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Belastung verschiedener Medien mit DDT
DDT in Lebensmitteln
Die Lebensmittelbelastung ist seit dem weitgehenden Anwendungsverbot von DDT deutlich zurückgegangen. Dies schlägt sich in einer Verringerung der täglichen Aufnahmemenge nieder. Für Länder ohne DDT-Anwendung wird geschätzt, dass Ende der Achtzigerjahre Erwachsene über die Nahrung ca. 2 µg DDT pro Tag aufgenommen haben (bei 70 kg Körpergewicht ca. 0,03 µg/kg pro Tag) und Kinder etwa 1 µg pro Tag (entspricht 0,1 µg/kg Körpergewicht bei 10 kg und damit etwa einem Hundertstel des PTDI-Wertes). In Ägypten hingegen betrug die Zufuhr 1988 etwa 960 µg pro Tag, in Indien 1994 etwa 20 µg pro Tag.
Informationen über Belastungen einzelner Lebensmittel und Lebensmittelgruppen sind den Veröffentlichungen des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) zum Lebensmittelmonitoring zu entnehmen (siehe Link im rechten Kasten).
DDT in Frauenmilch
Der Mensch steht am Ende der Nahrungskette. So ist verständlich, dass in Frauenmilch höhere DDT-Gehalte als in Kuhmilch gemessen werden. Da die Konzentration im Milchfett derjenigen im Fettgewebe (oder Blutfett) des mütterlichen Organismus weitgehend entspricht, kann an den hier festgestellten Werten ein kontinuierlicher Rückgang der Belastung im menschlichen Körper seit dem DDT-Verbot beobachtet werden.
Aufgrund der intensiveren und längeren DDT-Anwendung im ehemaligen Ostblock lagen die Werte 1975 in der DDR mit 11,5 mg/kg Milchfett etwa doppelt so hoch wie in Westdeutschland (5,3 mg/kg), und auch 1997 betrug der Mittelwert noch 0,87 mg/kg (Bundesrepublik gesamt unter 0,4 mg/kg). Noch höher lag die Belastung beispielsweise in Indien (1975: 19,5 mg/kg Milchfett). Untersuchungen von Frauenmilch aus Bayern werden vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) durchgeführt.
Um einen Eindruck von der täglichen DDT-Aufnahme bei einem gestillten Säugling zu gewinnen, kann man aus einer Aufnahme von 25 g Milchfett (die Werte schwanken natürlich während der Stillzeit) bei einem 5 kg schweren Säugling folgende Aufnahmemengen berechnen:
Indien | |
---|---|
1975 | 97,5 |
Deutschland (West) | |
1975 | 26,5 |
1980 | 9,2 (d. h. im Bereich des PTDI-Wertes) |
1993 | 2,5 |
1997 | 1,5 |
Deutschland (Ost) | |
1997 | 4,4 |
Südbayern | |
2000–2003 | 0,8 |
Wegen der vielen Vorteile des Stillens und trotz verschiedener weiterer Schadstoffe wurde und wird Stillen sehr empfohlen. Nur in ganz wenigen Ausnahmefällen erscheint es sinnvoll, wegen einer Schadstoffbelastung darauf zu verzichten. Das Für und Wider sollte dann in der Stillberatung – etwa beim Gesundheitsamt – abgewogen werden.
DDT im Blut
Der Anteil von DDE an der Summe aus DDT und seinen Abbauprodukten im Körper beträgt heute etwa 90 %. Geringere Anteile von DDE können als Hinweise auf jüngere DDT-Quellen dienen.
Bereits Neugeborene weisen eine Belastung auf, die darauf zurückzuführen ist, dass diese Stoffe auch die Plazenta passieren können. Mit zunehmendem Lebensalter und weiterer Aufnahme von DDT und DDE nimmt die Konzentration im Blutserum zu, sodass bei der medizinischen Beurteilung von Befunden altersabhängige Referenzwerte berücksichtigt werden müssen (siehe Link im rechten Kasten). Hierunter versteht man die Konzentrationen, unter denen 95 % der Werte liegen, die in der Bevölkerung im jeweiligen Altersbereich gemessen wurden. Die Referenzwerte geben den jeweiligen Zustand in der Bevölkerung wieder und sagen zunächst nichts über gesundheitliche Auswirkungen aus; liegen individuelle Messwerte unterhalb der Referenzwerte, besteht aber auch keine höhere Gefährdung als für die allgemeine Bevölkerung.
DDT im Hausstaub
Wie bereits bei den Aufnahmepfaden beschrieben, ist der Gehalt von DDT im Hausstaub deshalb von Bedeutung, weil am Boden spielende Kleinkinder diesen über Hand-zu-Mund-Kontakt aufnehmen und in geringerem Umfang auch aufgewirbelten Staub einatmen können.
