Erkrankungen durch Zeckenstiche: FSME
Sie kommen pünktlich mit dem Frühjahr und bleiben aktiv bis spät in den Herbst hinein: Zecken. Die kleinen Blutsauger leben im Gras, auf Sträuchern und im Unterholz und warten dort auf Spaziergänger, Sportler, Jäger und andere Naturfreunde. Beim Vorbeigehen heften sie sich an deren Kleidung und suchen nach einer unbedeckten Körperstelle. Zeckenstiche sind alles andere als ungefährlich, da Zecken Krankheitserreger übertragen können.
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist – nach der Lyme-Borreliose – die zweithäufigste zeckenübertragene Krankheit in Deutschland. Verursacht wird sie durch das FSME-Virus.
FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis; auch Europäisches Zeckenbissfieber)
Diese zeckenübertragene Virusinfektion ruft jedes Jahr zwischen 350 und 700 Erkrankungen in Deutschland hervor. In Bayern werden dem LGL seit mehreren Jahren rund 200 Fälle pro Jahr von FSME nach Infektionsschutzgesetz gemeldet. Neben einer unkomplizierten grippalen Symptomatik, kann das Virus unter anderem zu einer Meningitis, Enzephalitis oder Myelitis (Hirnhaut-, Gehirn- oder Rückenmarksentzündung) führen. Eine kausale Therapie existiert nicht, aber die Erkrankung kann wirksam durch eine Impfung verhindert werden.
Für FSME -Erkrankungen können aufgrund der seit dem Jahr 2001 bestehenden Meldepflicht genauere Aussagen zu Häufigkeit und Verteilung in Deutschland getroffen werden. Wie die gemeldeten Fallzahlen zeigen, unterliegt das Auftreten von FSME -Fällen deutlichen Schwankungen. Nachdem im Jahr 2012 mit 195 Fällen im gesamten Bundesgebiet (davon 90 in Bayern) die niedrigste Fallzahl seit Einführung der Meldepflicht verzeichnet wurde, stiegen die Fallzahlen zwischen 2013 und 2016 wieder auf das durchschnittliche Niveau der Vorjahre an. Seit 2017 ist in Bayern ein deutlicher Anstieg der FSME-Fallzahlen zu beobachten: In den Rekordjahren 2017-2020 sowie auch 2022 und 2023 wurden jeweils über 200 Infektionen für Bayern gemeldet.
Meldepflichtige Infektionserkrankungen – Daten der vergangenen Jahre
Die FSME tritt vorwiegend in bestimmten Endemiegebieten auf. Diese liegen in Süddeutschland (Baden-Württemberg, Bayern, Südhessen) sowie in Teilen von Österreich und der Schweiz, in Skandinavien und Osteuropa. In Höhenlagen über 1.000 Meter kamen bisher fast keine Zecken vor. Im Zuge des Klimawandels ändert sich dies jedoch, so dass vermehrt auch Infektionen berichtet werden, die in höheren Höhenlagen erworben wurden.
FSME in Bayern – 94 der 96 Landkreise und Städte als Risikogebiete definiert
Seit Beginn der Meldepflicht für FSME -Erkrankungen im Jahr 2001 wurden zunehmend mehr Regionen in Bayern zum FSME-Risikogebiet erklärt. Große Teile Bayerns – 94 der 96 Landkreise und kreisfreien Städte –sind bereits FSME-Risikogebiet. Als Nicht-Risikogebiete gelten derzeit noch die kreisfreien Städte Augsburg und Schweinfurt.
Um sich vor der – zumeist über Zecken, selten über Rohmilch und Rohmilchprodukte übertragenen – schweren Infektionskrankheit FSME zu schützen, empfiehlt die Ständige Impfkommission am RKI (STIKO) die FSME -Impfung allen Personen, die sich ständig oder zeitweilig in Risikogebieten in der Natur aufhalten und so Kontakt mit Zecken haben können. Aufgrund der hohen Verbreitung der FSME in Bayern gilt diese Empfehlung für nahezu alle in der Natur aktiven Personen in Bayern, zumal auch in den zwei verbleibenden Land- und Stadtkreisen, die als Nicht-Risikogebiet eingestuft werden, in den vergangenen Jahren immer wieder einzelne FSME-Erkrankungen auftraten.
