Förderprogramm zum Erhalt und zur Verbesserung der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum

Signet Jahresbericht 2023

Abstract

Das Förderprogramm zum Erhalt und zur Verbesserung der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum zielt mit den beiden Fördersäulen „Landarztprämie“ und „Förderung von Medizinstudierenden“ darauf ab, dem Strukturwandel im Gesundheitswesen zu begegnen und eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung auch in Zukunft in allen Regionen Bayerns zu sichern.

Mit der Landarztprämie wird insbesondere in ländlich geprägten Regionen Bayerns die Niederlassung von Hausärztinnen und Hausärzten, Ärztinnen und Ärzten der allgemeinen Fachärztlichen Versorgung, Kinder- und Jugendpsychiaterinnen und -psychiatern sowie Vertragspsychotherapeutinnen und -therapeuten unterstützt. Bis zum Jahresende 2023 konnten insgesamt 1.215 positive Förderbescheide ausgereicht werden.

Hintergund

Aufgrund des demografischen Wandels werden unter anderem zunehmend mehr Ärztinnen und Ärzte aller Facharztgruppen in den nächsten Jahren ihre Praxistätigkeit altersbedingt einstellen und versuchen, ihre Arztsitze an die nachfolgende Ärztegeneration zu übergeben. Insbesondere in ländlich geprägten Regionen ist es allerdings zunehmend eine Herausforderung, ausreichend Ärztinnen und Ärzte zu gewinnen, um die Versorgungssituation vor Ort langfristig sichern zu können. Bisweilen ist bereits das Angebot an abzugebenden Arztpraxen größer als die Nachfrage. Auch der Wunsch der neuen Ärztegeneration nach alternativen Berufsausübungs- und Arbeitszeitmodellen sowie einem Umfeld mit guten Bedingungen für Beruf und Privatleben spielt bei der Standortauswahl eine bedeutende Rolle.

Vor diesem Hintergrund hat der Freistaat Bayern bereits 2012 ein Förderprogramm für (angehende) Ärztinnen und Ärzte aufgelegt. Das Förderprogramm zum Erhalt und zur Verbesserung der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum beruht auf den zwei Säulen „Landarztprämie“ und „Förderung von Medizinstudierenden“. Das Programm zielt darauf ab, dem Strukturwandel im Gesundheitswesen zu begegnen und auch in Zukunft eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung in allen Regionen Bayerns zu sichern. Es soll möglichen Defiziten in der haus- bzw. fachärztlichen Versorgung entgegengenwirken und Anreize für die Niederlassung, die Gründung von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) und Filialbildungen schaffen. Von Beginn an ist das LGL mit der fachlichen und administrativen Abwicklung des Förderprogramms betraut.

Ergebnisse

Landarztprämie

Hausärztinnen und Hausärzte, Ärztinnen und Ärzte der allgemeinen fachärztlichen Versorgung (Augenärzte, Chirurgen und Orthopäden, Frauenärzte, Hautärzte, HNO-Ärzte, Nervenärzte, Psychotherapeuten, Urologen, Kinder- und Jugendärzte) sowie Kinder- und Jugendpsychiaterinnen und -psychiater können mit einer Landarztprämie des Freistaats Bayern nach der Landarztprämienrichtlinie (LAPR) bezuschusst werden. Für eine Niederlassung von Ärztinnen und Ärzten oder bei einer Gründung eines MVZ beträgt die Landarztprämie bis zu 60.000 Euro, bei Bildung einer Filiale bis zu 15.000 Euro. Die Höhe der Landarztprämie für eine Niederlassung von Psychotherapeutinnen und -therapeuten sowie bei einer Gründung eines MVZ mit der Fachrichtung der Psychotherapie beträgt bis zu 20.000 Euro. Bei Bildung einer Filiale kann die Landarztprämie jeweils bis zu 5.000 Euro betragen. Die Gewährung der Landarztprämie setzt voraus, dass die Maßnahme in einer bayerischen Gemeinde im Landarztprämiengebiet mit höchstens 20.000 Einwohnern (bei der Arztgruppe der Kinder- und Jugendpsychiatern 40.000 Einwohner) durchgeführt wird und der Zuwendungsempfänger sich verpflichtet den Praxissitz für mindestens 60 Monate aufrechtzuerhalten.

