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Radioaktivitätsuntersuchung von Wildpilzen und Wildschweinfleisch –
Untersuchungsergebnisse 2019/2020
Hintergrund
Nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl im Jahre 1986 wurden zum Schutz der Bevölkerung bundesweite Messprogramme zur Überwachung der Aktivitätsgehalte von künstlichen Radionukliden eingeführt. Die bundesweiten Messprogramme für Umwelt- und Lebensmittelproben nach § 3 Strahlenschutzvorsorgesetz (StrVG) sind in der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zum Integrierten Mess- und Informationssystem zur Überwachung der Radioaktivität in der Umwelt (AVV-IMIS) beschrieben. Die jährlichen bayerischen Messprogramme gemäß der AVV-IMIS zur Überprüfung auf künstliche Radionuklide, umfassen über 800 Lebensmittelproben des gesamten Lebensmittelspektrums. Zusätzlich zu den Messprogrammen des Bundes untersucht das LfU im Auftrag des LGL innerhalb eines Jahres bis zu 400 Wildfleisch- und Wildpilzproben auf Radiocäsium.
Der Aufgabenbereich des LGL umfasst neben der Erstellung der Probenpläne auch die Bewertung der Ergebnisse. Für die Probenmessungen ist das LfU zuständig. Wie in den vorangegangenen Jahren weisen auch die 794 im Jahr 2019 untersuchten Lebensmittel aus dem Handel und von den Erzeugern äußerst niedrige Radiocäsiumgehalte (Summe aus Cäsium 134 und Cäsium 137) auf. Eine Ausnahme stellen bayerische Wildpilze und Wildbret dar. Diese können auch 33 Jahre nach Tschernobyl noch nennenswerte Radiocäsiumgehalte aufweisen.
Radioaktivität in Wildpilzen
In den Berichtsjahren 2019 und 2020 untersuchte das LfU im Auftrag des LGL 299 Wildpilzproben; 247 davon stammten aus bayerischen Wäldern. Zwei einheimische Semmelstoppelpilzproben und eine Probe Maronenröhrlinge überschritten den EU-Radiocäsiumgrenzwert von 600 Bq/kg. Die verbliebenen 244 Wildpilzproben blieben unter dem geltenden EU-Radiocäsiumgrenzwert. Für den Groß- bzw. Einzelhandel bestimmte Wildpilze aus EU-Drittländern, wie Steinpilze oder Pfifferlinge, unterliegen der Überwachung durch die Zollbehörden in Zusammenarbeit mit den zuständigen Lebensmittelüberwachungsbehörden. Um kontaminierte Ware von der Einfuhr in die Europäische Gemeinschaft auszuschließen, werden stichprobenartig Importwildpilzproben auf deren Radiocäsiumbelastung überprüft. In den Jahren 2019 und 2020 stellte das LGL bei keiner der 52 importierten Wildpilzproben Radiocäsiumgehalte über dem EU-Grenzwert von 600 Bq/kg fest.
Bezeichnung | Probenzahlen | Radiocäsiumgehalt in Bq/kg | |||
---|---|---|---|---|---|
Ausland | Inland | Min. | Max | MW | |
Wildpilze gesamt 2019/2020 | |||||
Maronenröhrlinge | 75 | <1 | 948 | 150 | |
Pfifferlinge | 9 | 25 | 259 | 112 | |
Steinpilze | 40 | 40 | 1 | 173 | 45 |
andere Wildpilze | 3 | 132 | <1 | 1625 | 64 |
Radioaktivität in Wildschweinfleisch
Bayerische Wildschweine weisen bis heute erhöhte Radiocäsiumwerte auf. Für die stark schwankende Radiocäsiumbelastung der Tiere sind zwei Faktoren ausschlaggebend: die regionale Bodenbelastung und das verfügbare Nahrungsmittelangebot wie Wildpilze und Hirschtrüffel. Den Großteil der Radiocäsiumbelastung nehmen die Tiere daher über die Nahrung auf und reichern es im Muskelfleisch an. Damit Wildschweinfleisch mit Radiocäsiumgehalten über dem EU-Grenzwert von 600 Bq/kg nicht in den Handel gelangt, überwacht das LGL stichprobenartig Wildschweinfleisch aus dem Groß- bzw. Einzelhandel, Gaststätten und Metzgereien. Von den 91 im Jahr 2019 untersuchten Wildschweinproben aus dem Handel wiesen 78 % der Wildschweinproben eine Aktivität von unter 10 Bq/kg Radiocäsium auf. 15 % der Handelsproben blieben unter einem Radiocäsiumgehalt von 100 Bq/kg und weitere 6 % blieben unter 300 Bq/kg. Lediglich eine Wildschweinprobe aus dem Handel überschritt den EU-Grenzwert mit einer Radiocäsiumbelastung von 925 Bq/kg. Das weitere Fleisch der aus einer Gaststätte stammenden Probe wurde vor dem Verzehr fachgerecht entsorgt.
Bei der Wildschweinprobe mit dem höchsten Radiocäsiumgehalt von 3.850 Bq/kg handelte es sich um eine direkt von einem Jäger stammende Probe. Mithilfe des bayernweiten Messstellennetzwerkes führt die bayerische Jägerschaft Eigenkontrollen durch, um sicherzustellen, dass kein Wildscheinfleisch mit einer Radiocäsiumbelastung über dem EU-Grenzwert in den Handel gelangt. Die Untersuchungsergebnisse 2019 von Wildschweinfleisch aus dem bayerischen Einzel- und Großhandel bestätigen die niedrigen Radiocäsiumgehalte der früheren Jahre. Des Weiteren belegen die Messdaten die Wirksamkeit der Eigenkontrollen durch die Messstellen der bayerischen Jäger.
Bezeichnung | Probenzahlen | Radiocäsiumgehalt in Bq/kg bzw. Bq/L | |||
---|---|---|---|---|---|
Ausland | Inland | Min. | Max | MW | |
Sammelmilch | 209 | <1 | <1 | <1 | |
Rindfleisch | 1 | 93 | <1 | 4 | <1 |
Kalbfleisch | 1 | 6 | <1 | 2 | <1 |
Schweinefleisch | 1 | 43 | <1 | 1 | <1 |
Geflügelfleisch | 1 | 26 | <1 | 1 | <1 |
Getreide | 1 | 70 | <1 | <1 | <1 |
Kartoffeln | 5 | 39 | <1 | <1 | <1 |
Gemüse | 13 | 102 | <1 | 2 | <1 |
Beeren- und Kernobst | 7 | 33 | <1 | <1 | <1 |
Fische | 3 | 4 | <1 | <1 | <1 |
Säuglingsnahrung | 25 | <1 | <1 | <1 | |
Trink/-Rohwasser | 32 | <1 | <1 | <1 | |
Gesamtnahrung | 79 | <1 | <1 | 3 | |
Wildbret gesamt | |||||
Reh | 15 | <1 | 1570 | 166 | |
Wildschwein (gesamt) | 8 | 243 | <1 | 3850 | 341 |
Wildschwein (Handel) | 8 | 83 | <1 | 925 | 25 |
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