Hemmstofftest-Nachuntersuchungen - Untersuchungsergebnisse 2024

Abstract

Um geschlachtete Tiere möglichst schnell auf Antibiotikarückstände zu untersuchen, wird mit dem Hemmstofftest oder auch Drei-Platten-Test ein mikrobiologisches Screening-Verfahren durchgeführt. Im Untersuchungszeitraum von Januar bis August 2024 wiesen unter ein Promille der untersuchten Proben ein positives Screening-Ergebnis auf. In der chemischen Nachuntersuchung konnten in über 80 % der im Screening positiven Proben Antibiotikarückstände nachgewiesen werden. Von diesen rückstandspositiven Proben überschritten wiederum 70 % die zulässigen Höchstmengen. Besonders häufig waren Kuhproben auffällig. Hier wurden am häufigsten Aminoglycoside nachgewiesen, wobei bei den Höchstmengenüberschreitungen auch Fluorchinolone, beta-Lactame und ein Sulfonamid eine Rolle spielten. Zusätzlich waren auch mehrfach nicht-steroidale Entzündungshemmer in den Proben nachweisbar.
Zusammengefasst sind die Ergebnisse der chemischen Nachuntersuchung vergleichbar mit denen der Vorjahre.

Einleitung

Um eine große Anzahl von geschlachteten Tieren stichprobenartig auf Rückstände von Antibiotika zu untersuchen, wird der Hemmstofftest bzw. Drei-Platten-Test (DPT) als ein schnelles und kostengünstiges mikrobiologischen Screening-Verfahren angewendet. Bei einem in der Probe vorhandenen Hemmstoff, wie z. B. Antibiotikarückständen, weist der Bakterienrasen in der bebrüteten Platte eine Zone ohne Wachstum auf. Diese Zone wird als Hemmhof bezeichnet. Für die Untersuchung schicken die Probennehmenden aus den Schlachthöfen Fleisch- und die Nierenproben an die bayerischen Stellen für die bakteriologische Fleischuntersuchung. Jedoch lässt ein positives Testergebnis im DPT keinen sicheren Rückschluss auf Art und Menge des vorhandenen Hemmstoffes zu. Zudem können neben Antibiotika andere Stoffe wie Desinfektionsmittel oder eine unsachgemäße Probenlagerung (z. B. das Einfrieren von Schweinenieren) falsch positive Ergebnisse erzeugen.
Das LGL überprüft deshalb hemmstoffpositive Proben chemisch mit leistungsfähigen Analysenverfahren (LC-MS/MS), um sichere qualitative und quantitative Aussagen über vorhandene Antibiotikarückstände machen zu können. Da vor allem Rinder, die mit Antibiotika therapiert werden, auch andere Tierarzneimittel erhalten können, werden hemmstoffpositive Rinderproben zusätzlich auf nicht-steroidale Entzündungshemmer (NSAID) und Kortikosteroide untersucht.
Das Analysenspektrum dieser chemischen Nachuntersuchungen am LGL umfasst somit bis zu 90 verschiedene Wirkstoffe.

Ergebnisse

Der Bericht bezieht sich auf die bislang im Jahr 2024 abgeschlossenen Proben (Stand 31.08.24).
Die Labore für die bakteriologische Fleischuntersuchung in Bayern haben in diesem Zeitraum knapp 15.200 Proben von geschlachteten Tieren mit dem Drei-Platten-Hemmstofftest auf Rückstände an Antibiotika überprüft. Von diesen Proben wiesen lediglich zwölf (0,08 %) ein positives Hemmstoffergebnis auf. Die Quote liegt auf einem nur leicht höheren Niveau als im Vorjahr (2023: 0,06 %). Auffällig waren der relativ hohe Anteil an Kuhproben und die vergleichsweise niedrige Anzahl an Schweineproben. Bei der chemischen Nachuntersuchung waren in zehn der zwölf Proben Rückstände von Antibiotika nachweisbar. Diese Quote von 83 % lag über der der Vorjahre (2023: 64 %, 2022: 62 %, 2021: 69 %) (s. Tabelle).

Von den insgesamt neun rückstandshaltigen Kuhproben wiesen sieben Proben Gehalte auf, die gesichert über den zulässigen Höchstmengen lagen. Dabei handelte sich um Rückstände an Tetracyclin in zwei Proben, wobei bei einer dieser Proben auch das Sulfonamid-Antibiotikum Sulfadoxin die Höchstmenge überschritt. Rückstände des Fluorchinolons Marbofloxacin lagen in zwei der Kuhproben gesichert über der Höchstmenge. In einer Probe detektierte das LGL-Rückstandslabor Rückstände des Fluorchinolons Enrofloxacin (inkl. seines Metaboliten Ciprofloxacin). Rückstände des β-Lactams Benzylpenicillin und des Aminoglycosids Gentamicin wurde je in einer Probe in Gehalten über der Höchstmenge gefunden.
Daneben enthielten diese Probe meist noch Spuren weiterer Antibiotika (wie Neomycin, Doxycyclin, Oxytetracyclin) und/oder NSAID (Ketoprofen, Meloxicam, Flunixin), wobei Meloxicam in einer Probe über der Höchstmenge lag. Kortikosteroide konnten nur einmal in Spuren (Dexamethason) nachgewiesen werden.
In allen dargestellten Fällen bestand für Verbraucher keine gesundheitliche Gefahr.

