Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Proben aus China Januar bis Mai 2009

Hintergrund der Untersuchung

Die Volksrepublik China gehört zu den größten Exportnationen der Welt. In vielen wirtschaftlichen Sektoren wie Industrie, Energie oder Bergbau nimmt das Land China eine führende Rolle ein. Aber auch in der Landwirtschaft besitzt China im globalen Vergleich eine Spitzenposition, so zum Beispiel als größter Getreideproduzent von Weizen, Reis und Mais in der Welt. Neben Kartoffeln und Sojabohnen werden an frischem Obst und Gemüse hauptsächlich Äpfel und Zitrusfrüchte angebaut, die nach Deutschland exportiert werden und hier in den Supermarktregalen zu finden sind.

getrockneter Tee rieselt aus einer chinesischen Porzellandose

Neben Äpfeln liefert China auch Nashi-Birnen nach Deutschland, wobei das Wort "nashi" die japanische Bezeichnung für "Birne" ist. Nashis besitzen eine dünne, gelbe Schale und erinnern von der Form her eher an einen Apfel. Das ursprünglich aus China stammende Kernobst mit birnenartigem, süßem Geschmack weist im Vergleich zu den heimischen Birnen ein festeres Fruchtfleisch auf.

Seit wenigen Jahren erfreut sich auch die Pomelo (Citrus x grandis) stetig wachsender Beliebtheit. Die vor allem in China, aber auch in Israel und Südafrika angebaute Kreuzung aus Grapefruit (Citrus paradisi) und Pampelmuse (Citrus maxima) hat meist ein hellgelbes bis rosafarbenes Fruchtfleisch mit einer schwach säuerlich-süßen Note. Der im Vergleich zu Grapefruits mildere Geschmack, kombiniert mit einer Honig-Note, macht gerade die im Handel vermehrt angebotenen chinesischen Honey-Pomelos zu gefragten Zitrusfrüchten.

Natürlich stellt auch der Tee ein typisches chinesisches Lebensmittel dar, das eng mit der Kultur und Tradition des Landes verbunden wird. Jährlich werden in China mehr als eine Million Tonnen Tee produziert. Der Herstellungsprozess von grünem und schwarzem Tee unterscheidet sich im Grad der Fermentation der Teeblätter. Hierbei werden in den Teeblättern enthaltene Gerbstoffe abgebaut. Die einsetzende Fermentation wird bei grünem Tee zeitnah durch Erhitzung gestoppt, während bei schwarzem Tee eine vollständige Fermentation abläuft. Dies verleiht den Tees die gewünschte Farbe und den charakteristischen Geschmack.

In letzter Zeit sind verschiedene chinesische Lebensmittel oftmals negativ in die Schlagzeilen geraten. Viele Verbraucher sind verunsichert, ob Produkte aus China den europäischen Normen entsprechen und bedenkenlos verzehrt werden können. Aus diesem Grund hat das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) im Rahmen eines Schwerpunktprogramms gezielt gängige chinesische Produkte auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln untersucht.

Zusammenfassung

Im ersten Halbjahr 2009 hat das LGL insgesamt 51 Lebensmittelproben aus China untersucht, am häufigsten Nashi-Birnen (17), gefolgt von Pomelos (14) und grünem Tee (10). Aber auch Gewürzpflanzen wie Knoblauch (3) und Ingwer (1) sowie Äpfel (2), getrocknete Pilze (2), Buchweizen (1) oder Lotuswurzeln (1) wurden in die Untersuchung einbezogen.

12 % der Proben waren rückstandsfrei, 68 % wiesen Rückstände unterhalb der zulässigen Höchstmengen auf und bei immerhin 20 % waren die zulässigen Höchstmengen überschritten (Abbildung 1). Insgesamt ergibt sich: Die untersuchten Lebensmittelproben aus China waren mittelmäßig belastet.

Das Tortendiagramm zeigt, dass im Untersuchungszeitraum 12 % der Proben keine Rückstände, 68 % der Proben Rückstände unterhalb der Höchstmenge und 20 % Rückstände über der Höchstmenge enthielten.

