Pflanzenschutzmittelrückstande in pflanzlichen Lebensmitteln – Untersuchungsergebnisse 2011
Im Jahr 2011 untersuchte das LGL mit umfassenden Multimethoden insgesamt 2.256 pflanzliche Lebensmittel auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln. 16 % dieser Lebensmittel waren als Bio-Produkte gekennzeichnet. 87 % der Proben aus ökologischem Anbau wiesen keine Rückstände auf, bei konventionellen Produkten waren dagegen nur 24 % der Proben rückstandsfrei. Somit enthielt insgesamt ein Drittel aller untersuchten Lebensmittel keine bestimmbaren Rückstände (siehe Tabelle 1). Der Anteil an Proben (bio und konventionell) mit Rückstanden über den zulässigen Rückstandshöchstgehalten (RHG) sank im Vergleich zu den Vorjahren noch einmal auf nun knapp 3 % (66 Proben). Die Quote für die konventionelle Ware sank auf etwas mehr als 3 %, während sie bei Bioware unter 1 % lag. Das LGL stellte insgesamt 95 RHG-Überschreitungen für einzelne Wirkstoffe fest, nachdem in 14 Proben mehrere überhöhte Rückstände aufgetreten waren.
Lebensmittel | Probenzahl | ohne R | mit R kleiner RHG | mit R größer RHG |
---|---|---|---|---|
Obst | 832 | 135 | 687 | 10 |
konventionell | 751 | 68 | 673 | 10 |
biologisch | 81 | 67 | 14 | 0 |
Obsterzeugnisse | 31 | 26 | 5 | 0 |
konventionell | 5 | 3 | 2 | 0 |
biologisch | 26 | 23 | 3 | 0 |
Gemüse | 940 | 372 | 524 | 44 |
konventionell | 843 | 280 | 520 | 43 |
biologisch | 97 | 92 | 4 | 1 |
Gemüseerzeugnisse | 23 | 8 | 14 | 1 |
konventionell | 19 | 6 | 12 | 1 |
biologisch | 4 | 2 | 2 | 0 |
Pflanzliche Öle, Fette | 25 | 12 | 13 | 0 |
konventionell | 16 | 5 | 11 | 0 |
biologisch | 9 | 7 | 2 | 0 |
Getreide, -erzeugnisse | 82 | 46 | 35 | 1 |
konventionell | 37 | 7 | 29 | 1 |
biologisch | 45 | 39 | 6 | 0 |
Hülsenfrüchte, Ölsamen | 46 | 31 | 14 | 1 |
Kartoffeln | 52 | 22 | 30 | 0 |
konventionell | 39 | 12 | 27 | 0 |
biologisch | 13 | 10 | 3 | 0 |
Pilze | 51 | 8 | 43 | 0 |
Fruchtsäfte, -nektare | 17 | 8 | 9 | 0 |
Hopfen | 55 | 4 | 42 | 9 |
Säuglingsnahrung | 82 | 79 | 3 | 0 |
Gewürze | 16 | 1 | 15 | 0 |
Sonstige | 4 | 0 | 4 | 0 |
Gesamt | 2.256 | 752 | 1438 | 66 |
Anteil | 33% | 64% | 3% | |
konventionell | 1.902 | 24% | 73% | 3% |
biologisch | 354 | 87% | 12% | 1 % |
Vorjahre zum Vergleich | ||||
2010 | 2.561 | 32% | 63% | 5% |
konventionell | 1.977 | 18% | 75% | 7% |
biologisch | 584 | 77% | 23% | 0% |
2009 | 2.151 | 31% | 62% | 7% |
konventionell | 1.664 | 17% | 74% | 9% |
biologisch | 487 | 77% | 23% | 0% |
2008 | 2.231 | 33% | 60% | 7% |
konventionell | 1.812 | 21% | 71% | 8% |
biologisch | 419 | 85% | 14% | 1% |
R = Rückstand, RHG = Höchstgehalt nach VO (EG) Nr. 396/2005 |
Ist Bio drin, wenn Bio darauf steht?
In den Regelungen zum ökologischen Anbau ist der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel festgeschrieben. Dennoch ist auch in Bio-Lebensmitteln mit modernen, empfindlichen Analysetechniken gelegentlich ein Nachweis von Pflanzenschutzmitteln möglich. Häufig stammen geringe Rückstandsspuren aus einer Abdrift von konventionell angebauten Kulturen, der Aufnahme aus kontaminierten Böden oder von Kontaminationen während der Verarbeitung (Reinigung, Sortierung und Verpackung).
