häufig eine hohe Anzahl an apathogenen Vibrio spp. enthalten, die kulturell nur sehr schwer bzw. nicht von pathogenen Spezies zu unterscheiden sind.

Insofern war das Ziel des Projektes, eine kulturelle Nachweismethode in Kombination mit molekularen Verfahren zu entwickeln und im Labor für Lebensmittelmikrobiologie zu etablieren, um einen routinemäßigen Nachweis dieses Erregers nicht nur in Verdacht- und Beschwerdeproben, sondern auch im Rahmen der amtlichen Probenplananforderungen zu ermöglichen.

Die im Rahmen des vorliegenden Projektes etablierten umfangreichen Nachweisverfahren ermöglichen eine kontinuierliche risikoorientierte Überwachung von Seefisch, Krusten-, Schalen- und Weichtieren auf das Vorhandensein pathogener Vibrio spp., da sicherlich in Zukunft im Hinblick auf die Folgen des Klimawandels auch mit einem verstärkten Vorkommen dieser Erreger in einheimischer Ware und nicht nur in Importware zu rechnen ist . Deshalb ist eine Überwachung in diesem Bereich sicherlich im Sinne des gesundheitlichen Verbraucherschutzes auch weiterhin erforderlich, auch wenn nach Auswertung der derzeit vorliegenden Untersuchungsergebnisse, die Nachweisraten an humanpathogenen Varianten der Erreger in den untersuchten Lebensmitteln gering sind.

Humanpathogene Yersinia spp.

Unter den in Deutschland meldepflichtigen bakteriellen Gastroenteritiden belegen die in den letzten Jahren übermittelten 6.000 bis 7.000 Yersinia enterocolitica-Erkrankungen gegenwärtig, nach Salmonella und Campylobacter spp., den dritten Rang. Eine häufige Infektionsursache stellen nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft kontaminierte Lebensmittel tierischer Herkunft dar. Bei der Verhütung von Infektionen stehen vor allem die Schlacht- und Fleischhygiene bzw. die Lebensmittel- und Küchenhygiene im Vordergrund, da Yersinien sich, im Gegensatz zu anderen bakteriellen Enteritiserregern, auch bei Kühllagerung der Lebensmittel vermehren können.

Insofern war es Ziel des Projektes, die bereits bestehende bzw. eine modifizierte kulturelle Nachweismethode mit molekularen Verfahren zu kombinieren und im Labor für Lebensmittelmikrobiologie zu etablieren, um den auch in der Routinediagnostik notwendigen Nachweis von Yersinia enterocolitica zeitnah zu ermöglichen.

Die vorgelegten Untersuchungen zeigen, dass bei Schweinefleisch und –zubereitungen grundsätzlich mit dem Vorkommen von humanpathogenen Yersinia enterocolitica-Stämmen zu rechnen ist. Da derzeit noch keine gesicherten Erkenntnisse über den Infektionsweg und die für eine humane Erkrankung benötigte Infektionsdosis vorliegen, werden die im Rahmen des Projektes etablierten und validierten qualitativen und quantitativen Nachweisverfahren zukünftig für Statuserhebungen in weiteren Lebensmittelmatrizes in der Routinediagnostik eingesetzt, um im Sinne des gesundheitlichen Verbraucherschutzes über eine ausreichend sichere Datenlage verfügen zu können.

Laufzeit: 2007-2009