Pflanzenschutzmittel: Rückstandssituation in Obst und Gemüse – Untersuchungsergebnisse 2014
Allgemeiner Überblick zu pflanzlichen Lebensmitteln
Das LGL untersuchte im Jahr 2014 mit umfassenden Multimethoden und speziellen Einzelmethoden insgesamt 2.390 pflanzliche Proben auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln, davon waren 423 Lebensmittel (18 %) als Bio-Produkt gekennzeichnet. 90 % dieser Lebensmittel aus ökologischem Anbau waren rückstandsfrei, während bei konventionellen Lebensmitteln in 24 % der Proben keine Rückstände nachgewiesen wurden. Somit enthielten insgesamt 36 % aller untersuchten Proben keine bestimmbaren Rückstände an Pflanzenschutzmitteln (siehe Tabelle 1). Der Anteil an Proben mit Rückständen über den zulässigen Höchstgehalten lag bei 3 % (60 Proben). Dabei blieb die Quote für konventionelle Lebensmittel mit 3 % auf einem nahezu gleichen Niveau wie im Vorjahr (2 %), während sie bei Bio-Produkten leicht auf 1 % absank. Im Jahr 2014 stellte das LGL insgesamt 76 Höchstgehaltsüberschreitungen für einzelne Wirkstoffe fest, wobei in acht Proben zwei bis sieben überhöhte Rückstandsmengen nachgewiesen wurden. Zwei Proben getrocknete Steinpilze aus China enthielten Nikotinrückstände in so hohen Konzentrationen, dass ein gesundheitliches Risiko beim Verzehr der Produkte nicht völlig auszuschließen war. Daher sprach das LGL für diese Fälle eine Empfehlung für eine Schnellwarnung aus. Bei allen anderen Proben konnte ein gesundheitliches Risiko ausgeschlossen werden.
Bei elf der 60 Proben mit Höchstgehaltsüberschreitungen (darunter acht Proben Säuglingsnahrung) wurden überhöhte Gehalte an Chlorat nachgewiesen, welches das LGL seit Juli 2014 routinemäßig untersucht. Chlorat ist in der EU ein nicht mehr zugelassener Pflanzenschutzmittelwirkstoff, für den der allgemeine Höchstgehalt von 0,01 mg/kg gemäß VO (EG) 396/2005 gilt. Allerdings kann das aktuelle Vorhandensein von Chlorat mit großer Wahrscheinlichkeit nicht auf seine Anwendung als Pflanzenschutzmittel zurückgeführt werden. Als mögliche andere Ursachen werden europaweit der Einsatz von chlorathaltigen Düngemitteln, Desinfektionsmitteln oder gechlortem Gieß- oder Waschwasser diskutiert. Aufgrund der ungeklärten Eintragswege legte der Ständige Ausschuss für die Lebensmittelkette und Tiergesundheit im September 2014 fest, dass die Bewertung von Chloratrückständen für Erzeugnisse nach VO (EG) 396/2005 zunächst nicht gemäß dem zulässigen Höchstgehalt von 0,01 mg/kg, sondern anhand einer toxikologischen Risikoabschätzung erfolgen soll. Bei allen nach diesem Beschluss untersuchten Lebensmitteln konnte ein Gesundheitsrisiko durch den jeweils gefundenen Chloratrückstand mit der geforderten Sicherheit ausgeschlossen werden. Bei Säuglingsnahrung ist allerdings weiterhin der Grenzwert der Diätverordnung von 0,01 mg/kg anzuwenden, sodass diese Produkte bei Überschreitungen des zulässigen Höchstgehaltes beanstandet werden.
Lebensmittel | Probenzahl | ohne R | mit R kleiner HG | mit R größer HG |
---|---|---|---|---|
Obst | 875 | 201 | 656 | 18 |
konventionell | 771 | 108 | 645 | 18 |
biologisch | 104 | 93 | 11 | 0 |
Obsterzeugnisse, Fruchtsäfte | 90 | 31 | 56 | 3 |
konventionell | 89 | 31 | 55 | 3 |
biologisch | 1 | 0 | 1 | 0 |
Gemüse | 961 | 344 | 591 | 26 |
konventionell | 841 | 238 | 577 | 26 |
biologisch | 120 | 106 | 14 | 0 |
Gemüseerzeugnisse | 24 | 10 | 14 | 0 |
konventionell | 19 | 5 | 14 | 0 |
biologisch | 5 | 5 | 0 | 0 |
Getreide, Getreideerzeugnisse, Backwaren | 132 | 52 | 79 | 1 |
konventionell | 88 | 13 | 74 | 1 |
biologisch | 44 | 39 | 5 | 0 |
Kartoffeln | 34 | 24 | 10 | 0 |
konventionell | 21 | 11 | 10 | 0 |
biologisch | 13 | 13 | 0 | 0 |
Säuglingsnahrung | 157 | 140 | 8 | 9 |
konventionell | 45 | 36 | 4 | 5 |
biologisch | 112 | 104 | 4 | 4 |
Tees und teeähnliche Erzeugnisse | 28 | 12 | 15 | 1 |
konventionell | 22 | 7 | 14 | 1 |
biologisch | 6 | 5 | 1 | 0 |
Hülsenfrüchte, Ölsamen, Schalenobst | 20 | 16 | 4 | 0 |
Pilze, Pilzerzeugnisse | 44 | 12 | 30 | 2 |
