Altlastverdacht bei einer ehemaligen Deponie
Untersuchungen zum Altlastverdacht bei einer ehemaligen Deponie, die bis Ende der vierziger Jahre betrieben worden war und seit den siebziger Jahren als Wohngebiet überplant und genutzt wurde (4000-5000 Bewohner, Fläche ca. 1 km2, Mächtigkeit der Deponieschicht bis 9 m), ergaben deutlich erhöhte Bodenkonzentrationen von Blei, Arsen, Kupfer, Zink und PAK im Deponiekörper. Um eine Gefährdung der Bevölkerung besser abschätzen zu können, wurden die oberflächennahen Bodenschichten, von denen eine direkte Belastung ausgehen kann, und das Grundwasser, von dem aus Belastungen in das Trinkwasser gelangen können, nochmals gesondert untersucht. Bei den Bodenproben wurde besonderes Augenmerk auf Sandkästen und die Flächen um die Sandkästen herum gelegt, da dort durch eine direkte Bodenaufnahme eine hohe Belastung von Kleinkindern erfolgen kann.
Die Oberbodenanalysen ergaben für die genannten Schadstoffe Werte in Konzentrationsbereichen, wie sie auch im Deponiekörper angetroffen worden waren (beispielsweise Arsen bis 100 mg/kg, Blei bis 1750 mg/kg, PAK bis 44 mg/kg). Damit wurden verschiedene Prüfwerte der Bundesbodenschutzverordnung für den Pfad Boden - Mensch überschritten. Die Sandkästen selbst waren hingegen nicht auffällig belastet. Ebenso ergaben die Grundwasseruntersuchungen keine erhöhten Werte, so dass eine unerwünschte Beeinflussung von Trinkwasservorkommen durch das Deponiematerial nicht zu erwarten war.
Auch bei Hausstaubuntersuchungen in einigen Privatwohnungen auf dem Areal wurden keine gravierend erhöhten Belastungen gemessen, wenn auch im Vergleich zu anderen Messungen in Deutschland im Mittel eine leichte Erhöhung beobachtet werden konnte.
Um eine eventuelle gesundheitliche Gefährdung besser abschätzen zu können, wurden Kinder von einem Universitätsinstitut auf Blei (Blut Haare, Milchzähne), Quecksilber (Blut, Urin) und Arsen (Urin, Haar) untersucht. Die Werte bewegten sich fast durchgehend in dem Bereich, der auch bei nicht speziell belasteten Kindern festzustellen ist. Einige Kinder mit auffälligen Befunden von Arsen im Urin (maximal 150 µg/l; ca. 6% der Gesamtzahl) wiesen bei einer Nachuntersuchung ebenfalls normale Werte auf. Trotz hoher und ausgedehnter Bodenbelastungen waren also bei den Kindern, die als die Personengruppe mit dem intensivsten Bodenkontakt anzusehen sind, keine auffälligen Belastungen festzustellen.
Eine erhöhte Belastung von Gartenprodukten war ebenfalls nicht festzustellen. Dennoch wurde unter dem Aspekt der Vorsorge empfohlen, vor Zubereitung oder Verzehr auf gründliches Reinigen und Schälen zu achten.
Folgende Punkte sprachen dafür, dass in dem beschriebenen Fall keine Gefährdung der Bewohner bestand: Die Schadstoffe scheinen sehr fest an die Bodenmatrix gebunden und damit wenig mobil zu sein, da erstens in der oberen Bodenschicht von 10 cm etwa gleich hohe Belastungen wie im Deponiekörper angetroffen wurden (geringe Eluierbarkeit), zweitens keine Auswaschung ins Grundwasser festzustellen war und drittens keine erhöhten Belastungen bei den untersuchten Kindern und den Gartenprodukten auftraten (geringe Resorbierbarkeit). Mobilere Schadstoffe wären durch die jahrzehntelangen Witterungseinflüsse wie sauren Regen stärker aus dem Oberboden ausgewaschen worden oder hätten nach dem Verschlucken von Erdmaterial durch Kinder zu einer erhöhten inneren Belastung geführt.
Aus Vorsorgegründen wurde dennoch empfohlen, für eine Abdeckung der Spielplatzbereiche mit unbelastetem Bodenmaterial zu sorgen und dieses für Nutzgärten und Grünflächen in Betracht zu ziehen.