Prozessionsspinner und Schwammspinner

Prozessionsspinner sind Raupen von Schmetterlingen, die sich an unterschiedlichen Baumarten wie z.B. der Eiche, Kiefer oder Pinie oft in Kolonnen - "Prozessionen" - fortbewegen.

Schwammspinner können sich von zahlreichen Futterpflanzenarten ernähren. Dadurch breiten sich die hyperaktiven Raupen auf der Suche nach Nahrung bei Ausbrüchen auch in Privatgärten massenhaft aus und dringen auch durch offene Fenster und Türen in die Häuser ein. Dort können die Raupen zu einer erheblichen Belästigung für die betroffenen Menschen werden und auch ihre Gesundheit beeinträchtigen.

Eine Gesundheitsgefahr für den Menschen kann von den Brennhaaren der Raupen, den Häutungsresten, den Nestern oder Brennhaar-kontaminierten Faltern ausgehen.

Gesundheitliche Relevanz

Wenn der Mensch mit den Brennhaaren der Prozessionsspinner-Raupen, ihren Häutungsresten, den Nestern oder mit Brennhaar-kontaminierten Faltern in Kontakt kommt, entsteht teils durch mechanische Reizung, teils durch die toxischen Bestandteile in erster Linie eine Dermatitis (Hautentzündung). Sie wird sehr häufig beobachtet und auf die Thaumetopoein-ähnliche Substanz und weitere Kinine aus den Brennhaaren zurückgeführt, die zu einer Histaminausschüttung führen. Die Hautentzündung ist geprägt durch starken Juckreiz, Hautrötung, Quaddeln und Bläschen vor allem an nicht von Kleidung bedeckten Hautpartien wie z. B. untere Extremitäten, Hals, Gesicht. Manchmal bilden sich insektenstichähnliche Knötchen bzw. Papeln. Die Krankheitsdauer liegt bei zwei Tagen bis zwei Wochen. Die unterschiedliche Stärke des Krankheitsbildes hängt wahrscheinlich mit einer individuell variierenden Empfindlichkeit zusammen.

Etwa 60 % des Laborpersonals, das sich mit der Zucht von Schwammspinner-Raupen beschäftigt, entwickelt im Laufe der Zeit Symptome im Sinne einer Urtikaria (Nesselsucht) (Tuthill et al., 1984). Weitere allergische Reaktionen, die nach einem Kontakt mit den Schwammspinner-Raupen auftreten können, sind Rhinitis, Konjunktivitis und Atemnot. Die Brennhaare der Schwammspinner gelten aber weit weniger gefährlich als beispielsweise diejenigen des Prozessionsspinners.

Hautausschlag im Gesicht eines Mädchens

Abbildung 2 und 3: Hautreaktionen nach Kontakt mit Eichenprozessionsspinner (Copyright W. Spiegel)

Weitere Krankheitsbilder nach Kontakt mit Prozessionsspinnern

Folgende zusätzlichen Symptome werden nach Prozessionsspinnerexposition vor allem an der Haut und am Auge beschrieben:

  • Allergische Reaktionen der Haut
    Als allergische Reaktion wird meist eine Nesselsucht vorwiegend im Nackenbereich und an den Armen sowie Schwellungen (Ödeme) vor allem der Augenlider beobachtet. Die Effekte treten 15-60 Minuten nach Kontakt mit den Brennhaaren auf. Auch IgE-Antikörper gegen Thaumetopoein und andere Proteine wurden im Serum von Patienten nach Kontakt mit Pinienprozessionsspinnern festgestellt.
  • Augenbindehautentzündung/Hornhautentzündung und Ophthalmia nodosa
    Gelangen die Raupenhaare ins Auge, kommt es dort zu einer akuten Bindehautentzündung mit Rötung, Lichtscheuheit und starker Schwellung der Augenlider. Wenn sich die Brennhaare durch die Hornhaut bohren, ist Hornhautentzündung die Folge. Für den Pinienprozessionsspinner wird zudem in seltenen Fällen das Krankheitsbild „Ophthalmia nodosa“ beschrieben. Es handelt sich um schwere Entzündungen des Augeninneren.
  • Entzündungen im Rachenbereich und in den oberen Luftwegen
    Das Einatmen der Brennhaare kann zu Entzündungen im Rachenbereich und in den Bronchien führen. In einigen Fällen wurde über allergisches Asthma bei Patienten mit hyperreaktivem Bronchialsystem nach Pinienprozessionsspinnerkontakt berichtet.
  • Zusätzliche Symptome
    Gastrointestinale Beschwerden, Schwindel, Schüttelfrost, Fieber und anaphylaktische Reaktionen sind in Einzelfällen beobachtet worden.

Maßnahmen zum Selbstschutz

Bei Fragen rund um die Bekämpfung von Prozessionsspinnern in Gärten, auf Öffentlichen Grünanlagen, Spielplätzen etc. wenden Sie sich bitte an das Ordnungsamt Ihrer Gemeinde!

Sollten Sie eine Beratung zu einer Bekämpfungsmaßnahme im Forst brauchen, ist die Bayerisches Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft der geeignete Ansprechpartner.

