Forschungsprojekt: Epidemiologische Untersuchungen zur Bedeutung von Coxiella burnetii-Infektionen in Bayern
Kurzbeschreibung
Die meldepflichtige Tierseuche „Q-Fieber“ wird durch Coxiella (C.) burnetii, einem kleinen, pleomorphen, obligat intrazellulären Bakterium, verursacht. Der Mikroorganismus vermehrt sich nur in Phagolysosomen infizierter Zellen; klassisch-kulturelle bakteriologische Methoden sind daher für den Nachweis nicht geeignet. Coxiella burnetii verursacht häufig eine milde Krankheit in Haustieren, ist aber als Aborterreger vor allem bei Schafen, Ziegen und Rindern von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Darüber hinaus ist C. burnetii als Zoonoseerreger beim Menschen Ursache leichter bis sehr schwer verlaufender Infektionen. Die Übertragung erfolgt dabei durch Tierkontakte und Aerosole. Zudem wird die Übertragung durch nicht-pasteurisierte Milch und -produkte diskutiert.
In den letzten Jahren sind vermehrt humane Q-Fieber-Fälle beschrieben worden (http://www.fli.bund.de/170.html; RKI: Epidemiologisches Bulletin Nr. 25). Schafe sind dabei die Hauptüberträger. Insbesondere betroffen war 2008 der Landkreis Aschaffenburg mit 63 humanen Fällen von Januar bis Mai 2008 und es wurden dort insgesamt 13 Schafzucht-Betriebe mit Q-Fieber-Problematik identifiziert. Auch ist es möglich, dass die Bedeutung von Q-Fieber in der bayerischen Nutztierhaltung methodenbedingt bisher unterschätzt wurde. In ersten Vorversuchen konnte am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebenstmittelsicherheit (LGL) gezeigt werden, dass der molekularbiologische Nachweis von C. burnetii aus Nachgeburten gegenüber der mikroskopischen Beurteilung von nach Stamp gefärbten Abklatschpräparaten deutlich höhere Nachweisraten erbrachte. Vorberichtlich wurde bei den positiv-getesteten Proben häufig von bestandsweise gehäuften Aborten berichtet.
Ziel der Studie ist die Abschätzung des Vorkommens und der Bedeutung von C. burnetii-Infektionen in Bayern aus veterinärmedizinischer Sicht in Kooperation mit der Klinik für Wiederkäuer der LMU. Dabei soll der molekularbiologische Nachweis etabliert und validiert und die arbeitsaufwändige Aufarbeitung der Proben zur Bewältigung größerer Probenaufkommen auf einer Roboter-Plattform (mp200sp, Abbott Diagnostics) implementiert und optimiert werden. Positiv getestete Bestände sollen auf das Vorkommen und die Verbreitung von Coxiella burnetii im Bestand untersucht werden. Die Bedeutung eines Coxiella burnetii-Nachweises mittels PCR bei Abortgeschehen soll mit Hilfe von pathologisch-anatomischen und pathohistologischen Untersuchungen evaluiert werden.
Bei gehäuften Fällen, wie z.B. in Aschaffenburg, wird immer wieder eine erhöhte Virulenz der für das Infektionsgeschehen verantwortlichen Stämme diskutiert; jedoch sind bisher keine Methoden für die Typisierung der involvierten Isolate etabliert. Multiple loci variable number of tandem repeats analysis (MLVA) ist eine solche Methode, die für dieses Ziel geeignet ist. Diese soll für die Typisierung deutscher Isolate entwickelt, etabliert und evaluiert werden. Alle Ergebnisse werden epidemiologisch beurteilt.
Laufzeit: 2009