Forschungsprojekt:Monitoringstudie zum Kontakt- und Vorkommensnachweis von aviärem Influenza-AVirus (AIV) bei Wildvögeln in Bayern
Kurzbeschreibung
Das Ziel der vorliegenden Studie war es, Daten über die aktuelle Verbreitung aviärer Influenza-A-Viren in der Wildvogelpopulation in Bayern über einen längeren Zeitraum zu erheben. Neben Informationen über die Existenz eines H5N1-Reservoirs, sollten Erkenntnisse über das speziesspezifische, regionale und saisonale Vorkommen der AIV Subtypen bei Wildvögeln gewonnen werden. Zusätzlich konnten Informationen zu Virulenzgenen und Pathogenität selektierter H5N1 Isolate gewonen werden.
Zwischen Juli 2007 und Dezember 2009 wurden bayernweit 6.717 Wildvögel aus insgesamt 14 zoologischen Ordnungen beprobt. Dabei wurden Kloakal- und Tracheal-Tupferproben, Kotproben und Organe untersucht. Der AIV-Nachweis sowie die Differenzierung der HA- und NSubtypkomponenten H1 bis H13 und N1 bis N3 erfolgten mittels molekularbiologischer Methoden direkt aus klinischem Material. Bei einzelnen Proben (n = 14) gelang eine Virusisolierung mittels Anzucht im embryonierten Hühnerei.
Bei 4,3 % der 6.717 Wildvögel wurden mittels RT-Real-time PCR (RTrPCR) Influenza-A-Virusgenome nachgewiesen, allerdings nur bei sechs der insgesamt 78 untersuchten Vogelarten. Die höchste AIV-Prävalenz wurde bei der am häufigsten beprobten Stockente (Anas platyrhynchos) (6,9 %) festgestellt, gefolgt von der Krickente (Anas crecca) (6,5 %), der Reiherente (Aythya fuligula) (6,3 %), dem Höckerschwan (Cygnus olor) (1,5 %), dem Blässhuhn (Fulica atra) (0,3 %) und der Graugans (Anser anser) (0,1 %). Influenza-A-Virusgenome wurden am häufigsten in Schwaben (11,0 %) detektiert. Diese Region liegt im zentralen Bereich der Südwest-Route des Vogelzuges und weist beliebte Rastplätze für Zugvögel auf. Eine charakteristische saisonal erhöhte Nachweisrate wurde bei Wildvögeln jeweils im Herbst/Winter gefunden. Mit Ausnahme von H7, H8 und H12 wurden alle HA-Subtypkomponenten von H1 bis H13 und drei Doppelinfektionen (H3/H9, H6/H13, H9/H10) bei Stockenten nachgewiesen. Darüber hinaus wurden die HA-Typen H5 (21,0 % der AIV48 positiven Vögel), H11 (9,8 %), H9 (4,5 %) und H6 (4,5 %) bzw. die Subtypen H5N3 (10,8 %) und H1N1 (2,1 %) am häufigsten detektiert. Lediglich die Präsenz von Genom des HPAIV H5N1/Typ Asia wurde zuletzt Anfang 2009 bei einer im Landkreis Starnberg erlegten Stockente festgestellt. Ein Pool an solitären H5- und N1-Subtypkomponenten existiert bei 0,9 % bzw. 0,3 % der untersuchten Vögel. Viren mit der Virulenz-relevanten Subtypkomponente H7 (Geflügelpestverordung) wurden in Bayern im dargestellten Untersuchungszeitraum nicht nachgewiesen. Dies unterstreicht die momentane Dominanz von H5 und N1 Subtypkomponenten. Die Virusanzucht im bebrüteten Hühnerei war nur in 14 Fällen erfolgreich.
Es gab keine epidemiologischen Hinweise auf ein permanentes HPAI H5N1-Reservoir bei Wildvögeln in Bayern. Virulenz-assoziierte Genomsequenzen sind im Hinblick auf das Wirtsspektrum von AIV besonders zu beachten. Die Ergebnisse belegen ein Vorkommen von AIV mit deutlichen speziesspezifischen, regionalen und saisonalen Verteilungsschwerpunkten. Stockenten erwiesen sich als bedeutendes AIV-Reservoir und eignen sich ganz besonders als Indikatoren zur Abschätzung des Vorkommens und der Subtypverteilung von AIV in einer bestimmten Region.
Laufzeit: 2004 bis 2009