Als Ursachen für höhere Rückstandsgehalte in Lebensmitteln mit Bio-Auslobung sind die unzulässige Anwendung von Pflanzenschutzmitteln oder auch eine Bio-Auslobung konventionell erzeugter Ware denkbar.
Als Anhaltspunkt, ob der begründete Verdacht einer Anwendung von Pflanzenschutzmitteln besteht, zieht das LGL einen Rückstandsgehalt von 0,01 mg/kg heran. Dieser entspricht dem niedrigsten rechtlich festgesetzten RHG für konventionelle Erzeugnisse. Proben mit höheren Rückständen beurteilte das LGL lebensmittelrechtlich als „irreführend gekennzeichnet“ und informierte die Landwirtschaftsbehörden, damit diese die Ursachen recherchieren.
In der Regel ist es „Bio“, wenn „Bio“ darauf steht. Dieses Fazit zog das LGL auch im Jahr 2011. Die Ergebnisse des 2011 beendeten Projekts „Untersuchung von Lebensmitteln pflanzlicher und tierischer Herkunft aus dem ökologischen Anbau“ werden auf der Internetseite des LGL veröffentlicht.
Die Daten aus dem Jahr 2011 rundeten dabei das Gesamtbild ab. 83 % der Obst- und 95 % der Gemüseproben aus ökologischem Anbau enthielten im Jahr 2011 keine Rückstände (absolute Zahlen siehe Tabelle 1). Die in den anderen Proben nachgewiesenen Pflanzenschutzmittelrückstände lagen meist unter dem Orientierungswert von 0,01 mg/kg. Durchschnittlich betrug der Gehalt an Pflanzenschutzmitteln pro Probe nur 0,006 mg/kg. Bio-Obst und Bio-Gemüse enthielten somit weiterhin erheblich weniger Pflanzenschutzmittelrückstände als konventionelle Ware (0,54 mg/kg). Der positive Trend der vergangenen Jahre halt an.
Rechtliche Grenzwerte wurden lediglich in einer Probe deutscher Gurken für die Organochlorinsektizide Dieldrin und Heptachlor (Höchstgehalt 0,02 mg/kg bzw. 0,01 mg/kg) überschritten. Gurkengewächse können Organochlorinsektizide noch nach vielen Jahren aus kontaminiertem Boden anreichern. Von einer gezielten Anwendung der seit vielen Jahren verbotenen Insektizide war nicht auszugehen.
Bei keiner der Gemüseproben bemängelte das LGL die Auslobung als Bio-Produkt. Jedoch waren beim Obst je eine Probe Clementinen aus Italien und Bananen aus Ecuador auffällig. Die Rückstandsgehalte des Akarizids Fenbutatinoxid in den Clementinen (0,32 mg/kg) sowie der Fungizide Imazalil (0,31 mg/kg) und Thiabendazol (0,19 mg/kg) in den Bananen sind eher bei konventionellen Produkten üblich, sodass eine Anwendung im Bio-Anbau oder eine Bio-Auslobung von konventionell erzeugter Ware anzunehmen war.
Bedeutende Herkunftsländer für Bio-Obst und Bio-Gemüse waren auch im Jahr 2011 Deutschland (30 % der Proben), Italien (17 %) und Spanien (10 %). Deutsche Produkte waren zu 91 % rückstandsfrei, Lebensmittel aus Italien und Spanien zu 83 %.
Auch bei dem immer breiter werdenden Angebot an Bio-Produkten in Supermarkten, Discountern und bei anderen Vertriebsformen kann sich der Verbraucher auf die Kennzeichnung als Bio-Lebensmittel in aller Regel verlassen. Der Vergleich unterschiedlicher Vermarktungsformen ergab auch 2011 ein gutes Bild. Die Proben von Erzeugern, Supermärkten und Discountern waren zu über 90 % rückstandsfrei (siehe Tabelle 2). Die einzige Höchstgehaltsüberschreitung kam bei der bereits erwähnten Probe Gurken von einem Großhändler vor. Als irreführend gekennzeichnet stufte das LGL jeweils eine Obstprobe aus dem Großhandel und von einem Supermarkt ein. Die betroffenen Produkte (Bananen und Clementinen, siehe oben) durchlaufen in der Regel mehrere Handelsstufen, sodass neben der unzulässigen Anwendung im Anbau auch eine Umdeklaration als Ursache infrage kommt.
