Untersuchungsschwerpunkt 2021: Aflatoxine in Nussmusen

Anlass und Hintergründe

Aflatoxine sind Schimmelpilzgifte (Mykotoxine), die von bestimmten Stämmen von Aspergillus flavus oder Aspergillus parasiticus gebildet werden können. Der optimale Temperaturbereich für die Aflatoxinbildung liegt bei 22 bis 35 °C, deswegen sind diese Toxine trotz des weltweiten Vorkommens der toxinbildenden Pilzstämme vor allem in subtropischen und tropischen Gebieten und weniger in Anbaugebieten der gemäßigten Klimazonen bedeutsam. Betroffen sind neben Getreidesorten, Gewürzen oder getrockneten Früchten vor allem ölhaltige Samen und Nüsse wie z. B. Pistazien, Erdnüsse, Mandeln, Walnüsse, Haselnüsse und deren Verarbeitungsprodukte (z. B. Erdnussbutter) [1, 2, 3].

Da Schalenobst und ölhaltige Samen häufig wegen ihrer positiven Wirkung auf die Gesundheit bewusst verzehrt werden, führen seit Längerem die meisten Supermärkte oder Drogerien Cashew-, Erdnuss-, Mandel- und Sesammus in ihren Filialen. In der veganen Ernährung spielen diese Muse als Brotaufstriche und Milchersatzprodukte eine immer größere Rolle [4].

Ziel der Untersuchungen

Da Schalenobst mit Mykotoxinen belastet sein kann, wurden zahlreiche gesetzliche Höchstgehalte für die jeweiligen Nüsse festgelegt [5]. Ziel des am LGL durchgeführten Schwerpunkts war es, die tatsächliche Belastungssituation in fein zerkleinerten und homogenisierten Musen aufzuzeigen und zu kontrollieren, ob die Höchstgehalte eingehalten werden.

Planung und Durchführung

Insgesamt wurden 56 Proben Mus ohne Zuckerzusatz untersucht, darunter 14 Proben Cashewmus, 13 Proben Erdnussmus, 15 Proben Mandelmus und 14 Proben Sesammus. Untersuchungsziel waren Aflatoxine (B1, B2, G1, G2). Die Proben wurden überwiegend im Einzelhandel entnommen (Supermärkte, Discounter und Drogerien). Die Herkunft der Rohwaren muss nicht gekennzeichnet werden, so dass nur vereinzelt Angaben zur Herkunft der verarbeiteten Schalenfrüchte/ Ölsaaten gemacht wurden. In 53 Fällen war die Herkunft ungeklärt, in drei Fällen war ein Herkunftsland angegeben (Mandelmus USA, Sesammus Ägypten, Cashewmus Burkina Faso). Eine Auswertung nach Herkunftsländern ist somit nicht möglich.

Untersuchungsergebnisse

Insgesamt zeigten die Untersuchungsergebnisse ein erfreuliches Bild (siehe Tabelle). Keine der untersuchten Proben wies einen Gehalt an Aflatoxinen über dem zulässigen Höchstgehalt auf. Die Höchstgehalte für Erdnüsse und andere Ölsaaten (zu denen Sesam zählt) und deren Verarbeitungserzeugnisse liegen bei 2 µg/kg für Aflatoxin B1 und 4 µg/kg für die Summe an Aflatoxinen (Anhang Abschnitt 2 Nr. 2.1.5 der Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 [5]). Die gleichen Höchstgehalte gelten ebenso für Cashewkerne („andere Schalenfrüchte“, Anhang Abschnitt 2 Nr. 2.1.8 der Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 [5]). Für Mandeln liegen die festgelegten Höchstgehalte bei 8 µg/kg für Aflatoxin B1 und 10 µg/kg für die Summe an Aflatoxinen (Anhang Abschnitt 2 Nr. 2.1.6 der Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 [5]). Seit dem 25.05.2023 ist die Verordnung (EU) 2023/915 in Kraft und ersetzt die Verordnung (EG) Nr. 1881/2006. Die Höchstgehalte für Aflatoxine finden sich jetzt unter Nr. 1.1 des Anhangs I der Verordnung (EU) 2023/915 [6] und haben sich gegenüber der Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 nicht geändert.

Nachdem die Rohwaren nur homogenisiert werden und keine Anreicherung oder Reduktion an der möglichen Aflatoxin-Kontamination während der Herstellung zu erwarten ist, sind diese Höchstgehalte auch für die daraus hergestellten Muse heranzuziehen.

