Schwerpunktaktivität ölsamenverarbeitende Betriebe

Als Ölsamen werden Pflanzensamen bezeichnet, die aufgrund ihrer relativ hohen Ölgehalte zur Gewinnung von Pflanzenöl genutzt werden können. Hierzu zählen neben den klassischen Ölsamen wie Raps und Sonnenblume auch Lein und Leindotter. Die Ölgewinnung aus den Samen erfolgt in auf den Pressvorgang spezialisierten Mühlen.

Die Ölmühlen in Bayern unterscheiden sich deutlich hinsichtlich ihrer Größe und Struktur. Meist handelt es sich um landwirtschaftliche Betriebe, die die eigens angebauten Ölsaaten zu Öl pressen. Andere Ölmühlen haben inzwischen eine Größe erreicht, bei der sie sich auf die Ölpressung spezialisiert haben und auch einen Teil bzw. alle Ölsamen zukaufen.

In folgendem Ablaufdiagramm sind die einzelnen Prozessschritte der Speiseölherstellung (Kaltpressung) dargestellt:

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Kaltpressung: Für alle kaltgepressten Öle (außer Olivenöl) gibt es keine rechtlichen Vorgaben bezüglich der maximal zulässigen Temperatur während der Pressung. In den Leitsätzen für Speisefette und Speiseöle (Neufassung 02.07.2020) sind die Vorgaben für die Kennzeichnung „kaltgepresst“ festgelegt (Punkt 1.2.2 Herstellung), u. a. die Vorgabe „ohne Wärmezufuhr ausschließlich durch mechanische Verfahren“.

LGL-Prüfung der Reinheit und Identität von Ölen

Das LGL untersucht regelmäßig pflanzliche Speiseöle auf unterschiedlichste Parameter. Diese Untersuchungen umfassen auch die Prüfung der Reinheit und Identität, wobei immer wieder Vermischungen der Öle festgestellt wurden, die nicht aus der Kennzeichnung ersichtlich waren. Dies hat das LGL zum Anlass genommen, im Jahr 2021 20 bayerische Ölmühlen in einer Schwerpunktaktivität zusammen mit den jeweiligen Vor-Ort-Behörden zu überprüfen. Einzelne Parameter wie z. B. angewandte Presstemperaturen oder die Ursache von Vermischungen verschiedener Öle können durch die Überprüfung der Produktion vor Ort besser bewertet werden. Durch die Kontrollen sollte auch festgestellt werden, ob die Prozesse in den unterschiedlichen Betrieben die gesetzlichen Anforderungen an Reinheit und Deklaration (z. B. "kaltgepresst") widerspiegeln. Gegenstand der Kontrollen waren darüber hinaus u. a. die Überprüfung der Rückverfolgbarkeit, die Eigenkontrollen sowie die Hygiene von Anlagen und Räumlichkeiten. Außerdem wurden Proben zur Untersuchung auf Mineralölrückstände und PAK (Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) sowie zur Untersuchung der Zusammensetzung, Verfälschung und Kennzeichnung entnommen.

Ergebnisse der Kontrollen

Im Rahmen der Kontrollen hat sich gezeigt, dass die Branche der „ölsamenverarbeitenden Betriebe“ strukturell heterogen aufgestellt ist. Neben mittelständischen Betrieben stellen auch kleine Betriebe im Nebenerwerb sowie landwirtschaftliche Betriebe mit Eigenanbau von Saaten Speiseöle her. Alle kontrollierten Betriebe stellten ausschließlich nicht-raffinierte Öle her. Der überwiegende Teil der Öle wurde als „kaltgepresst“ deklariert.

Insgesamt zeigten sich die kontrollierten Betriebe in einem ordentlichen Zustand. Bei jedem zweiten Betrieb bestand in einzelnen baulichen Bereichen noch Bedarf an Nachbesserung wie beispielsweise bei Wand- und Deckenschäden (z. B. Abblätterungen von Farbe und Putz) und Gewährleistung der Schädlingssicherheit. Es wurde auch bei einem Teil der Betriebe noch Optimierungsbedarf hinsichtlich der Raumkonzeption (unterschiedliche Hygieneanforderungen an landwirtschaftliche Räumlichkeiten und Ölsamenverarbeitung) sowie der Reinigung der Räumlichkeiten und lebensmittelberührender Gerätschaften festgestellt. Auf ausreichende Reinigung und Instandhaltung ist insbesondere im Bereich der Produktionsräumlichkeiten und Öllager zu achten. Im Bereich der Eigenkontrollen gab es nur vereinzelt Mängel, wie z. B. ein fehlendes HACCP-Konzept (Hazard Analysis and Critical Control Points).

Ein Hauptaugenmerk sollte weiterhin auf die korrekte Kennzeichnung der Öle (z. B. Nährwertkennzeichnung und Mindesthaltbarkeitsdatum) gelegt werden, insbesondere bei kleineren Betrieben gab es hier Verbesserungsbedarf. Die chemische Zusammensetzung und damit die Identität war bei keinem der hier untersuchten Öle zu beanstanden und auch die Ergebnisse der Untersuchungen auf Mineralölrückstände und PAKs waren unauffällig.

Im Rahmen der Schwerpunktaktivität haben sich keine speziellen branchenspezifischen Problemstellungen herauskristallisiert. Es ergaben sich auch bei den überprüften Betrieben keine Auffälligkeiten im Produktionsprozess bezüglich nicht deklarierter Vermischungen unterschiedlicher Öle und der Auslobung „kaltgepresst“.

Literatur

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