Forschungsprojekt: Untersuchungen zur korrekten Treffpunktlage für den Bolzenschuss bei der Betäubung von Rindern

Kurzbeschreibung

Bei der Betäubung von Rindern bei der Schlachtung mit dem Bolzenschuss kommt es in der Praxis immer wieder vor, dass Tiere nicht oder nicht ausreichend betäubt sind. Vor diesem Hintergrund galt es in dieser Studie zu untersuchen, ob der vorgegebene Ansatzpunkt nach TVT (2007) bei der Betäubung von Rindern auch bei unterschiedlichen Gewichtsklassen und Alterskategorien so lokalisiert, dass der Bolzen mit Sicherheit in Richtung auf das Stammhirn eindringt und somit zu einer lang anhaltenden und im besten Fall irreversiblen Bewusstseins- und Wahrnehmungslosigkeit bei den Rindern führt, oder ob und an welcher Stelle zukünftig ein anderer Treffpunkt gewählt werden muss. Dazu wurden an einem oberfränkischen Schlachthof insgesamt 1027 Rinderschädel untersucht. Es wurden Rinder der Kategorien Färse, Kuh, Jungbulle und Bulle aller verfügbaren Rassen und Gewichtsklassen mit einbezogen. An jedem Kopf aller in die Untersuchung eingehender Rinder wurden sieben definierte Messpunkte zur Erfassung der äußeren Kopfform festgelegt und nach der medianen Spaltung der Schädel der zuvor markierte Ansatzpunkt für den Bolzen (vorgegebener Punkt) dem anatomisch günstigeren Punkt (optimaler Punkt) gegenübergestellt und der Abstand dieser beiden Punkte festgehalten.

Die Ergebnisse zeigen, dass insgesamt 54,8 % der untersuchten Tiere eine positive Schusspunktdifferenz aufweisen, das heißt der anatomisch günstigere Punkt wäre über dem vorgegeben Treffpunkt gelegen. Die Rassen Charolais (p < 0,001) und Deutsch Angus (p < 0,001) verglichen mit anderen Rassen zeigen die höchsten Risiken für solch eine positive Schusspunktabweichung. Der Bolzenschuss stellt grundsätzlich eine gute Form der Betäubung dar, die durch eine Veränderung des Ansatzpunktes noch verbessert werden kann und muss. Eine Erhöhung des Prozentsatzes optimal getroffener Tiere auf zumindest 65,3 %, könnte unter den vorgefundenen Bedingungen durch eine Verschiebung des Schusspunktes um mindestens 1,25 cm in dorsale Richtung erreicht werden. Allerdings sollten auch mit diesem neu vorgeschlagenen Ansatzpunkt noch weitere Untersuchungen durchgeführt werden.

Bei der Auswertung der Fotos der gespaltenen Rinderschädel fiel als Zusatzbefund auf, dass der Bolzen mit einer Austrittslänge von 8 cm herkömmlicher Schussapparate nur bei 45 % der kontrollierten Köpfe sicher den Hirnstamm erreicht hätte. In 20 % der Fälle wäre der Hirnstamm einzig unter optimalen Bedingungen erreicht worden. Bei den verbleibenden 35 % hätte unter keinen Umständen ein Bolzen dieser Länge den Hirnstamm überhaupt erreicht, so dass dadurch eine ordnungsgemäße, im besten Fall irreversible Betäubung, eventuell nicht hätte eintreten können.

Laufzeit: 2009-2011