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Ergotalkaloide in Getreide und Getreideprodukten – Untersuchungsergebnisse 2017
Der Befall von Getreide, zum Beispiel Roggen, mit dem Mutterkornpilz ist seit Jahrhunderten bekannt. Verantwortlich für die gesundheitsschädliche Wirkung von Mutterkorn sind die Mutterkornalkaloide, auch Ergotalkaloide genannt. Höchstgehalte für diese Stoffe werden derzeit auf EU -Ebene diskutiert. Die rechtliche Beurteilung erfolgt bis zu deren Festlegung ausschließlich auf der Grundlage toxikologischer Daten und dem allgemeinen Minimierungsprinzip für Kontaminanten, zu denen auch Ergotalkaloide zählen. Im Jahr 2017 untersuchte das LGL insgesamt 204 Lebensmittelproben auf diese Ergotalkaloide. Hauptsächlich waren dies verschiedene Getreide und Getreideprodukte, beispielsweise Brot und Brötchen. Einen besonderen Fokus legte das LGL auf Roggenprodukte, da Roggen häufiger als andere Getreide von dem Mutterkornpilz infiziert wird. Die Tabelle zeigt eine Übersicht der Untersuchungsergebnisse. Der Anteil an Erzeugnissen, bei denen die vorhandene Menge an Ergotalkaloiden oberhalb der Bestimmungsgrenze lag, war bei Roggen (55 %) sowie bei Backwaren mit Roggenanteil (56 %) und insbesondere Brot (67 %) am höchsten. Weizen und Dinkel waren zum Teil ebenfalls mit diesen Stoffen belastet, Buchweizen und Soja dagegen nicht. Erfreulicherweise war der überwiegende Teil der Produkte unauffällig und deshalb nicht zu beanstanden (insgesamt 93 %). Je eine Probe Roggenkörner, Roggenmehl, Weizenkörner und Weizenmehl stufte das LGL wegen ihres hohen Gehalts an Ergotalkaloiden als gesundheitsschädlich ein, woraufhin die zuständige Lebensmittelüberwachung entsprechende Maßnahmen, wie zum Beispiel eine Rücknahme vom Markt, einleitete. Zehn weitere Erzeugnisse zeigten im Vergleich zu ähnlichen Produkten auffällig hohe Gehalte, die das LGL aber aufgrund der nachgewiesenen Mengen noch nicht als gesundheitsschädlich beurteilte. Für diese Proben wies das LGL die jeweiligen Landratsämter in Sachverständigenäußerungen auf die Minimierungspflicht der Lebensmittelunternehmer hin.
Produktkategorie | Anzahl | Anzahl (Anteil) größer BG |
Anzahl (Anteil) Proben ohne Beanstandung | Anzahl (Anteil) Sachverstän-digenäußerungen | Anzahl (Anteil) Beanstandungen als gesundheitschädlich |
---|---|---|---|---|---|
Roggen | 58 | 32 (55%) | 52 (90%) | 4 (7%) | 2 (3%) |
Roggenmehl und -mischmehl | 40 | 22 (55%) | 36 (90%) | 3 (8%) | 1 (3%) |
Roggenkörner | 18 | 10 (56%) | 16 (89%) | 1 (6%) | 1 (6%) |
Weizen | 34 | 8 (24%) | 31 (91%) | 1 (3%) | 2 (6%) |
Weizenmehl | 33 | 7 (21%) | 31 (94%) | 1 (3%) | 1 (3%) |
Weizenkörner | 1 | 1 (100%) | 0 (0%) | 0 (0%) | 1 (100%) |
Sonstiges Getreide | 43 | 3 (7%) | 43 (100%) | 0 (0%) | 0 (0%) |
Dinkelmehl | 19 | 3 (16%) | 19 (100%) | 0 (0%) | 0 (0%) |
Dinkelkörner/-flocken | 4 | 0 (0%) | 4 (100%) | 0 (0%) | 0 (0%) |
Buchweizenkörner | 20 | 0 (0%) | 20 (100%) | 0 (0%) | 0 (0%) |
Backwaren mit Roggenanteil | 54 | 30 (56%) | 49 (91%) | 5 (9%) | 0 (0%) |
Brote | 24 | 16 (67%) | 20 (83%) | 4 (17%) | 0 (0%) |
Knäckebrote | 19 | 8 (42%) | 19 (100%) | 0 (0%) | 0 (0%) |
Brötchen/Kleingebäck | 11 | 6 (55%) | 10 (91%) | 1 (9%) | 0 (0%) |
Sojaprodukte | 15 | 0 (0%) | 15 (100%) | 0 (0%) | 0 (0%) |
Gesamt | 204 | 73 (36%) | 190 (93%) | 10 (5%) | 4 (2%) |
Bestimmungsgrenze (BG) je Einzelverbindung: 2,0 µg/kg |
Fazit
Der Anteil belasteter Roggenproben und Backwaren zeigt, dass Ergotalkaloide auch heute noch Relevanz für unsere wichtigen Grundnahrungsmittel Getreide und Brot haben. Das LGL wird deshalb die Belastungssituation mit Mutterkornalkaloiden auch in Zukunft überwachen, insbesondere auch im Hinblick auf die starke Witterungsabhängigkeit des Mutterkornbefalls.
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