Vanille – alles echt?

Hintergrund

Vanille zählt weltweit zu den am häufigsten eingesetzten Aromen. Dank seines charakteristischen, angenehm süßlichen Aromas wird es für die Aromatisierung zahlreicher Lebensmittel wie Speiseeis, Backwaren und Schokolade verwendet. Darüber hinaus ist Vanillin einer von vielen Duftstoffen bei der Parfümherstellung. Natürliches Vanillearoma wird traditionell aus den Kapselfrüchten der Gewürzvanille (Vanilla planifolia) gewonnen. Vanillin (4-Hydroxy-3-methoxy-benzaldehyd), die aromaaktive Substanz des Vanillearomas, wird nach der Ernte im Verlauf eines mehrwöchigen Trocknungs- und Fermentationsprozesses durch Hydrolyse des in den Früchten vorkommenden Vanillinglucosids gebildet. Neben natürlichem Vanillearoma wird auch Vanillin aus chemischer oder biotechnologischer Herstellung zur Aromatisierung von Lebensmitteln eingesetzt. Da einerseits die Nachfrage nach natürlichem Vanillearoma bzw. nach aus der Vanilleschote isoliertem Vanillin sehr hoch ist und andererseits biotechnologisch und chemisch gewonnenes Vanillin deutlich preisgünstiger ist, besteht ein Anreiz für Verfälschungen und irreführende Angaben.
Natürliches Vanillin aus Vanilleschoten, biotechnologisch erzeugtes Vanillin und synthetisches Vanillin sind in ihrer chemischen Struktur völlig identisch und können mit den üblichen chemischen Analyseverfahren nicht unterschieden werden. Eine Unterscheidung ist allerdings anhand der Kohlenstoff-Isotopenverhältnisse mittels Stabilisotopenmassenspektrometrie (IRMS) möglich. Das Kohlenstoffisotopenverhältnis unterscheidet sich im Vanillin verschiedener geographischer und botanischer Herkünfte bzw. von Vanillin, hergestellt aus verschiedenen Rohstoffen (Grundlagenpapier der AG Aromastoffe und der AG Stabilisotopenanalytik Vanillearomen, Herkunft, Analytik und Charakterisierung der Vanillebestandteile“).

Es dient damit als eindeutiger Nachweis für Verfälschungen und zur Unterscheidung verschiedener Herstellungsverfahren. Natürliches Vanillin aus Vanilla planifolia bzw. aus wässrig-ethanolischen Extrakten dieser Varietät weist delta13C-Werte auf, die positiver als -21,5 V-PDB sind. Für Vanillin, das biotechnologisch (z. B. aus Ferulasäure) hergestellt wird und lebensmittelrechtlich als natürliches Vanillin bezeichnet werden darf, sind delta13C-Werte im Bereich von -36 bis -3713C-Werte, die negativer als -25 V-PDB sind (Abbildung 1).

Für einige Lebensmittel gelten besondere rechtliche bzw. warenkundliche Vorgaben, wenn sie mit dem Zusatz „Vanille“ gekennzeichnet werden. So dürfen nach den Leitsätzen des Deutschen Lebensmittelbuches nur solche Puddinge und Desserts sowie gleichsinnig bezeichnete verwandte Erzeugnisse als „Vanille ...“ bezeichnet werden, die den Vanillegeschmack ausschließlich durch Vanilleschoten oder natürliches Vanillearoma erhalten.

Untersuchungsergebnisse

Das LGL untersuchte 2019 das Kohlenstoff-Isotopenverhältnis in 24 Proben Vanillepuddingpulver. Bis auf zwei Proben wiesen alle Proben ein Kohlenstoff-Isotopenverhältnis positiver als -21,5 auf (Abbildung 2). Zwei Proben hatten mit -21,64 und -22,46 ein Kohlenstoff-Isotopenverhältnis, das negativer als -21,5 war. Unter Berücksichtigung der Messunsicherheit lagen jedoch auch diese beiden Proben im tolerierbaren Bereich für natürliches Vanillin, so dass keines der untersuchten Vanillepuddingpulver diesbezüglich zu beanstanden war.

Da es möglich ist, minderwertige oder teilextrahierte Vanilleschoten mit synthetischem Vanillin aufzuwerten, untersuchte das LGL 2019 22 Proben Vanilleschoten. Die ermittelten Kohlenstoff-Isotopenwerte von Vanillin der Vanilleschoten lagen mit im Bereich von -21,15 bis -18,25 und damit im bekannten Bereich für natürliches Vanillin. Bei den Vanilleschoten bestimmte das LGL auch den Gehalt an Vanillin. Der natürliche Vanillingehalt in getrockneten und fermentierten Vanilleschoten aus V. planifolia beträgt 1,6 bis 2,4 % (ISO-Norm (5565-2; 1999-12). Bekannt ist, dass der Vanillingehalt von Vanilleschoten durch den Erntezeitpunkt (frühe Ernte) und durch außergewöhnliche Witterungseinflüsse schwanken kann. Ebenso hat das Fermentationsverfahren einen Einfluss auf den Vanillingehalt. In den Jahren 2014 bis 2018 wurden bei V. planifolia nur geringe Vanillingehalte zwischen 0,9 und 1,4 % festgestellt (DVAI Positionspapier „Vanille“). Die Vanillingehalte, die das LGL in Vanilleschoten 2019 ermittelte lagen im Bereich von 0,16 bis 2,14 %; bei neun der 22 untersuchten Proben Vanilleschoten lag der Gehalt an Vanillin unter 0,5 % (siehe Abbildung 3). Eine Beanstandung aufgrund des geringen Vanillingehalts erfolgte nicht, da der Vanillegehalt aufgrund vorgenannter Faktoren stark schwanken kann und allein daher nichts über die Qualität und Verwendbarkeit der Schoten aussagt.

2021 untersuchte das LGL 10 Proben Vanilleschoten und acht Proben gemahlene Vanilleschoten. Das Kohlenstoff-Isotopenverhältnis von Vanillin der Vanilleschoten und der gemahlenen Vanilleschoten lag im Bereich von -16,8 bis -14,5 und damit im bekannten Bereich für natürliches Vanillin (Abbildung 4). Bei den Vanilleschoten und gemahlenen Vanilleschoten bestimmte das LGL auch wieder den Gehalt an Vanillin (Abbildung 5). Der Gehalt an Vanillin lag bei den 10 untersuchten Proben Vanilleschoten zwischen 0,73 bis 1,84 %. Die Vanillingehalte der gemahlenen Vanilleschoten lagen bei sechs Proben zwischen 1,42 % und 1,81 % und bei zwei Proben bei 0,43 % bzw. 0,44 %. Es bestand erneut kein Anlass zur Beanstandung hinsichtlich des Vanillingehalts.

Fazit

Zusammenfassend ist festzustellen, dass die 2019 und 2021 untersuchten 32 Proben Vanilleschoten, 8 Proben gemahlene Vanilleschoten und 24 Proben Vanillepuddingpulver keinerlei Anlass zu einer Beanstandung gaben. Das LGL wird die Auslobung von „Vanille“ in der Bezeichnung bzw. Etikettierung von Lebensmitteln weiterhin überwachen.

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