Brustkrebsversorgung in zertifizierten Versorgungsnetzwerken in Oberfranken

Signet Jahresbericht 2023

Hinweis: Dieser Artikel führt den Broschürenartikel zum Klinikwahlverhalten von Brustkrebspatientinnen und -patienten in Oberfranken fort, betrachtet weitere Behandlungsereignisse und stellt ihn in den breiteren Kontext der Versorgung durch zertifizierte Versorgungsnetzwerke.

Abstract

Auswertungen des Bayerischen Krebsregisters im Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ergaben unterschiedliche Anteile der Brustkrebspatientinnen und -patienten, die in Oberfranken eine qualitätsgesicherte Diagnose und Behandlung in einem zertifizierten Versorgungsnetzwerk erhalten haben. Im deutschlandweiten Vergleich zeigen die Ergebnisse für die Region Oberfranken eine durchschnittliche Inanspruchnahme zertifizierter Versorgungsnetzwerke.

Hintergrund

Brustkrebs nimmt den größten Anteil von Krebsneuerkrankungen und -sterbefällen bei Frauen in Deutschland ein. Im Jahr 2023 untersuchte das LGL die onkologische Versorgungssituation von Brustkrebspatientinnen und -patienten aus dem Regierungsbezirk Oberfranken. Es wurde der Zertifizierungsstatus der Leistungserbringer hinsichtlich der Erstdiagnose, Operation, Chemotherapie und Bestrahlung bei der Versorgung betrachtet. Die Auswertung erfolgte basierend auf einem Datensatz des Bayerischen Krebsregisters (4/2017 bis 3/2022). Hierbei wurden Patientinnen und Patienten verglichen, deren Behandlung in zertifizierten und nicht-zertifizierten Zentren und ihren Netzwerken stattfand.

Onkologische Versorgungseinrichtungen können an Zertifizierungsprogrammen der Deutschen Krebsgesellschaft teilnehmen, wenn sie entitätsspezifische Qualitätsanforderungen erfüllen. Diese Zertifizierungsprogramme tragen dazu bei, die Umsetzung evidenzbasierter Behandlungsleitlinien (z. B. S3-Leitlinien) sicherzustellen. Gemäß der Patientenleitlinie des Leitlinienprogramms Onkologie zum Mammakarzinom der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. wird empfohlen, die Behandlung in einem zertifizierten Brustkrebszentrum in Anspruch zu nehmen, um eine bestmögliche und qualitätsgesicherte Versorgung von Brustkrebspatientinnen und –patienten zu gewährleisten. Die Ergebnisse des umfangreichen und vom Innovationsfonds-geförderten Versorgungsforschungsprojekts WiZen (Wirksamkeit der Versorgung in onkologischen Zentren) zeigen beispielsweise auf, dass mit der Behandlung in zertifizierten Zentren ein verbessertes Behandlungsergebnis der Betroffenen einhergeht.

Ergebnisse

Die Analyse umfasste 5.545 Primärtumoren von insgesamt 5.355 Personen (mittleres Alter: 64,5 Jahre, Standardabweichung 14,2 Jahre; 99 % weiblich). Der Anteil der Brustkrebspatientinnen und -patienten, die zertifizierte Leistungserbringer (zertifizierte Zentren sowie zertifizierte Kooperationspartner) in Anspruch nahmen, betrug 78,8 % für die Erstdiagnose (62,3 % bei zertifizierten Zentren bzw. 16,5% bei zertifizierten Kooperationspartnern), 82,6 % für die Operation (82,6 % bzw. 0,0%), 79,5 % für die Chemotherapie (74,5 % bzw. 5,1%) sowie 99,6 % für die Bestrahlung (32,8 % bzw. 66,9%) (siehe Abbildung). Die Ergebnisse umfassen die Differenzierung zwischen den Kliniken und den dazugehörigen Kooperationspartnern, die an der Behandlung eines Krebspatienten beteiligt sein müssen (z.B. Hospiz, Physiotherapie, Seelsorge, Psychoonkologischer Dienst).