Vertriebsform | Probenzahl | ohne R | mit R kleiner RHG | mit R größer RHG | Irreführende Kennzeich-nung | Mehrfach-rückstände |
---|---|---|---|---|---|---|
Erzeuger | 15 | 14 | 1 | 0 | 0 | 0 |
Gemüse | 15 | 14 | 1 | 0 | 0 | 0 |
Großhändler | 48 | 42 | 5 | 1 | 1 | 3 |
Obst | 17 | 13 | 4 | 0 | 1 | 2 |
Gemüse | 31 | 29 | 1 | 1 | 0 | 1 |
Supermarkt | 50 | 47 | 3 | 0 | 1 | 0 |
Obst | 27 | 24 | 3 | 0 | 1 | 0 |
Gemüse | 23 | 23 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Discounter | 45 | 41 | 4 | 0 | 0 | 1 |
Obst | 28 | 24 | 4 | 0 | 0 | 0 |
Gemüse | 17 | 17 | 0 | 0 | 0 | 1 |
Bio-Fachhandel | 20 | 15 | 5 | 0 | 0 | 0 |
Obst | 9 | 6 | 3 | 0 | 0 | 0 |
Gemüse | 11 | 9 | 2 | 0 | 0 | 0 |
R = Rückstand, RHG = Höchstgehalt nach VO (EG) Nr. 396/2005 |
Bio-Lebensmittel sind somit eine gute Alternative, um die Aufnahme von Rückständen durch die Nahrung zu reduzieren. Gerade bei Trockenobst – als Süßigkeitenersatz für Kinder – sollte auf ökologisch erzeugte Produkte zurückgegriffen werden.
Auch bei anderen Bio-Lebensmitteln zog das LGL 2011 eine positive Bilanz. Von 26 Proben Trockenobst waren lediglich einmal getrocknete Pflaumen aus Argentinien auffällig. Beim untersuchten Getreide (19 Proben, vor allem Buchweizen) stellte das LGL keine Rückstände fest. Von den Getreideerzeugnissen fielen wie im Vorjahr nur Haferflocken wiederholt durch Gehalte des Wachstumsregulators Chlormequat auf. Besonders aufgefallen ist auch eine vom LGL beanstandete Probe türkischer Linsen, deren Gehalt an dem Herbizid Glyphosat von 5,2 mg/kg den zulässigen Höchstgehalt von 0,1 mg/kg deutlich überschritt.
Wie sieht es bei konventionell erzeugten Lebensmitteln aus?
Im konventionellen Anbau dürfen chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel nach den Vorgaben der amtlichen Zulassung eingesetzt werden. Hier ist also mit entsprechenden Rückständen zu rechnen. Konventionelles Obst wies auch 2011 noch einmal weniger Rückstände über den Rückstandshöchstgehalten (RHG) auf als in den Vorjahren. Auch der durchschnittliche Rückstandsgehalt von 0,51 mg/kg lag leicht unter dem Vorjahreswert von 0,57 mg/kg. In den vergangenen zwei Jahren wiesen nicht mehr als 1 % der Proben einheimischer Ware überhöhte Rückstände auf. Bei Produkten aus dem Ausland lag der Anteil mit 2 % noch etwas höher (siehe Abbildung 1).
Auch bei konventionellem Gemüse nahm der Anteil an Gehalten über den RHG ab. Die durchschnittliche Belastung von 0,33 mg/kg im Jahr 2011 ist der niedrigste Wert seit Jahren. Deutsche Erzeugnisse waren in allen Jahren seltener belastet als ausländische (siehe Abbildung 1). Der Anteil an Überschreitungen der RHG fiel bei inländischen Produkten auf etwas über 1 %. Die Quote bei ausländischer Ware ging auf 8 % zurück, vor allem aufgrund der nicht mehr ganz so ungünstigen Rückstandssituation bei Kräutern und Fruchtgemüse aus Drittländern.
Bei einer Probe Lollo Rosso aus Deutschland stellte das LGL so hohe Rückstände an Dimethoat fest, dass ein gesundheitliches Risiko nicht völlig auszuschließen war. Das LGL veranlasste daraufhin eine Meldung im europäischen Schnellwarnsystem. Bei allen anderen Proben konnte ein gesundheitliches Risiko ausgeschlossen werden.