Poliomyelitis (Kinderlähmung)

Kinderlähmung (Poliomyelitis bzw. Polio) ist eine Viruserkrankung, die von Mensch-zu-Mensch vorwiegend durch Schmierinfektion (Stuhl-Hand-Mund) übertragen wird. Bei ungeimpften oder unzureichend geimpften Personen können im schlimmsten Fall schwere, dauerhafte Lähmungen unter anderem von Beinen, Armen und Atmungsorganen auftreten. Eine ursächliche Behandlung der ausgebrochenen Erkrankung gibt es nicht. Die in Deutschland verabreichte Polioimpfung ist jedoch sicher und wirksam in der Verhinderung von Polioerkrankungen.
Dank großer Impfkampagnen gibt es inzwischen in vielen Ländern keine Kinderlähmung mehr. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gelten inzwischen 5 der 6 WHO-Regionen als poliofrei: Amerika, Westpazifik, Europa, Südostasien, Afrika. Dennoch ist auch heute die Impfung gegen Kinderlähmung wichtig, da die weltweite Ausrottung der Kinderlähmung bisher noch nicht gelungen ist. Insbesondere durch Reisen in nicht poliofreie Regionen (vor allem Pakistan und Afghanistan) und Kontakt mit infektiösen Menschen ist bei fehlendem Impfschutz eine Ansteckung möglich.

Impfung

Es handelt sich um einen Impfstoff mit abgetöteten Erregern (Totimpfstoff), der in den Muskel injiziert wird. Im Gegensatz zu dem früher in Deutschland verwendeten Impfstoff enthält der jetzt empfohlene Impfstoff keine vermehrungsfähigen Erreger mehr. Die früher bestehende sehr geringe Gefahr einer Lähmung mit Assoziation zur Impfung ist somit ausgeschlossen.

Es gibt Einzel- und Kombinationsimpfstoffe. Bei Säuglingen wird zur Grundimmunisierung ein Sechsfachimpfstoff empfohlen, der gleichzeitig gegen Diphtherie, Tetanus (Wundstarrkrampf), Pertussis (Keuchhusten), Polio (Kinderlähmung), Hib (Haemophilus influenzae Typ b) und Hepatitis B gerichtet ist. Bei Jugendlichen wird zur Auffrischimpfung in der Regel ein Kombinations-Impfstoff gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten und Kinderlähmung verwendet.

Wer soll sich impfen lassen?

Jeder sollte einen vollständigen Impfschutz haben (Grundimmunisierung und eine Auffrischungsimpfung). Wichtig ist er außerdem für

  • Reisende in Regionen mit Infektionsrisiken
  • Aussiedler, Geflüchtete und Asylsuchende in Gemeinschaftsunterkünften, die aus Risikogebieten einreisen
  • Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesen Unterkünften
  • medizinisches Personal mit möglichem Kontakt zu Erkrankten
  • Personal in Laboren mit Infektionsrisiko
  • Alle Kontaktpersonen eines an Poliomyelitis Erkrankten sollten unabhängig vom Impfstatus eine Impfung erhalten.

Zeitpunkt der Impfung

Im Säuglingsalter ist für die Grundimmunisierung die Gabe von 3 Impfstoffdosen im Alter von 2, 4 und 11 Monaten empfohlen (2+1-Schema). In der Regel erfolgt diese mit dem Sechsfach-Impfstoff. Dabei werden die ersten beiden Impfstoffdosen mit einem Mindestabstand von 2 Monaten empfohlen. Die 3. Dosis soll mindestens im 6-monatigen Abstand zur vorangegangenen Impfstoffdosis gegeben werden, um einen optimalen Langzeitschutz aufzubauen.

Frühgeborene (d. h. Geburt vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche) sollen aufgrund des noch nicht ausgereiften Immunsystems nach dem früher angewandten 3+1-Schema geimpft werden. Das heißt 4 Impfstoffdosen im Alter von 2, 3, 4 und 11 Monaten.

Für einen langanhaltenden Impfschutz ist es wichtig, Jugendlichen im Alter von 9 bis 16 Jahren nach einer vollständigen Grundimmunisierung im Kindesalter eine Auffrischungsimpfung zu verabreichen. Bei fehlender Auffrischungsimpfung sollte diese im Erwachsenenalter nachgeholt werden. Bei entsprechender beruflicher Indikation sind Auffrischungsimpfungen alle 10 Jahre notwendig.

Häufigste Impfreaktionen

Es können Rötung, Schwellung und leichte Schmerzen an der Impfstelle auftreten. Fieber und Kopfschmerzen werden selten beobachtet. Weitere Informationen zu Polio auf der Seite der BZgA und des RKI.

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