Abbildung 1: Anteil rückstandshaltiger Proben aus China (01–05/2009)

Ergebnisse im Detail

Einen Gesamtüberblick über die Rückstandssituation der Proben aus China gibt Tabelle 1. Insbesondere bei frischem Gemüse sind die Probenzahlen allerdings so gering, dass statistische Aussagen nicht abzuleiten sind.

Insgesamt wurden 171 Rückstände von 38 verschiedenen Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffen nachgewiesen. Pro Probe wurden im Gesamtdurchschnitt 3,4 Rückstände festgestellt, der mittlere Rückstandsgehalt lag bei 0,15 mg/kg. Der höchste Einzelrückstand betrug 1,07 mg/kg für das insektizidwirksame Nikotin in einer Probe getrockneter Steinpilze. In 44 % aller Proben waren die Gehalte der einzelnen Rückstände geringer als 0,01 mg/kg. Dabei handelt es sich um den Grenzwert für Babynahrung.

Tabelle 1: Ergebnisübersicht der Proben aus China (01–05/2009)
Herkunftsland China Gesamt-zahl ohne R mit R kleiner als HM mit R größer als HM ver-schiedene Stoffe Anzahl R pro Probe 1) Gehalt R pro Probe 1) (mg/kg)
Obst 33 1 27 5 27 3,5 0,12
Gemüse 4 4 0 0 0 0 0
sonstige 14 1 8 5 21 4,1 0,26
Gesamt 51 6 35 10 38 3,4 0,15
12% 68% 20%
R = Rückstand; HM = Höchstmenge; 1) Durchschnitt

Von zwei Proben aus ökologischem Landbau enthielt ein grüner Bio-Tee zwei Rückstände im Spurenbereich. Die Gehalte waren allerdings so gering, dass man nicht von einer Pflanzenschutzanwendung ausgehen konnte und ein Verstoß gegen die einschlägigen Vorschriften der EG-Öko-Verordnung nicht erkennbar war. Ein Probe Bio-Buchweisen enthielt keine Rückstände.

Der unterschiedliche Untersuchungsumfang der verschiedenen Lebensmittelarten beeinflusst das Gesamtergebnis und erschwert somit einen direkten Vergleich. Daher sind in Tabelle 2 die Einzelergebnisse der wichtigsten Erzeugnisse abgebildet.

Tabelle 2: Ergebnisübersicht für verschiedene Erzeugnisse
Lebensmittel Gesamt-zahl ohne R mit R kleiner als HM mit R größer als HM ver-schiedene Stoffe Anzahl R pro Probe 1) Gehalt R pro Probe 1) (mg/kg)
grüner Tee 10 0 6 4 13 4,6 0,22
0% 60% 40%
Nashi-Birnen 17 1 15 1 12 1,9 0,03
6% 88% 6%
Pomelos 14 0 10 4 14 5,4 0,25
0% 71% 29%
R = Rückstand; HM = Höchstmenge; 1) Durchschnitt

Die Tabelle zeigt durchaus unterschiedliche Belastungsgrade der Erzeugnisse. Während Nashi-Birnen nur eine Probe mit Höchstmengenüberschreitungen aufwiesen, wurde bei Pomelos in fast jeder dritten Probe ein Stoff über der zulässigen Höchstmenge festgestellt. Auch in der durchschnittlichen Anzahl und dem mittleren Gehalt an Rückständen pro Probe schneidet die Kernobstsorte (1,9 Rückstände, 0,03 mg/kg) im Vergleich zu der Zitrusfruchtart (5,4 Rückstände, 0,25 mg/kg) deutlich besser ab. Bei Tee waren das Rückstandsbild geringfügig günstiger (4,6 Rückstände, 0,22 mg/kg).

Bei jeder fünften Probe stellte das LGL Überschreitungen der zulässigen Höchstmengen fest, eine vergleichsweise hohe Quote. Die Höchstmengenüberschreitungen traten vor allem bei grünem Tee und Pomelos, sowie je einer Probe Nashis und getrockneten Steinpilzen auf (Tabelle 3). Bei drei Proben von grünem Tee war der Gehalt des Insektizids Imidacloprid überschritten, ebenso viele Proben der Pomelos wiesen eine Überschreitung des Gehalts an Triazophos auf.

