Rückstandsüberwachung – Untersuchungsergebnisse 2002 bis Mitte 2008
In Speziallaboren des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) wird mit aufwendigen und komplexen Analysenmethoden und hochempfindlichen Messgeräten geprüft, ob und in welcher Höhe Rückstände in den Lebensmitteln vorhanden sind und ob die festgesetzten Grenzwerte eingehalten werden.
Im Falle von Höchstmengenüberschreitungen werden die Kreisverwaltungsbehörden in Sachverständigengutachten darüber informiert, sodass die Ware aus dem Verkehr gezogen werden kann und weitere rechtliche Schritte gegen die Verantwortlichen eingeleitet werden können.
Neben umfangreichen Stichprobenkontrollen wird die Rückstandslage in den Lebensmitteln bei auch im Rahmen von nationalen und internationalen Monitoring- oder speziellen regionalen Schwerpunktuntersuchungsprogrammen erfasst und ausgewertet.
Das Erlanger Labor des LGL hat von 2002 bis Mitte 2008 fast 10.000 Proben Obst und Gemüse umfassend auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln untersucht. Insgesamt waren etwa 27 % der Proben ohne bestimmbare Rückstände. 62 % der Proben enthielten Rückstände unterhalb der Höchstmengen und 11 % der Proben Rückstände über den Höchstmengen (Abbildung 1).
Abbildung 1: Anteil rückstandshaltiger Obst- und Gemüseproben (2002–2008, n = 9 745)
Die Grafik gibt aber nicht die tatsächliche Rückstandssituation wieder, sondern eher ein ungünstigeres Bild. Der Grund dafür liegt darin, dass die Proben nicht nach den repräsentativen Kriterien eines Warenkorbes ausgewählt werden. Vielmehr werden die immer wieder auffälligen Produkte stärker überprüft als die Produkte mit bekanntermaßen keinen oder seltener auftretenden Rückständen.
Insgesamt waren bei Gemüse 34 % der Proben ohne bestimmbare Rückstände, bei Obst hingegen nur etwa 19 %. Auch innerhalb der verschiedenen Gruppen bei Obst und Gemüse sind Unterschiede hinsichtlich der Rückstandsbelastung festzustellen. Während bei Kernobst und exotischen Früchten zwischen 60 % und 70 % der Proben Rückstände enthielten, lag der Anteil bei Beeren-, Steinobst und Zitrusfrüchten um 90 % (Abbildung 2). Am häufigsten traten Höchstmengenüberschreitungen bei Beerenobst auf.
Abbildung 2: Rückstände in Obst (2002–2008)
Bei Gemüse sind die Unterschiede hinsichtlich Rückstandssituation zwischen den Gruppen noch deutlicher. Während Blatt- und Fruchtgemüse zu rund 70 % Rückstände aufwiesen, lag der Anteil bei Spross- und Wurzelgemüse unter 50 % (Abbildung 3). Der hohe Anteil an Proben mit Höchstmengenüberschreitungen bei Blatt- und Fruchtgemüse ist auf die Salatarten und frischen Kräuter sowie auf Gemüsepaprika zurückzuführen, die in den letzten Jahren immer auffällig waren. Dementsprechend wurden diese Produkte stark beprobt und somit ergibt sich ein überrepräsentativer Anteil an Höchstmengenüberschreitungen.
Beim Wurzelgemüse ist die Situation ebenfalls etwas verzerrt. Der hohe Anteil an Höchstmengenüberschreitungen basiert auf gezielten Sonderuntersuchungen von italienischen Bundkarotten auf den Wachstumsregulator Chlormequat, der im Jahr 2002 in bestimmten Regionen Italiens rechtswidrig eingesetzt worden war. Gewöhnlich ist das Wurzelgemüse nur gering belastet. Dieses Beispiel zeigt, dass solche statistischen Auswertungen differenziert zu diskutieren und entsprechende Hintergründe darzustellen sind.
Abbildung 3: Rückstände in Gemüse (2002–2008)
Bei Gemüse waren in den letzten 13 Jahren vor allem in Kopfsalat häufig Rückstände zu finden. Bei Tomaten hielten sich rückstandshaltige und rückstandsfreie Proben etwa die Waage, während bei Paprika und Karotten der Anteil ohne bestimmbare Rückstände bei etwa 60 % lag.
Bei Obst enthielten mehr als 80 % der Erdbeeren und Tafeltrauben Rückstände, bei Äpfeln und Pfirsichen waren es etwa 60 %. Von Zitrusfrüchten, die nicht in der Abbildung enthalten sind, weisen ebenfalls mehr als Dreiviertel der Proben Rückstände auf. Bei anderen Lebensmitteln wie Getreide, Spinat, Spargel, Kartoffeln und Kohlarten spielten Rückstände in der Vergangenheit keine oder nur eine sehr untergeordnete Rolle.