Krankheitsbild
Nicht jeder Stich einer infizierten Zecke führt zu einer Infektion beim Menschen. Nach erfolgter Infektion treten bei rund 30 % der Infizierten Krankheitserscheinungen auf. Die Krankheit verläuft in der Regel in zwei Phasen: Zunächst kommt es zu grippeähnlichen Symptomen mit mäßigem Fieber (in der Regel nicht über 38 °C), Kopfschmerzen, Erbrechen, Schwindelgefühl. Nach einem fieberfreien Intervall von etwa einer Woche bis 20 Tagen entsteht bei ca. 10 % der Patienten eine Meningoenzephalitis (Hirnhaut- und Gehirnentzündung) mit Fieber, Erbrechen, meningealen Reizerscheinungen, vereinzeltem Auftreten von Stupor oder Koma. Vorwiegend bei älteren Patienten kann sich zusätzlich eine Myelitis (Rückenmarksentzündung) entwickeln. In Einzelfällen besteht die Gefahr von bleibenden neurologischen Ausfällen, in der Regel in Form von Lähmungserscheinungen, Anfallsleiden oder lange andauernden Kopfschmerzen. Diese Symptome können oft erst Monate nach der Erkrankung auftreten. Häufig kommt es jedoch selbst nach schweren Verläufen zur völligen Heilung. Schwere Krankheitsverläufe werden meist bei Erwachsenen beobachtet. Die FSME verläuft bei ca. einem Prozent der Fälle mit Beteiligung des zentralen Nervensystems tödlich.
Behandlung der FSME
Die FSME kann nicht ursächlich behandelt werden. Lediglich die Symptome können gelindert werden, z. B. durch Fieber- und Schmerzmittel. Spätschäden lassen sich dadurch nicht verhindern. Da es keine ursächliche Therapie gegen die FSME gibt, stellt die Impfung – neben allgemeinen Abwehrmaßnahmen gegen Zecken (z. B. Tragen langer Kleidung, Verwendung von Insektenabwehrmitteln) – die einzige wirksame Schutzmaßnahme gegen FSME dar.
FSME-Impfung
Die Ständige Impfkommission am RKI (STIKO) empfiehlt die FSME-Impfung allen Personen, die sich ständig oder zeitweilig in Risikogebieten in der Natur aufhalten und so Kontakt mit Zecken haben können. Aufgrund der hohen Verbreitung der FSME in Bayern gilt diese Empfehlung für nahezu alle in der Natur aktiven Personen in Bayern, zumal auch in den Nicht-Risikogebieten vereinzelt FSME -Erkrankungen in der Vergangenheit aufgetreten sind.
Für einen vollständigen Impfschutz für die Dauer von ca. 3 bis 5 Jahren sind in der Regel 3 Impfungen im Zeitraum eines Jahres notwendig, wobei bereits nach den ersten 2 Impfungen ein zuverlässiger Schutz für ca. 1 Jahr besteht. Aufgrund der begrenzten Dauer des Impfschutzes sollten die regelmäßig notwendigen Auffrischimpfungen nicht vergessen werden, welche im Abstand von 3 bis 5 Jahren (abhängig vom Alter und vom gewählten Impfstoff) erfolgen sollten. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen für alle bayerischen Versicherten die Kosten.
Bei beruflicher Exposition, wie z. B. bei Forstwirten, ist der Arbeitgeber für die Kostenerstattung zuständig. Bei Urlaubsreisen sind die Kassen nicht verpflichtet, die Impfungen zu bezahlen.
In den Meldejahren 2017-2019 sind in Bayern jeweils mehr als 200 Menschen an FSME erkrankt und in der Saison 2020 wurde mit 281 Fällen ein neuer Rekord verzeichnet, auch 2022 und 2023 lagen die Fallzahlen mit 266 bzw. 233 übermittelten Erkrankungen sehr hoch (Stand: 26.02.2024). Diese schweren Erkrankungen könnten in hohem Maße durch Impfung vermieden werden. Eine höhere Impfquote wäre daher zum Schutz des Einzelnen wünschenswert: Daten aus der Schuleingangsuntersuchung zum Schuljahr 2016/2017 zeigen jedoch, dass nur etwas mehr als ein Drittel der Einschulungskinder in Bayern einen vollständigen Impfschutz gegen FSME aufweist. Für in Bayern lebende Erwachsenen ab 18 Jahren wurde im Rahmen KV-Impfsurveillance eine FSME-Impfquote von lediglich 20% ermittelt (Quelle: Epidemiologisches Bulletin 47/2020 (rki.de)).
Entfernung der Zecke
Eine Zecke sollte so schnell wie möglich entfernt werden, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Informationen zur fachgerechten Entfernung von Zecken finden Sie hier.
Die Lyme-Borreliose (Lyme-Krankheit)
Neben der FSME kommt noch eine zweite zeckenübertragene Krankheit in Deutschland vor: die Lyme-Borreliose. Weitere Informationen zur Lyme-Borreliose finden Sie unter den unten genannten Links bzw. im Verweis-Kasten "Verwandte Themen" im oberen rechten Bereich dieser Seite.