Tabelle: Untersuchungsergebnisse an Aflatoxinen (Summe) in den einzelnen Matrices
Lebensmittel Anzahl Anzahl (Anteil) kleiner BG Mittelwert
[µg/kg]

Median
[µg/kg]

max. Gehalt
[µg/kg]
90. Perzentil
[µg/kg]

Anzahl größer HG
Cashewmus 14 9
(64%)
0,08 0,00 0,46 0,36 0
Erdnussmus 13 8
(62%)
0,15 0,00 0,77 0,67 0
Mandelmus 15 4
(27%)
0,73 0,35 3,92 2,93 0
Sesammus 14 9
(64%)
0,20 0,00 2,27 1,21 0

Nachweisgrenze jeweils 0,03 µg/kg
BG = Bestimmungsgrenze jeweils 0,12 µg/kg
HG = Höchstgehalt

Bei Cashew-, Erdnuss- und Sesammus waren in mehr als der Hälfte der Proben jeweils keine Aflatoxine über der Bestimmungsgrenze nachweisbar (62% bzw. 64%). Die niedrigsten Gehalte an Aflatoxinen wurden mit maximal 0,46 µg/kg in Cashewmus bestimmt, gefolgt von Erdnussmus mit maximal 0,67 µg/kg. Im Vergleich dazu wurden im Mandelmus höhere Gehalte an Aflatoxinen ermittelt, der durchschnittliche Gehalt sowie der maximale Gehalt war mit 0,73 µg/kg bzw. 3,92 µg/kg auffallend höher. In nur weniger als einem Drittel der Mandelmus-Proben wurden keine Aflatoxine über der Bestimmungsgrenze gefunden. In einer Probe Sesammus wurde ein Summengehalt von 2,27 µg/kg festgestellt, der Aflatoxin-B1-Höchstgehalt von 2 µg/kg war dabei knapp noch nicht überschritten. Da die Gehalte jedoch im Vergleich zu den anderen Sesammusen deutlich erhöht waren, wies das LGL auf diesen Umstand mit einer Sachverständigenäußerung hin.

Bezogen auf die Aflatoxingehalte waren somit alle Proben verkehrsfähig und waren nicht zu beanstanden. Der Vollständigkeit halber soll erwähnt werden, dass eine Probe Sesammus aber aufgrund von Kennzeichnungsmängeln (Kennzeichnungsangaben nicht in deutscher Sprache) zu beanstanden war.

Fazit / Bewertung und Risikoabschätzung

Die untersuchten Muse wiesen zum Teil niedrigere Gehalte an Aflatoxinen auf als erwartet. Durch die Feinzerkleinerung und Homogenisierung ist ggf. eine Verarbeitung minderwertiger Ware mit überhöhten Aflatoxingehalten möglich, konnte aber im Rahmen des Schwerpunkts nicht nachgewiesen werden. Die höhere Belastung bei Mandelmus zeigte sich nicht überraschend; allein an den festgelegten Höchstgehalten erkennt man die größere Wahrscheinlichkeit höherer Befunde. Da Aflatoxine vor allem bei chronischem Verzehr Schädigungen der Gesundheit hervorrufen können, ist eine weitere Beobachtung der Situation bei Mandelmus notwendig. Gerade Personen, die sich vegan ernähren und Mandelmus als Eiweißquelle nutzen oder Eltern, die ihren Babys oder Kleinkindern regelmäßig Mandelmus in die Beikost mischen, wären durch die kontinuierliche Aufnahme von erhöhten Gehalten an Aflatoxinen besonders gefährdet.

Quellen

  1. EFSA: risk assessment of aflatoxins in food, EFSA Journal (2020) Volume 18 Issue 3: e06040, 112 ff.
  2. Weiß C. (2010) Mykotoxine. Ernährungs Umschau 6: 316-24
  3. Filazi A., Sireli U. (2013) Occurence of Aflatoxins in Food, Aflatoxins - Recent Advances and Future Prospects, Mehdi Razzaghi-Abyaneh, IntechOpen, DOI: 10.5772/51031
  4. https://www.womenshealth.de/food/food-trends/so-gesund-ist-nussmus/ , zuletzt aufgerufen am 02.05.2023
  5. Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 der Kommission vom 19. Dezember 2006 zur Festsetzung der Höchstgehalte für bestimmte Kontaminanten in Lebensmitteln (ABl. L 364 S. 5), zuletzt geändert durch Art. 1 VO (EU) 2023/465 vom 3.3.2023 (ABl. L 68 S. 51)
  6. Verordnung (EU) 2023/915 der Kommission vom 25. April 2023 über Höchstgehalte für bestimmte Kontaminanten in Lebensmitteln und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 (ABl. L 119 vom 5. Mai 2023, S. 105)

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