Beim Vorkommen des Eichenprozessionsspinners in einer Region sollten einige Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden, um Gesundheitsbeeinträchtigungen soweit wie möglich zu minimieren. Förster, Waldarbeiter, Bauarbeiter und Landschaftsgärtner, die in Regionen mit starkem Befall arbeiten, gelten als besondere Risikogruppen, da durch häufigen Kontakt Reaktionsempfindlichkeit und Symptomintensität ansteigen können. Generell gilt, dass der Arbeitgeber nach Arbeitsschutzgesetz verpflichtet ist, die Gefährdungen für seine Beschäftigten am Arbeitsplatz zu ermitteln und zu beurteilen (sog. Gefährdungsbeurteilung) und Maßnahmen für die Sicherheit und zum Schutz der Gesundheit daraus abzuleiten. Im Bereich des Arbeitsschutzes gilt generell das TOP-Prinzip, d.h. dass technische und organisatorische Maßnahmen vor persönlichen Maßnahmen (z. B. persönliche Schutzausrüstung) ergriffen werden müssen. Welche PSA vom Beschäftigten getragen werden muss, wird im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung festgelegt

Als organisatorische Maßnahmen werden beispielsweise von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin empfohlen:

  • Der Aufenthalt in befallenen Bereichen ist zu vermeiden
  • Eichen sind vor Forstarbeiten auf Befall zu kontrollieren
  • Jeglicher Hautkontakt mit Raupen und Nestern ist zu vermeiden
  • Befallene Bereiche sind ggf. abzusperren und mit Gefahrhinweisen auszuschildern
  • In befallenen Bereichen während der Arbeit nicht essen, trinken und rauchen
  • Die Hände regelmäßig und außerdem bei Verdacht auf Verunreinigung mit Brennhaaren reinigen, dabei die Hautpflege gemäß Hautschutzplan beachten
  • Pausenbereiche nicht mit verunreinigter Arbeitskleidung betreten
  • Persönliche Schutzausrüstung (PSA) unmittelbar nach Gebrauch sachgerecht ablegen, z. B. Schutzanzüge mit der Außenseite nach innen umkrempeln und in verschließbaren Beuteln, Tragetaschen oder anderen Behältern verstauen
  • PSA und mit Brennhaaren verunreinigte Arbeitsmittel einschl. Kraftfahrzeugen sind sachgerecht zu reinigen
  • Verunreinigte Kleidung bei mindestens 60 °C waschen, um das Nesselgift zu inaktivieren

Für Personen, bei denen eine erhöhte Wahrscheinlichkeit besteht, mit Raupen des Eichenprozessionsspinners in Kontakt zu kommen, sind folgende zusätzliche Maßnahmen empfehlenswert:

  • Pollenfilter im Auto verwenden;
  • Schutz von Innenräumen, z.B. verunreinigte Kleidung nicht oder nur mit Vorsichtsmaßnahmen in Wohnungen bringen;
  • Warnhinweise der Behörden in befallenen Arealen beachten;
  • nach Kontakt ggf. Augen mit Wasser spülen.

Fragen zum Arbeitsschutz vor allem auch bei der Bekämpfung werden auch von der bayerischen Gewerbeaufsicht beantwortet.

Für Personen, bei denen eine erhöhte Wahrscheinlichkeit besteht, mit Raupen des Eichenprozessionsspinners in Kontakt zu kommen, sind folgende zusätzliche Maßnahmen empfehlenswert:

  • Pollenfilter im Auto verwenden;
  • Schutz von Innenräumen, z.B. verunreinigte Kleidung nicht oder nur mit Vorsichtsmaßnahmen in Wohnungen bringen;
  • Warnhinweise der Behörden in befallenen Arealen beachten;
  • nach Kontakt ggf. Augen mit Wasser spülen.

FAQs

1. Welche akuten gesundheitlichen Folgen können durch Kontakt zum EPS auftreten?

Bei einer Exposition gegenüber den Brennhaaren der Raupen, den Häutungsresten, den Nestern oder den Brennhaar-kontaminierten Faltern kann es zu akuten Reizungen und Entzündungen der betroffenen Haut und Schleimhäuten kommen. Insbesondere unbedeckte Hautpartien wie Gesicht, Nacken und unbekleideten Extremitäten sind betroffen. Der mechanische Kontakt mit den Brennhaaren und ein Protein (Thaumetopoein), das in den Brennhaaren vorkommt, können an den betroffenen Hautstellen eine Hautreizung und eine irritativ-toxische Entzündung verursachen. Dabei kann es zu starkem Juckreiz und Hautausschlag kommen. Manchmal bilden sich insektenstichähnliche Knötchen. Gelangen die Raupenhaare ins Auge, kann es dort zu einer akuten Bindehautentzündung mit Rötung, Lichtscheu und starker Schwellung der Augenlider kommen. Wenn die Brennhaare in die Hornhaut des Auges eindringen, kann dadurch eine Hornhautentzündung ausgelöst werden.
Das Einatmen der Brennhaare kann zu Reizungen und Entzündungen im Rachenbereich sowie in den Atemwegen führen. Bei manchen Personen kann es auch zu Atemnot kommen. Durch das Verschlucken von Brennhaaren können Schleimhautschwellungen und Entzündungen im Rachenraum ausgelöst werden. Der ursächliche Mechanismus für die Entstehung der Symptome konnte bisher nicht eindeutig geklärt werden.