Tabelle 3: Proben aus China mit Überschreitungen der zulässigen Höchstmengen
(01–05/2009)
Erzeugnis Anzahl
R > HM
Wirkstoff Gehalt [mg/kg] HM
[mg/kg]
ARfD-Ausschöpfung
(%)
grüner Tee 1 Buprofezin (I) 0,052 0,05 0
grüner Tee 1 Imidacloprid (I) 0,08 0,05 0
grüner Tee 1 Imidacloprid (I) 0,150 0,05 0
grüner Tee 1 Imidacloprid (I) 0,190 0,05 0
Nashi-Birne 1 HCH (ohne gamma-HCH) (I) 0,02 0,01 26
Pomelo 1 Triazophos (A,I,N) 0,018 0,01 139*
Pomelo 1 Triazophos (A,I,N) 0,018 0,01 161*
Pomelo 1 Triazophos (A,I,N) 0,013 0,01 116*
Pomelo 1 Triadimefon/
Triadimenol (F)
0,11 0,1 12
Steinpilze, getrocknet 3 Nikotin (I)
Iprobenfos (F)
Tetramethrin (I)
0,13**
0,011**
0,015**

0,01
0,01
0,01
kein Risiko nach toxikologischer Bewertung
HM = Höchstmenge, A = Akarizid, F = Fungizid, I = Insektizid, N = Nematizid
* Abschätzung mit Unsicherheiten behaftet (Verzehrsmenge, Verarbeitungsfaktor)
** Gehalt zur rechtlichen Beurteilung bezogen auf Frischgewicht

Bei allen Höchstmengenüberschreitungen wird eine toxikologische Risikoabschätzung der nachgewiesenen Gehalte durchgeführt. Dazu wird am Beispiel eines Kindes von zwei bis unter fünf Jahren überprüft, in welchem Ausmaß bei einem einmaligen Verzehr solcher Produkte die akute Referenzdosis (ARfD) ausgeschöpft ist. Bei einer Überschreitung des ARfD-Wertes können gesundheitliche Risiken nicht mehr mit Sicherheit ausgeschlossen werden. In solchen Fällen erfolgt über das europäische Schnellwarnsystem (RASFF) eine Mitteilung an die Mitgliedstaaten.

Auch wenn bei drei Proben Pomelos für den Wirkstoff Triazophos der zugehörige ARfD-Wert überschritten war, konnten nach einer toxikologischen Bewertung gesundheitliche Risiken mit der erforderlichen Sicherheit ausgeschlossen werden. Dabei war zu berücksichtigen, dass Triazophos als Insektizid mit Kontakt- und Fraßwirkung sich auf der Oberfläche der ungeschälten Früchte befindet. Ergebnisse bei vergleichbaren Zitrusfrüchten zeigen aber, dass das Fruchtfleisch in der Regel nicht oder deutlich geringer belastet ist als die Schale. Auch bei den getrockneten Steinpilzen ergab sich nach der toxikologischen Bewertung kein gesundheitliches Risiko.

Von den insgesamt 38 nachgewiesenen Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffen sind die häufigsten Stoffe (dreimal und häufiger) in Abbildung 2 dargestellt. Die aufgeführten Wirkstoffe wurden vor allem in frischem Obst gefunden, nachdem diese den größten Anteil des Probenspektrums ausmachten. Chlorpyrifos, ein gegen Insekten, Milben und Fadenwürmer wirksamer Stoff, wurde in den Pomelos und Nashis detektiert. Die Fungizide Triadimefon/Triadimenol und Prochloraz waren ausschließlich in Pomelofrüchten enthalten, da diese Stoffe oft zum Schutz vor Schimmelbefall auf der Schale aufgebracht werden. Carbendazim ist ein systemisch wirkendes Fungizid mit breitem Einsatzspektrum und wurde in Kernobstproben, Pilzen und Tee nachgewiesen.