Sonstige | 25 | 15 | 10 | 0 |
Gesamt | 2.390 | 857 | 1.473 | 60 |
Anteil | 2.390 | 36% | 61% | 3% |
konventionell | 1.967 | 24% | 73% | 3% |
biologisch | 423 | 90% | 9% | 1% |
Vorjahre zum Vergleich | ||||
2013 | 2.370 | 39% | 59% | 2% |
konventionell | 1.936 | 27% | 71% | 2% |
biologisch | 434 | 90% | 8% | 2% |
2012 | 2.165 | 36% | 61% | 3% |
konventionell | 1.826 | 27% | 70% | 3% |
biologisch | 339 | 87% | 11% | 2% |
2011 | 2.256 | 33% | 64% | 3% |
konventionell | 1.902 | 24% | 73% | 3% |
biologisch | 354 | 87% | 12% | 1% |
R = Rückstand, HG = Höchstgehalt nach VO (EG) Nr. 396/2005 |
Rückstandssituation bei Obst und Gemüse aus konventioneller Produktion
Im konventionellen Anbau dürfen chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel nach den Vorgaben der amtlichen Zulassung eingesetzt werden. Die Höchstgehaltsüberschreitungen bei konventionellem Obst aus dem In- und Ausland betrugen im Jahr 2014 jeweils 2 % und stiegen damit unabhängig von der Herkunft der Produkte geringfügig an (siehe Abbildung 1). Der positive Trend beim Anteil an rückstandsfreien Obstproben setzte sich mit 15 % bei inländischen und 14 % bei ausländischen Produkten noch einmal fort. Gleichzeitig blieb der durchschnittliche Rückstandsgehalt auf einem konstanten Niveau von 0,52 mg/kg.
Der Anteil der Höchstgehaltsüberschreitungen bei konventionellem Gemüse aus dem Inland betrug 2 % und veränderte sich damit im Vergleich zu den Vorjahren nicht. Im Gegensatz dazu verringerte sich der Anteil an Höchstgehaltsüberschreitungen bei Gemüse aus dem Ausland weiter und erreichte so erstmals ein Niveau von 4 %. Der Anteil an rückstandsfreien Gemüseproben war sowohl bei inländischem als auch ausländischem Gemüse etwas geringer als in den Vorjahren, blieb aber dennoch auf einem im Vergleich zu Obst relativ hohen Niveau von 35 % bzw. 23 %. Der durchschnittliche Rückstandsgehalt stieg von 0,36 mg/kg im Jahr 2013 auf 0,45 mg/kg etwas an, dies ist hauptsächlich auf den Anstieg des mittleren Rückstandsgehalts bei Blattgemüse von 0,73 mg/kg auf 1,00 mg/kg zurückzuführen. Der vergleichsweise hohe Durchschnittsgehalt bei Blattgemüse resultierte aus der Häufung von Einzelbefunden verschiedener Stoffe (zum Beispiel Propamocarb) mit Gehalten über 5 mg/kg in Salatarten oder frischen Kräutern, die allerdings nie den jeweils zulässigen Rückstandshöchstgehalt überschritten.
Rückstandssituation bei Importproben
Wie in den vergangenen Jahren spielten die Importproben aus Drittländern eine auffällige Rolle. In Bayern werden diese Produkte vorwiegend über den Flughafen in München eingeführt. Im Jahr 2014 untersuchte das LGL 82 Importproben, wobei diese vor allem aus Thailand und der Dominikanischen Republik stammten. Der Anteil an Höchstgehaltsüberschreitungen lag mit 14 % bei Obstproben und 16 % bei Gemüseproben deutlich höher als bei inländischer oder sonstiger ausländischer Ware. Diese hohe Quote wirkte sich auch auf den relativ hohen Anteil an Höchstgehaltsüberschreitung bei ausländischem Gemüse (4 %) aus. Ohne Berücksichtigung der Importware entspricht der Anteil dem der inländischen Ware von 2 %.
Abbildung 1: Entwicklung der Rückstandssituation der inländischen und ausländischen Ware bei Obst und Gemüse aus konventioneller Produktion in den Jahren 2011 bis 2014
Rückstandssituation bei Bio-Obst und -Gemüse
Das LGL untersuchte 224 Obst- und Gemüseproben aus biologischem Anbau. Der Anteil an rückstandsfreien Proben lag bei Bio-Frischware bei 89 % (siehe Abbildung 2), während er bei Obst und Gemüse aus konventioneller Erzeugung 21 % betrug. Im Jahr 2014 traten bei Obst- und Gemüseproben aus ökologischem Anbau keine Höchstgehaltsüberschreitungen auf. Lediglich eine Bio-Zitrone aus Spanien beanstandete das LGL als irreführend gekennzeichnet, da bei dieser Probe die Rückstandsgehalte auf eine Anwendung von Pflanzenschutzmitteln deuteten.
Abbildung 2: Entwicklung der Rückstandssituation von Obst und Gemüse aus biologischem und konventionellem Anbau in den Jahren 2011 bis 2014