2. Welche langfristigen gesundheitlichen Folgen können auftreten?

Mit langfristigen gesundheitlichen Folgen ist nach Kontakt mit den Brennhaaren der Raupen, den Häutungsresten, den Nestern oder den mit Brennhaar-kontaminierten Faltern nicht zu rechnen. Die durch die Entzündung hervorgerufenen Symptome klingen in der Regel nach 2 Tagen bis 2 Wochen wieder folgenlos ab. Die Symptome können bei erneutem Kontakt wieder auftreten und klingen danach wieder ab.

3. Wie weit können die Raupenhärchen durch Wind verbreitet werden und noch Reaktionen verursachen?

Die Brennhaare der Raupen können über größere Entfernungen durch die Luft getragen werden. Eine nennenswerte Verbreitung wurde bisher über Entfernungen von bis zu 50 m nachgewiesen. Im Luftraum erfahren die Brennhaare ähnlich wie Staubpartikel je nach Windsituation (Windrichtung und Windgeschwindigkeit) und Luftströmung eine starke Verdünnung, die auch durch die Thermik, Geländestruktur und die Bewuchsdichte beeinflusst wird. Ab welcher Entfernung mit gesundheitlich relevanten Auswirkungen zu rechnen ist, hängt von der Exposition und der individuellen Empfindlichkeit bei Kontakt mit den Brennhaaren der Raupen, den Häutungsresten, den Nestern oder den mit Brennhaar-kontaminierten Faltern ab.

4. Welche Gefahr geht von verlassenen Gespinsten aus und wie schnell nimmt die Wirkung der verlassenen Gespinste nach Monaten/Jahren ab?

Die in die Kokons eingesponnenen Brennhaare können mehrere Jahre als feste Gebilde aus Spinnfäden, Raupenkot, Häutungsresten und Puppenhülsen erhalten bleiben und bei Kontakt die oben genannten Symptome auslösen. Auch nach Zerfall bzw. Herabfallen der Gespinstnestreste bleibt am Boden oder auf niedriger Vegetation etc. über den gleichen Zeitraum die Wirkung der Brennhaare erhalten.

5. Kann ich Wälder noch betreten, wenn die EPS Raupe dort vorkommt?

Ob die mit EPS befallenen Wälder noch betreten werden können, bzw. ob ein Verweilen dort möglich ist, hängt von der Konzentration an Brennhaaren und Bestandteilen der Raupen und Falter in der Waldluft ab und kann nur unter Kenntnis der örtlichen Gegebenheiten im Einzelfall beantwortet werden.

6. Ist es ratsam, die Kleidung nach einem Waldbesuch zu wechseln, wenn dort Eichenprozessionsspinnerbefall bekannt ist?

Ja, ein möglichst sofortiger Kleidungswechsel ist ratsam. Innenräume sollten nicht mit den Brennhaaren kontaminiert werden, d.h. möglicherweise mit Brennhaaren verunreinigte Kleidung sollte nicht in Wohnräume gebracht und nur unter Vorsichtsmaßnahmen (Bedecken der exponierten Hautpartien und Tragen einer FFP2– Atemschutzmaske) gereinigt werden.

7. Was sollte ich konkret tun, wenn ich mit Brennhaaren des EPS in Kontakt gekommen bin?

Nach Kontakt mit den Brennhaaren sollte versucht werden, auf der Haut vorhandene Brennhaare mit einem Klebeband zu entfernen. Danach sollte ein Duschbad mit Haarwäsche vorgenommen werden und bei Augenbeteiligung ein Spülen der Augen mit Wasser.Bei einer Verschlimmerung der Symptome sollte eine ärztliche Abklärung/ Behandlung erfolgen.
Sollte es nach dem Kontakt zu Atemnot oder anderen schwerwiegenden Reaktionen kommen, sollte der Notruf (112) gewählt werden.

8. Wen kann oder sollte der Bürger kontaktieren, wenn er gesundheitliche Probleme nach Kontakt mit dem EPS hat?

Wenn nach Kontakt mit dem EPS gesundheitliche Probleme auftreten, ist eine ärztliche Abklärung/Behandlung angezeigt.
Sollte es nach dem Kontakt zu Atemnot oder anderen schwerwiegenden Reaktionen kommen, sollte der Notruf (112) gewählt werden

Merkblätter und andere Informationen

Umfassende Informationen stehen unter den rechts aufgeführten Links bereit. Weitere Informationen sind bei den folgenden Stellen zu finden:

Literatur:
Tuthill RW, Canada AT, Wilcock K, Etkind PH, O'Dell TM, Shama SK. An epidemiologic study of gypsy moth rash. Am J Public Health. 1984;74(8):799-803. doi:10.2105/ajph.74.8.799

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