Verleihung des „Bayerischen Preises für Arbeitsmedizin 2022“ am 29.11.2022
Am 29. November 2022 wurde der „Bayerische Preis für Arbeitsmedizin 2022“ verliehen. Der mit 5.000 € dotierte Preis wird seit 1976 vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales (StMAS) ausgelobt und alle zwei Jahre an Ärztinnen und Ärzte verliehen, die hervorragende wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Arbeitsmedizin veröffentlicht haben.
Preisträgerin in 2022 ist Frau PD Dr. Sonja Kilo vom Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Lehrstuhl für Arbeits- und Sozialmedizin, der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Der Preis wurde im Rahmen eines Festaktes durch Frau Ministerialdirigentin Ingrid Kaindl vom StMAS überreicht.
Nach der Übergabe des Preises, v.l.n.r.: Prof. Dr. med. Dennis Nowak (Direktor des Instituts und der Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der LMU München, Klinikum der LMU München-Innenstadt), PD Dr. med. Sonja Kilo (Preisträgerin; FAU Erlangen Nürnberg), Ingrid Kaindl (StMAS), Prof. Dr. med. Hans Drexler (Direktor des Instituts und der Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der FAU Erlangen Nürnberg)
Frau PD Dr. med. Kilo wurde für ihre Forschungsarbeit zum Umgang mit Flusssäure im Arbeitskontext geehrt. Flusssäure respektive Fluorwasserstoffsäure (HF) ist keine natürlich vorkommende Säure. Ihr Einsatz erfolgt in vielen Industriebereichen, so z. B. in der chemischen Industrie, Metallindustrie, Galvanik, Halbleiterindustrie etc. Flusssäureverätzungen gehören zu den gefährlichsten Arbeitsunfällen überhaupt. Deshalb ist die Frage der dermalen Dekontamination von größter Wichtigkeit. Die Preisträgerin beschreibt die Entwicklung eines Humanhaut- Modells zur Charakterisierung der Absorption von HF und auftretender lokaler Schäden; ein Ex- vivo- Diffusionszellmodell folgte. In der Forschungsarbeit wurden unterschiedliche Dekontaminationsstrategien bzw. – mittel untersucht. Es zeigte sich, dass die sofortige Dekontamination (< 1 min) die Voraussetzung für eine erfolgreiche Dekontamination darstellt. Dabei zeigte sich ebenfalls, dass die Gabe von Calziumgluconat wirksamer ist als die von Magnesiumgluconat. Die Zugabe von Puffer fördert die Wirksamkeit der Dekontamination. Die Publikation „Calcium, magnesium and aluminium ions as decontaminating agents against dermal fluoride absorption following hydrofluoric acid exposure“ verfolgt einen translationalen Ansatz; es wird eine Verbindung von Grundlagenforschung in Kombination mit deren Anwendung in der Praxis angestrebt.
Auf Grundlage der vorliegenden Arbeit ist die Erstellung einer Handlungsanweisung für dermale HF- Kontaminationen, in Zusammenarbeit mit den Berufsverbänden, geplant, was aus arbeitsmedizinischer Sicht außerordentlich relevant ist.
Der Festakt wurde durch eine Fortbildung „Update Arbeitsmedizin“ mit verschiedenen Fachvorträgen eingeleitet.
Die Organisation der Veranstaltung oblag der Akademie für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin (ASUMED) am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL).