LGL stärkt Forschung zur Apothekenversorgung in Bayern

Signet Jahresbericht 2023

Abstract

Seit über 10 Jahren fördert und unterstützt das LGL vielfältige Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgung, insbesondere in den ländlichen Räumen Bayerns. Zudem fördert es innovative Versorgungskonzepte und Projekte der Versorgungsforschung: Das Projekt „Analyse der Apothekenversorgung in Bayern (Schwerpunkt ländliche Regionen)“ fokussiert in der Projektlaufzeit von Januar 2023 bis Dezember 2025 eine Untersuchung des aktuellen Status Quo der Apothekenversorgung und zielt auf eine Abschätzung des Bedarfs an Apothekendienstleistungen in Bayern ab. Durch die Analyse aktueller und zukünftiger Herausforderungen in der Apothekenversorgung können Angebot und Bedarf für die kommenden Jahre prognostiziert werden.

Hintergrund

Das Versorgungsniveau in Bayern ist hoch. Die Gesundheitsversorgung steht jedoch vor großen Herausforderungen: Demografische und andere gesellschaftliche Veränderungen erfordern neue Strategien, um die wohnortnahe und flächendeckende Versorgung auch zukünftig zu erhalten.

Seit über 10 Jahren unterstützt das LGL deshalb mit zahlreichen Aktivitäten und Projekten die Stärkung der Versorgung in Bayern. Schwerpunkt sind die ländlichen Räume.
Die Expertise des LGL wird dabei stetig ausgebaut. Sie fließt landes- und bundesweit über Publikationen, Fachvorträge und beratende Tätigkeiten, sowie die Beteiligung an Forschung und Lehre, in Projektbeiräten, wissenschaftlichen Fachgesellschaften sowie Landesarbeitsgemeinschaften wie z. B. die „Landesarbeitsgemeinschaft Public Health“ in zentrale Diskussionen zur Weiterentwicklung des Gesundheitswesens ein.

Im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit, Pflege und Prävention (StMGP) ist das LGL unter anderem für die Umsetzung der Förderprogramme für den Erhalt und die Verbesserung der ärztlichen Versorgung sowie innovativer medizinischer Versorgungskonzepte zuständig. Aktuell ist das LGL z. B. für die Umsetzung der Förderprogramme für den Erhalt und die Verbesserung der ärztlichen Versorgung wie die „Landarztprämie“, das „Stipendienprogramm für Medizinstudierende“ oder die „Kommunalförderrichtlinie – KoFöR“ zuständig. Nicht zuletzt entwickelt und begleitet das LGL Projekte der Versorgungsforschung. Denn Analysen regionaler Gesundheitsversorgungsstrukturen bilden eine wichtige Grundlage für die Beurteilung und Sicherung verschiedener Versorgungsbereiche und deren Weiterentwicklung.

Auch die Apothekenversorgung steht vor großen Herausforderungen. Apotheken spielen eine wichtige Rolle in der Gesundheitsversorgung. Im öffentlichen Interesse stellen sie gemäß Apothekengesetz die ordnungsgemäße Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln sicher. Wenngleich in Bayern aktuell ein flächendeckendes Netzwerk von Vor-Ort-Apotheken besteht, empfiehlt es sich, Entwicklungen genau zu beobachten, zu analysieren und eine solide Wissens- und Datengrundlage aufzubauen. So können Herausforderungen früh erkannt und Maßnahmen eingeleitet werden, um rechtzeitig gegensteuern zu können. Hierdurch kann ein wichtiger Beitrag geleistet werden, die wohnortnahe Gesundheitsversorgung für alle Bürgerinnen und Bürger Bayerns auch zukünftig zu erhalten.

In den letzten Jahren sank die Anzahl der öffentlichen Apotheken – ein deutschlandweiter Trend. Gab es in Bayern im Jahr 2009 noch 3.439 öffentliche Apotheken, waren es 2022 vergleichsweise noch 2.882 (ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V., 2023). Mit dem demografischen Wandel wird gleichzeitig der Anteil der älter werdenden Bevölkerung absehbar weiter steigen, woraus sich auch Konsequenzen für die Apothekenversorgung ergeben: Es wird unter anderem mit einer Erhöhung des Bedarfs an Arzneimitteln gerechnet. Des Weiteren wird das Durchschnittsalter der Apothekeninhaberinnen und Apothekeninhaber steigen und es wird ein hoher Ersatz- und Nachfolgebedarf angenommen (Schornberg, A., Schilling, J., Winter, B., 2019). Auch die Herausforderungen und Chancen fortschreitender Digitalisierung von Leistungen und Prozessen des Gesundheitswesens gilt es in den Blick zu nehmen.