Das Balkendiagramm zeigt häufig nachgewiesene Stoffe in Proben aus China. Chlorpyrifos wurde 20-mal nachgewiesen, gefolgt von Triadimefon/Triadimenol mit 16-mal und Carbendazim mit 14-mal. Prochloraz wurden in zwölf Proben gefunden, Imidacloprid in elf. Zehnmal war Triazophos sowie je neunmal Methidathion und Myclobutanil enthalten. In jeweils sieben Proben befanden sich Acetamiprid und Endosulfan und in sechs Proben 2,4-D. Die Stoffe Buprofezin, lambda-Cyhalothrin und Fenbutatin-oxid wurden in je fünf Proben nachgewiesen, Dimethoat in vier. Je drei Proben enthielten Bifenthrin, Malathion und Propargit. Von den genannten Stoffen sind Acetamiprid, Buprofezin, Imidacloprid, lambda-Cyhalothrin und Methidathion Insektizide. Bifenthrin, Endosulfan und Malathion haben insektizide und akarizide Wirkung, Chlorpyrifos, Dimethoat und Triazophos sind darüber hinaus auch Nematizide. Carbendazim, Myclobutanil, Prochloraz und Triadimefon/ Triadimenol sind Fungizide.

Abbildung 2: Häufig nachgewiesene Stoffe in Proben aus China (01–05/2009)

A = Akarizid, F = Fungizid, I = Insektizid, N = Nematizid

In 37 Proben hat das LGL mehrere Wirkstoffe gleichzeitig nachgewiesen. 16 Proben (31 %) enthielten zwei bis drei Rückstände und 13 Proben (25 %) vier bis sechs Rückstände. Weiterhin traten acht Proben (16 %) mit sieben und acht Rückständen auf (Abbildung 3), darunter auch die Proben mit den drei größten Gesamtgehalten: Steinpilze mit 1,42 mg/kg, grüner Tee mit 0,77 mg/kg sowie Pomelos mit 0,65 mg/kg.

Das Problem der Mehrfachrückstände wird immer wieder diskutiert. In diesem Zusammenhang spielen die Konzentrationen der nachgewiesenen Stoffe eine wichtige Rolle. Die wissenschaftlichen Kenntnisse über mögliche additive, also sich verstärkende Wirkungen sind jedoch noch lückenhaft.

Das Säulendiagramm der Abbildung zeigt, dass in sechs Proben keine Rückstände festgestellt wurden. Ein Rückstand wurde in acht Proben nachgewiesen. Zwölf Proben enthielten zwei Rückstände, vier Proben drei Stoffe. In je drei Proben wurden vier, sechs und sieben verschiedene Komponenten nachgewiesen. Fünf verschiedene Stoffe wurden in sieben Proben gefunden, in fünf Proben acht.

Abbildung 3: Mehrfachrückstände in Proben aus China (01–05/2009)

Fazit

Die untersuchten Lebensmittelproben aus China sind insgesamt als mittelmäßig belastet anzusehen, jedoch hat das LGL Unterschiede zwischen den verschiedenen Erzeugnissen festgestellt.

Die untersuchten Gemüseproben erwiesen sich als kaum belastet, denn die Rückstandsgehalte waren niedrig und die Grenzwerte waren in keiner Probe überschritten.

Häufiger traten Überschreitungen der zulässigen Höchstmengen bei den vorgelegten Obstproben und sonstigen Lebensmitteln wie grüner Tee oder getrocknete Pilze auf. Allerdings waren die hier festgesetzten Grenzwerte sehr niedrig und lagen in der Nähe der analytischen Bestimmungsgrenzen. Toxikologische Bewertungen ergaben unter Berücksichtigung der Verzehrsgewohnheit und der Verzehrsmengen keine gesundheitlichen Risiken.

Die Anzahl der Rückstände pro Probe und die durchschnittlichen Rückstandsgehalte waren bei frischem Obst, grünem Tee und getrockneten Pilzen höher als bei Gemüse, aber nicht auffällig hoch.

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