Überblick zur Rückstandssituation bei Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln 2015
Im Jahr 2015 untersuchte das LGL unter Verwendung umfassender Multimethoden und spezieller Einzelmethoden insgesamt 2.253 pflanzliche Lebensmittel auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln, darunter 444 Proben aus dem ökologischen Anbau (siehe Tabelle1). Mit 21 % der Proben aus dem konventionellen Anbau und 74 % der Bio-Produkte lag der Anteil an rückstandsfreien Proben niedriger als in den Jahren zuvor. Gleichzeitig erhöhte sich die Quote der Proben mit Höchstgehaltsüberschreitungen auf 6 %. Bei diesen Höchstgehaltsüberschreitungen war nur in einem einzigen Fall für den Stoff lambda-Cyhalothrin in Kopfsalat ein gesundheitliches Risiko beim Verzehr nicht völlig auszuschließen, sodass vom LGL eine Schnellwarnung empfohlen wurde.
Lebensmittel | Probenzahl | ohne R | mit R kleiner HG | mit R größer HG |
---|---|---|---|---|
Obst | 849 | 166 | 661 | 22 |
konventionell | 713 | 63 | 628 | 22 |
biologisch | 136 | 103 | 33 | 0 |
Obsterzeugnisse, Fruchtsäfte | 39 | 3 | 36 | 0 |
konventionell | 30 | 0 | 30 | 0 |
biologisch | 9 | 3 | 6 | 0 |
Gemüse | 932 | 336 | 565 | 31 |
konventionell | 825 | 246 | 549 | 30 |
biologisch | 107 | 90 | 16 | 1 |
Gemüseerzeugnisse | 45 | 7 | 38 | 0 |
konventionell | 38 | 2 | 36 | 0 |
biologisch | 7 | 5 | 2 | 0 |
Getreide, Getreideerzeugnisse, Backwaren | 38 | 23 | 15 | 0 |
konventionell | 17 | 3 | 14 | 0 |
biologisch | 21 | 20 | 1 | 0 |
Kartoffeln | 29 | 18 | 11 | 0 |
konventionell | 23 | 12 | 11 | 0 |
biologisch | 6 | 6 | 0 | 0 |
Säuglings- und Kleinkindernahrungen | 180 | 100 | 14 | 66 |
konventionell | 37 | 15 | 3 | 19 |
biologisch | 143 | 85 | 11 | 47 |
Planzliche Fette, Öle | 42 | 33 | 9 | 0 |
konventionell | 31 | 22 | 9 | 0 |
biologisch | 11 | 11 | 0 | 0 |
Pilze, Pilzerzeugnisse | 55 | 13 | 42 | 0 |
Tees und teeähnliche Erzeugnisse | 24 | 5 | 13 | 6 |
Sonstige | 20 | 6 | 13 | 1 |
Gesamt | 2.253 | 710 | 1.417 | 126 |
Anteil | 2.253 | 31% | 63% | 6% |
konventionell | 1.809 | 21% | 75% | 4% |
biologisch | 444 | 74% | 15% | 11% |
Vorjahre zum Vergleich | ||||
2014 | 2.390 | 36% | 61% | 3% |
konventionell | 1.967 | 24% | 73% | 3% |
biologisch | 423 | 90% | 9% | 1% |
2013 | 2.370 | 39% | 59% | 2% |
konventionell | 1.936 | 27% | 71% | 2% |
biologisch | 434 | 90% | 8% | 2% |
2012 | 2.165 | 36% | 61% | 3% |
konventionell | 1.826 | 27% | 70% | 3% |
biologisch | 339 | 87% | 11% | 2% |
R = Rückstand, HG = zulässiger Höchstgehalt nach VO (EG) Nr. 396/2005
Chlorat und Phosphonsäure
Während sich die Rückstandssituation bei Obst und Gemüse nur geringfügig veränderte, traten bei den untersuchten Säuglings- und Kleinkindnahrungen vermehrt Rückstände auf, vor allem oberhalb des Höchstgehaltes. Hierbei handelt es sich ausschließlich um die Stoffe Chlorat und Phosphonsäure. Seit Sommer 2014 wird Chlorat routinemäßig am LGL untersucht. Chlorat war bis 2008 in der EU als Pflanzenschutzmittelwirkstoff zugelassen und muss dementsprechend rechtlich weiterhin als ein solcher beurteilt werden. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass Chlorat nicht über eine Anwendung als Pflanzenschutzmittel, sondern über andere Eintragswege, beispielsweise durch den Einsatz von chlorathaltigen Düngemitteln, Desinfektionsmitteln oder gechlortem Gieß- oder Waschwasser, in die Lebensmittel gelangt. Übergangsweise werden Chloratrückstände anhand einer toxikologischen Risikoabschätzung bewertet. Dieses Vorgehen ist jedoch nicht für Babynahrung zulässig, da hier der Grenzwert der Diätverordnung von 0,01 mg/kg anzuwenden ist. Auch für Phosphonsäure in Babynahrung gilt dieser Grenzwert der Diätverordnung. Phosphonsäure wird seit Ende 2014 routinemäßig am LGL untersucht. Ebenso wie Chlorat fällt Phosphonsäure für die rechtliche Beurteilung unter die Definition der
Pflanzenschutzmittelrückstände, auch hier gibt es alternative Eintragspfade. Aus diesem Grund wird diese Thematik auf europäischer Ebene diskutiert, um zukünftig eine sachgerechte Einordnung der Gehalte durchführen zu können. Bei den bisherigen Befunden an Chlorat und Phosphonsäure in Babynahrung kann ein Gesundheitsrisiko mit der geforderten Sicherheit ausgeschlossen werden.
Pflanzenschutzmittel und polychlorierte Biphenyle (PCB)
Das LGL untersuchte 2015 auch 641 Lebensmittelproben tierischer Herkunft auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln und polychlorierten Biphenylen (PCB). Trotz der enormen Umweltstabilität der Organochlorpestizide und PCB und der damit verbundenen Anreicherung in der Nahrungskette erwiesen sich 34 % der Proben als rückstandsfrei
(siehe Tabelle 2). In den restlichen Proben waren diese Stoffe zwar nachweisbar, allerdings überwiegend im Spurenbereich von wenigen µg/kg. Eine Überschreitung der zulässigen Rückstandshöchstgehalte war in keiner Probe festzustellen. Damit ist die Rückstandssituation bei Lebensmitteln tierischer Herkunft im Hinblick auf Pflanzenschutzmittel und PCB wie schon in den Vorjahren als äußerst günstig zu bewerten.
Lebensmittel | Probenzahl | ohne R | mit R kleiner HG | mit R größer HG |
---|---|---|---|---|
Gesamt | 641 | 215 | 426 | 0 |
34% | 66% | 0% | ||
Milch, Milcherzeugnisse | 42 | 7 | 35 | 0 |
Butter, Käse | 132 | 5 | 127 | 0 |
Eier, Eierzeugnisse | 52 | 22 | 30 | 0 |
Fleisch, Fleischerzeugnisse | 351 | 162 | 189 | 0 |
Fische, Fischerzeugnisse | 35 | 18 | 17 | 0 |
Honig | 29 | 1 | 28 | 0 |
R = Rückstand, HG = zulässiger Höchstgehalt nach VO (EG) Nr. 396/2005