Bis zum Jahresende 2023 konnten 1.215 positive Bescheide ausgereicht werden – im Jahr 2023 wurden 152 Ärztinnen und Ärzte gefördert.

Stipendienprogramm für Medizinstudierende

Über die Medizinstipendienrichtlinie (MedStipR) erfolgt eine finanzielle Förderung von Medizinstudierenden. Der Ärztenachwuchs profitiert bereits während seiner Ausbildung von dem Förderprogramm: Medizinstudierende, die sich frühzeitig für eine spätere ärztliche Tätigkeit im ländlichen Raum entscheiden und so zukünftig zu einer flächendeckenden, hoch qualifizierten medizinischen Versorgung für alle Menschen in Bayern beitragen, erhalten während ihres klinischen Studienabschnittes eine monatliche finanzielle Unterstützung in Höhe von 600 Euro für maximal vier Jahre. Voraussetzung ist, dass die Medizinstudierenden sich dafür verpflichten ihre fachärztliche Weiterbildung im ländlich Raum zu absolvieren und anschließend fünf Jahre auf dem Land ärztlich tätig zu sein - egal ob im stationären oder ambulanten Bereich.

Seit dem Start des Stipendienprogramms Mitte 2012 wurden bis Ende 2023 insgesamt über 300 Studierende gefördert. Die ersten Fachärztinnen und Fachärzte aus den Reihen der Stipendiatinnen und Stipendiaten sind seit 2019 im ländlichen Raum tätig. 2023 wurden 18 weitere Stipendiatinnen und Stipendiaten in das Programm aufgenommen.

Ergänzt wird die finanzielle Unterstützung der Nachwuchsmedizinerinnen und -mediziner durch jährliche Stipendiatenseminare. Die Stipendiaten erwerben hierdurch ergänzend zu den Inhalten im Studium in einem breiten Themenspektrum wertvolles Wissen für die spätere Landarzttätigkeit. Auch bietet es eine Plattform zur Vernetzung untereinander sowie mit den teilnehmenden Referentinnen und Referenten und politischen Akteuren.

Unter dem Motto „Sicher im Umgang mit Unsicherheiten“ organisierte das LGL im November 2023 das bereits 10. Stipendiatenseminar, welches in Augsburg stattfand. Es nahmen 43 Medizinerinnen und Mediziner bzw. Studierende teil. Am ersten Seminartag lernten diese Strategien kennen, um mit Unsicherheiten des Berufswegs erfolgreich umgehen zu können. Es referierten neben Herrn Prof. Dr. Roos, Herr Schelter und Herr Dr. Kunisch vom Institut für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Augsburg, die Leiterin der Koordinierungsstelle Allgemeinmedizin, Frau Dr. Hoser, von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, Herr Geltz sowie der ehemalige Stipendiat und erst kürzlich niedergelassene Allgemeinarzt, Herr Dr. Feistle. Außerdem konnten sich die Teilnehmenden im Rahmen des Abendprogramms weiter vernetzen.

Der zweite Seminartag fokussierte Unsicherheiten, die das ärztliche Handeln betreffen, zum Beispiel im Kontext von Diagnostik und Behandlung. Ziel war es, konkrete Hilfestellungen zu geben, um mehr Sicherheit zu gewinnen. Neben Herrn Prof. Roos, gab Herr Dr. Schießl vom Verein PSU-Akut e.V. hilfreiche Tipps zu Möglichkeiten der psychosozialen Unterstützung in Krisensituationen. Herr Dr. Unger vom Allgemeinmedizinischen Institut am Universitätsklinikum Erlangen berichtete über das Potenzial von Gesetzen für mehr Sicherheit. Zum Abschluss des Seminars gaben Herr Prof. Roos und Frau Prof. Wild von der Universität Augsburg einen Ausblick zu möglichen Herausforderungen ärztlicher Tätigkeit im Klimawandel.

Die Evaluation des Seminars fiel sehr positiv aus. Die jungen Ärztinnen und Ärzte konnten nach eigenen Angaben das Vertrauen in sich stärken und erhielten viele Denkanstöße für ihren weiteren beruflichen Weg im ländlichen Raum Bayerns.

Fazit

Das Förderprogramm zum Erhalt und zur Verbesserung der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum stößt bereits seit 2012 auf großes Interesse. Auch im Jahr 2023 trug es weiterhin zur Stärkung der medizinischen Versorgung Bayerns bei.