Belastungssituation von Schwangeren und Fruchtwasser mit Weichmachern

Das Projekt wird vom Sachgebiet Chemikaliensicherheit und Toxikologie des LGL in Kooperation mit der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Ludwig-Maximilians-Universität München und Prof. Dr. med. Marcus Schelling von der Praxis Pränatale Diagnostik München durchgeführt.

Hintergrund

Kinder sind in ganz besonderer Weise den vielfältigen Belastungen aus der Umwelt ausgesetzt, wobei ein breites Spektrum an sehr unterschiedlichen Faktoren auf sie einwirken kann. Neben sozialen und psychosozialen Einflussfaktoren müssen insbesondere die physikalischen und chemischen Noxen beachtet werden, die die Gesundheit und Entwicklung der Kinder ab dem Beginn der Schwangerschaft nachteilig beeinträchtigen können. In diesem Zusammenhang ist zu bedenken, dass eine Vielzahl an Chemikalien in großem Umfang eingesetzt wird. Viele von ihnen sind auch im unmittelbaren Lebensbereich von Schwangeren zu finden. Das Wissen hierzu ist allerdings oft begrenzt, da im Rahmen der behördlichen Überwachung im Wesentlichen nur die Gehalte z.B. in Lebensmitteln, Produkten und Bedarfsgegenständen gemessen werden.

Eine Stoffgruppe, die seit längerem besonders im Fokus der Öffentlichkeit steht, sind die Weichmacher und hier vor allen Dingen die Phthalate. Aus gesundheitlicher Sicht ist diese Substanzklasse insbesondere auf Grund ihrer Reproduktionstoxizität von Bedeutung. Phthalate sind Ester der 1,2-Benzoldicarbonsäure (ortho-Phthalsäure) und befinden sich seit über 40 Jahren im großtechnischen Einsatz. Aufgrund ihrer chemisch-physikalischen Charakteristika werden sie, und hier vor allen Dingen das Di-(2-ethylhexyl)phthalat (DEHP), zu ungefähr 90 % als Weichmacher, insbesondere bei der Herstellung von Weich-PVC und anderen Polymerisaten, eingesetzt. Da DEHP und andere klassische Phthalate mittlerweile ubiquitär gefunden werden können, führen sie zu einer unvermeidlichen Belastung der Allgemeinbevölkerung. Um die Exposition der Verbraucher zu minimieren, wurden in der EU inzwischen gesetzliche Regelungen zur Begrenzung in Kinderspielzeugen und Kosmetika sowie unter REACH getroffen.

Aufgrund der zunehmenden Beschränkungen im Bereich des Phthalateinsatzes wird die Entwicklung von alternativen Weichmachern verstärkt vorangetrieben. Bei einem handelt es sich um das DINCH [Di-(isononyl)-cyclohexan-1,2-dicarboxylat, CAS-Nr. 166412-78-8], eine Flüssigkeit, die sich zunehmend als Ersatzprodukt für die Phthalate etabliert. DINCH findet daher mittlerweile insbesondere als Weichmacher in PVC, als Zusatzstoff in Polystyrol und in Lebensmittelverpackungsmaterialien und darüber hinaus in Spielzeug, Kabeln und Plastisolen Einsatz. DINCH hat ein günstigeres toxikologisches Profil als viele der heute im Einsatz befindlichen Phthalate und zeigt keine reproduktionstoxischen Wirkungen.

Wesentliche Ziele des Projektes

Aus tierexperimentellen Untersuchungen ist bekannt, dass z .B. Phthalate insbesondere in der frühen Fetalperiode negativ auf die Geschlechtsentwicklung wirken können. Vor diesem Hintergrund ist es sinnvoll im Rahmen eines Human-Biomonitorings zu untersuchen, mit welcher inneren Belastung in der Fetalperiode gerechnet werden muss. In diesem Zusammenhang soll mittels Untersuchung des Urins der Schwangeren und von Fruchtwasserproben die aktuelle Expositionssituation beider Gruppen ermittelt werden. Erst auf der Basis dieser Daten, die bisher weitgehend fehlen, lässt sich eine valide Risikoabschätzung für diese kritische Phase der menschlichen Entwicklung treffen.

Durchführung des Projektes

Es sollen bei gesunden Schwangeren zum Zeitpunkt der Geburt eine Urinprobe und eine Fruchtwasserprobe genommen werden. Außerdem sollen während der Schwangerschaft im Bereich zwischen 16. und 17. Woche Fruchtwasserproben und zeitgleich Urinproben der Schwangeren entnommen werden.

In diesen Untersuchungsmaterialien soll anschließend eine größere Anzahl von primären und sekundären Metaboliten der Phthalate als auch des DINCH analysiert werden. Darüber hinaus sollen möglichst die Abbauprodukte von weiteren Weichmachern untersucht werden.

Ergebnisse

Ergebnisse werden nach Ende des Projektes im Sommer 2016 erwartet.

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