Aus verschiedenen Untersuchungen in ehemals militärisch genutzten Gebäuden, in denen DDT zur Insektenbekämpfung eingesetzt worden war, oder in Wohnhäusern, in denen DDT-haltige Holzschutzmittel angewendet wurden, sind uns die Höhe der Staubbelastungen sowie weitere Befunde zur Raumluft (siehe unten) und zur Belastung von Menschen bekannt. In der Regel lagen die Hausstaubkonzentrationen in Wohnräumen unter 100 mg/kg, in Dachgeschossen manchmal aber auch deutlich darüber (bis 8.500 mg/kg). Bei Untersuchungen von Bewohnern solcher Gebäude waren keine Zusammenhänge zwischen den Schadstoffgehalten im Hausstaub der eigenen Wohnung und im Blut feststellbar.
Für einen Staubwert von 100 mg DDT/kg schätzte das Umweltbundesamt die zusätzliche Belastung eines einjährigen Kleinkindes von 10 kg Körpergewicht mit 1 µg/kg Körpergewicht pro Tag ab (Annahmen: tägliche Aufnahme von 100 mg Hausstaub, vollständiger Übergang in den Körper). Dadurch wird der PTDI-Wert der WHO/FAO von 10 µg/kg Körpergewicht zu 10 % ausgeschöpft.
Nach diesem Berechnungsweg geht also auch von höheren Staubbelastungen über 100 mg DDT/kg Staub keine gesundheitliche Gefahr aus. Berücksichtig man weiter, dass die allgemeine Aufnahme von DDT bei Kindern unter 1 µg/kg Körpergewicht pro Tag liegt, wären auch noch deutlich höhere Staubgehalte tolerabel. Hinzu kommt, dass dieser Belastungspfad über die Aufnahme von Hausstaub durch Spielen am Boden nur wenige Jahre und nicht das ganze Leben dauert. Insofern müssen sich Eltern keine Sorgen machen, dass ihre Kinder durch DDT-haltigen Hausstaub einer besonderen Gesundheitsgefährdung ausgesetzt sind.
Selbstverständlich befürworten die Gesundheitsämter aus Gründen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes alle Maßnahmen einer Schadstoffminimierung. Deshalb hat das Umweltbundesamt auch bei dem Wohnhaus mit der höchsten Staubkonzentration von 200 mg/kg aus Gründen der hygienischen Vorsorge als mittelfristige Maßnahme empfohlen, die behandelten Materialien bei anstehenden Renovierungsarbeiten mit einem geeigneten Schutzanstrich zu versehen oder zu entfernen. Zur zwischenzeitlichen Reduzierung der Exposition wurde regelmäßiges gründliches Lüften in Verbindung mit regelmäßigem Entfernen des Hausstaubes angeraten.
Aufgrund der bisherigen bundesweiten Erfahrungen, dass die Staubwerte in Wohnräumen in der Regel unter 100 mg DDT/kg Staub lagen, äußerte das Umweltbundesamt 1999, dass aus seiner Sicht und der des ehemaligen BgVV bei dieser Sachlage flächendeckende Hausstaubuntersuchungen auf DDT sowie besondere Sanierungsmaßnahmen nicht angezeigt seien.
DDT-Belastungen sind heute auch noch häufig im Hausstaub von Wohnungen nachweisbar, in denen das Mittel nicht eingesetzt wurde. Die Konzentrationen liegen dann allerdings deutlich niedriger als oben beschrieben und überschreiten selten 5 mg/kg. (95. Perzentil nach Umwelt-Survey 1998: 1,2 mg/kg).
DDT in der Raumluft
DDT und seine Abbauprodukte sind kaum flüchtig, aber sie können an Schwebstaub gebunden besonders in der Raumluft von Gebäuden auftreten, die erhöhte Material- und Staubkonzentrationen aufweisen. So wurden in entsprechend behandelten Dachböden Konzentrationen bis ca. 5 µg/m3 gemessen, in darunter liegenden Wohnräumen bis etwa 0,2 µg/m3.
Die mögliche Aufnahme von DDT über die Luft hat das Umweltbundesamt wie folgt berechnet: Ausgehend von einer Raumluftkonzentration von 0,1 µg DDT/m3 und einem 10 kg schweren Kind mit einem Atemvolumen von 3 m3 am Tag ergibt sich bei dauerndem Aufenthalt in der Wohnung und vollständiger Resorption eine tägliche Aufnahme von 0,03 µg/kg Körpergewicht. Dieser Wert zeigt wiederum, dass der Luftpfad gegenüber der möglichen oralen Aufnahme vernachlässigt werden kann.
Die DDT-Konzentrationen in der Umgebungsluft liegen im Allgemeinen mindestens um einen Faktor 1.000 unter den Werten, die in belasteten Wohnräumen gemessen wurden.
DDT in Baumaterialien
Erhöhte Hausstaubwerte sind ein Hinweis auf Belastungsquellen im Raum, die gegebenenfalls durch gezielte Materialuntersuchungen lokalisiert werden müssen. Solche Untersuchungen können jedoch nicht direkt für eine gesundheitliche Bewertung herangezogen werden. Hierfür sind in erster Linie Hausstaub- und Luft- sowie eventuell auch Blutuntersuchungen geeignet.
In behandeltem Holz von Dachstühlen wurden in den oberen Schichten Konzentrationen bis ca. 4.000 mg/kg gefunden, während die tieferen Schichten nur noch geringe Belastungen im Bereich von wenigen mg/kg aufwiesen.