Tabelle: Ergebnisse der Hemmstofftest-Nachuntersuchungen im Jahr 2024 (Stand 31.08.24)

Tierart

Probenzahl

davon Tiere mit Rückständen

Muskel

Niere

Gesamt

ohne Rück-stände

mit Rück-ständen

< CCα*

> CCα*

> CCα*

> CCα*

Kuh

9

0

9

2

7

5

7

Bulle

1

1

0

0

0

0

0

Schwein

2

1

1

1

0

0

0

Summe

12

2

10

3

7

5

7

Anteil

100%

17%

83%

30%

70%

50%

70%

davon:

 

 

 

 

 

 

 

BU-Probe**

8

1

7

2

5

4

5

Hemmstoffplanprobe

3

1

2

1

1

0

1

Hemmstoffverdachtsprobe

1

0

1

0

1

1

1

 

 

*  CCα: Entscheidungsgrenze für ein positives Ergebnis
** BU: Bakteriologische Untersuchung nach § 10 der AVV Lebensmittelhygiene

Antibiotikaverteilung

Antibiotika können aufgrund ihrer chemischen Struktur in Stoffgruppen zusammengefasst werden. In der Abbildung sind die Nachweishäufigkeiten der festgestellten Antibiotikarückstände bei Rinder-proben und der Schweineprobe nach Stoffgruppe dargestellt.

Aminoglycosid-Rückstände waren der Spitzenreiter bei den Rinderproben, gefolgt von Tetracyclinen, Chinolen und β-Lactamen, die in der Vergangenheit bei Rinderproben am häufigsten nachgewiesen wurden. Für Sulfonamide gab es einen Befund bei den beprobten Rindern.

Die Schweineprobe enthielt ein Tetracyclin-Antibiotikum (Doxycyclin) in Spuren. Tetracycline waren in den letzten Jahren in Schweinproben die häufigsten nachgewiesen Substanzklasse.

Abbildung: Antibiotikaverteilung bei Rind und Schwein im Jahr 2024 (Stand 31.08.24)

Fazit

Der leicht rückläufige Trend von 2023 bei der Anzahl an positiven Hemmstoffproben wurde im laufenden Jahr 2024 nicht weiter fortgesetzt. Dennoch bewegt sich die Positivquote weiterhin auf dem niedrigen Niveau der vorhergehenden Jahre. Auch der Anteil an rückstandshaltigen Proben in der chemischen Nachuntersuchung ist im Vergleich zu den Vorjahren etwas angestiegen. Insgesamt waren weniger Schweine und vergleichsweise viele Kuhproben auffällig.
Das Rückstandslabor des LGL wies weiterhin Rückstände von gängigen Wirkstoffen nach, wobei sich die Nachweishäufigkeiten der Stoffgruppen in Kuhproben zu Aminoglycosiden hin verschob. Die in der Vergangenheit am häufigsten nachgewiesenen β-Lactame spielten aber weiterhin eine Rolle. Neben den Antibiotikarückständen waren auch NSAID mehrfach in diesen Proben nachweisbar.
Das LGL wird die Untersuchungen im Rahmen des Nationalen Rückstandskontrollplanes fortsetzten.

Maßnahmen

Die zuständigen Überwachungsbehörden führten in den auffällig gewordenen Betrieben fachrechtliche Tierarzneimittelkontrollen durch, um die Ursachen der überhöhten Antibiotikarückstände aufzuklären. Die zuständigen Behörden können in Abhängigkeit vom Ergebnis der Betriebskontrollen Strafanzeigen erstatten, Gemeinschaftshilfen kürzen und Verfolgsuntersuchungen anordnen.

Des Öfteren ist die Nichteinhaltung der Wartezeit zwischen letzter Arzneimittelanwendung und Schlachtung ein Grund für Höchstmengenüberschreitungen. Dies war beispielsweise auch bei einer der Kuhproben mit einer Höchstmengenüberschreitung des Rückstands Marbofloxacin der Fall. Hier ergab die nachfolgende Betriebskontrolle, dass der Landwirt das Rind laut Bestandsbuch und der Anwendungs- und Abgabe-Belege einen Tag zu früh zur Schlachtung abgegeben hatte. Dies hatte eine Strafanzeige, Kürzung der Gemeinschaftshilfe und verstärkte Kontrollen zur Folge.