Obwohl zentrale Herausforderungen grob bekannt sind, mangelt es in der Versorgungsforschung an belastbaren, wissenschaftlichen Analysen und Prognosen. So ist bisher unter anderem unklar, welche Konsequenzen für die Sicherstellung der Apothekenversorgung aus den genannten und weiteren Entwicklungen ganz konkret erwachsen. Auch gibt es bisher keine belastbaren Kriterien oder Indikatoren zur Ermittlung des Grades der Bedarfsgerechtigkeit der Arzneimittelversorgung der Bevölkerung über Apotheken.

Projektbeschreibung

In Abstimmung mit dem StMGP hat das LGL im Jahr 2023 ein umfangreiches Gutachten zur Analyse der Apothekenversorgung in Bayern in Auftrag gegeben. Das Projekt der Versorgungsforschung ist einzigartig im Bundesgebiet und auch international sind keine entsprechenden Projekte bekannt. Es soll neben einer Darstellung und Analyse der derzeitigen bayerischen Apothekenversorgung den Bedarf der bayerischen Bevölkerung für Apothekenleistungen abschätzen. Zudem sollen mögliche aktuelle und zukünftige Versorgungsdefizite identifiziert sowie Handlungserfordernisse und -empfehlungen zur Sicherung der Apothekenversorgung in Bayern abgeleitet werden.

Das Projekt wird im Zeitraum zwischen dem 01.01.2023 und dem 31.12.2025 durchgeführt und durch einen Projektbeirat begleitet.  Die Federführung hat das „Wissenschaftliche Institut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung (WIG2)“. Das Konsortium wird mit dem Fachgebiet Gesundheitsökonomie der Technischen Universität München (Prof. Dr. Leonie Sundmacher) und dem Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre III – Finanzwissenschaft der Universität Bayreuth (Prof. Dr. Volker Ulrich) komplettiert. Neben umfangreichen konzeptionellen Arbeiten, Datenanalysen und Literaturrecherchen, sieht das Gutachten auch eine repräsentative Befragung von Bürgerinnen und Bürgern in Bayern unter anderem zu den Präferenzen und Anlässen der Inanspruchnahme von Apothekendienstleistungen vor. Außerdem werden Expertinnen und Experten aus Landes-, Bundes- und Selbstverwaltung, Patientenvertretung und Verbänden sowie – im Rahmen einer Leistungserbringerbefragung – alle Apotheken Bayerns befragt.

Ausblick

Das Projekt „Analyse der Apothekenversorgung in Bayern (Schwerpunkt ländliche Regionen)“ beschäftigt sich erstmals umfassend wissenschaftlich mit der Apothekenversorgung in Bayern. Ziel ist es, eine belastbare Grundlage für die Sicherstellung der Apothekenversorgung zu erhalten: Über das Gutachten werden Indikatoren der Bedarfsgerechtigkeit und Versorgungsqualität entwickelt, mögliche Versorgungsdefizite identifiziert, Versorgungsziele definiert und Ansätze zur Erreichung der Versorgungsziele entwickelt. Zudem wird eine Grundlage für weitere Forschungsstudien zum Themenfeld- geschaffen. Das Projekt spielt eine bedeutende Rolle dabei, die vielfältigen Aktivitäten des StMGP und LGL zur Analyse und Verbesserung der Versorgung in Bayern auf unterschiedlichen Ebenen zu verstärken und sinnvoll zu ergänzen.

Literatur

ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V. (Hrsg.). (2023). Die Apotheke: Zahlen Daten Fakten 2023. (abgerufen am 19.10.2023).

ApoG – Gesetz über das Apothekenwesen (Apothekengesetz) vom 19.07.2023. (abgerufen am 20.10.2023).

Schornberg, A., Schilling, J., Winter, B. (Hrsg.). (2019). Arbeitsmarkt- und Bedarfsanalyse: Für Apotheker und Apothekerinnen sowie Apothekenberufe. Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V. (ABDA) (Hrsg.).