Abbildung: Die Ergebnisse zeigen auf, dass 78,8 % aller Diagnosen in einem zertifizierten Versorgungsnetzwerk gestellt werden. Des Weiteren beträgt der Anteil der Versorgung in einem zertifizierten Versorgungsnetzwerk 82,6 % für die Operation, 79,5 % für die Chemotherapie sowie 99,6 % für die Bestrahlung.

Abbildung: Anteil der in zertifizierten Versorgungsstrukturen behandelten Brustkrebspatientinnen und -patienten in Oberfranken (leicht modifiziert in Anlehnung an [3])

Der gewichtete Mittelwert über alle Therapiesequenzen hinweg ergab einen Anteil von 84,3 % von Brustkrebsbetroffenen, die Leistungserbringer zertifizierter Versorgungsnetzwerke in Anspruch nahmen. Patientinnen und Patienten in zertifizierten Versorgungsnetzwerken waren in drei Therapiesequenzen signifikant jünger (p < 0.001). Zudem zeigte sich insbesondere für die Diagnose und Operation, dass in nicht-zertifizierten Versorgungsnetzwerken ein überdurchschnittlicher Anteil von Fällen mit fortgeschrittenen Tumorstadien behandelt wurde (p < 0.001).

Fazit und Ausblick

In Hinblick auf die Behandlungssequenzen wurden Unterschiede beim Anteil der Fälle deutlich, die in Oberfranken eine qualitätsgesicherte Behandlung in einem zertifizierten Versorgungsnetzwerk erhalten haben. Im deutschlandweiten Vergleich zeigte sich für die Region Oberfranken eine durchschnittliche Inanspruchnahme zertifizierter Versorgungsnetzwerke [1,2]. Beispielsweise ergab eine Studie für die Versorgung im Behandlungsjahr 2016 einen Anteil in Höhe von 77 % [4] bzw. eine weitere Studie für das Behandlungsjahr 2018 einen Anteil in Höhe von 83 % [5] der Versorgung in zertifizierten Brustkrebsversorgungsstrukturen in Deutschland. Demnach deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die Brustkrebsversorgung in Oberfranken aktuell ausreichend qualitätsgesichert verläuft. Nichtsdestotrotz sollte weiter sichergestellt werden, dass Patientinnen und Patienten eine umfassende Aufklärung über die Versorgung in zertifizierten Einheiten erhalten, beispielsweise durch die betreuenden niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte oder durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit.
Basierend auf dem Datensatz des Bayerischen Krebsregisters, wird das LGL zukünftig weitere Auswertungen durchführen, um den Stand zur qualitätsgesicherten Versorgung in zertifizierten Versorgungsstrukturen bei anderen Krebsarten in Oberfranken zu untersuchen.

Literatur

[1] Werthemann P, Weißbach L. Zertifizierte Tumorzentren in Deutschland - auf Spurensuche. Uro-News 2018; 22: 42–47
[2] Rückher J, Bokemeyer C, Fehm T et al. Das Zertifizierungssystem der Deutschen Krebsgesellschaft. Onkologe 2021; 27: 969–979
[3] Friebel S, Thater A, Völkel V, Klinkhammer-Schalke M, Müller-Nordhorn J, Emmert M. Qualitätsgesicherte Behandlung in zertifizierten Versorgungsnetzwerken von Patientinnen mit Mammakarzinom in der Region Oberfranken: Eine Analyse auf Basis von Bayerischen Krebsregisterdaten. Gesundheitswesen 2024; 86: 1–9
[4] Werthemann P, Weißbach L. Zertifizierte Tumorzentren in Deutschland — auf Spurensuche. Uro-News 2018; 22: 42–47
[5] Rückher J, Bokemeyer C, Fehm T et al. Das Zertifizierungssystem der Deutschen Krebsgesellschaft. Onkologe 2021; 27: 969–979

Mehr zu diesem Thema

Allgemeine Informationen zum Thema

Jahresbericht 2023