Ethoxyquin in Speisefischen - Untersuchungsergebnisse 2016/2017

Hintergrund

Der Fischkonsum in Deutschland nimmt zu, da sich Lachs, Forelle & Co. steigender Beliebtheit erfreuen. Um den wachsenden Bedarf zu decken, werden z. B. Lachse in Aquakultur kultiviert. Damit der gezüchtete Lachs die typisch rötliche Farbe erhält, die der Verbraucher erwartet, wird dem Fischfutter ein natürlicher Farbstoff, meist Astaxanthin, zugesetzt. Um das Futtermittel zu stabilisieren, wird häufig außerdem Ethoxyquin zugegeben. Dieses kann auf Grund seiner antioxidativen Eigenschaften nicht nur den Farbstoff und vorhandene Vitamine wie z.B. Vitamin A und E stabilisieren, sondern schützt auch das im Futtermittel befindliche Fett vor dem Ranzigwerden [1]. Deshalb wird Ethoxyquin nicht nur im Lachsfutter, sondern z. B. auch im Forellenfutter verwendet.

Als Zusatzstoff E 324 ist Ethoxyquin mit einem Höchstgehalt von 150 mg/kg für Fischfutter zugelassen. Gleichzeitig ist der Stoff wegen seiner fungiziden Wirkung als Pflanzenschutzmittelwirkstoff eingestuft. Die rechtliche Beurteilung von Ethoxyquin-Rückständen in Fischen erfolgt über die Rückstands-Höchstmengenverordnung mit der allgemeinen Höchstmenge von 0,01 mg/kg. Allerdings können über den legalen Einsatz Ethxoyquin-haltiger Futtermittel höhere Gehalte als 0,01 mg/kg im Fisch zu finden sein, was die rechtliche Bewertung äußerst schwierig macht.

Um einen Überblick über die tatsächlich in Fisch vorhandenen Rückstände zu erhalten, untersuchte das LGL in einem erweiterten Schwerpunktprogramm von Mai 2016 bis Oktober 2017 überwiegend Lachsproben, aber auch Karpfen und Forellen sowie Seelachs und Pangasius auf Ethoxyquin. Zusätzlich wurde in diesem Programm auch das sich aus Ethoxyquin bildende, stabilere Dimer bestimmt.

Ergebnisse

Im Rahmen des erweiterten Schwerpunktprogrammes wurden insgesamt 136 Speisefische auf Ethoxyquin und Ethoxyquin-Dimer untersucht (siehe Tabelle 1).

Tabelle 1: Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse zu Ethoxyquin- und Ethoxyquin-Dimer-Nachweise oberhalb der Bestimmungsgrenzen (Ethoxyquin: 0,01 mg/kg;
Ethoxyquin-Dimer: 0,05 mg/kg)
Fischart Probenzahl Proben mit Ethoxyquin Proben mit Ethoxyquin-Dimer höchster Gehalt an Ethoxyquin [mg/kg] höchster Gehalt an Ethoxyquin-Dimer [mg/kg]
Lachs (gesamt) 68 35% 68%    
Zuchtlachs 58 41% 79% 0,070 0,86
Wildlachs 3 0% 0% - -
Bio-Lachs 7 0% 0% - -
Regenbogenforelle 11 18% 55% 0,023 0,48
Lachsforelle 10 10% 90% 0,049 0,27
Forelle 14 0% 79% - 0,28
Karpfen 7 0% 0% - -
Seelachs 15 0% 0% - -
Pangasius 11 0% 0% - -

Ethoxyquin

Weder in den drei Wildlachs- noch in den sieben Lachsproben aus biologisch/ökologischer Produktion wurde Ethoxyquin oberhalb der Nachweisgrenze von 0,005 mg/kg detektiert. In 12 der 58 Zuchtlachsproben wurden ebenfalls keine Ethoxyquin-Rückstände oberhalb der Nachweisgrenze gemessen. 22 weitere Zuchtlachsproben enthielten Ethoxyquin-Rückstände zwischen Nachweis- und Bestimmungsgrenze (entsprechend zwischen 0,005 und 0,01 mg/kg). In den restlichen 24 Zuchtlachsen lag der durchschnittliche Gehalt von Ethoxyquin bei 0,018 mg/kg, wobei der höchste gemessene Gehalt 0,070 mg/kg betrug. In zwei der elf Proben Regenbogenforelle wurden Ethoxyquin-Rückstände oberhalb der Nachweisgrenze detektiert (0,021 mg/kg und 0,023 mg/kg). Lediglich in einer von zehn Proben Lachsforelle wurde Ethoxyquin mit einem Gehalt von 0,049 mg/kg gemessen. Weder in Forellen und Karpfen noch in Seelachs und Pangasius wurden Ethoxyquin-Rückstände oberhalb der Nachweisgrenze detektiert.

Ethoxyquin-Dimer

Wie auch bei Ethoxyquin wurde weder in den drei Wildlachs- noch in den sieben Lachsproben aus biologisch/ökologischer Produktion Rückstände an Ethoxyquin-Dimer oberhalb der Nachweisgrenze von 0,025 mg/kg detektiert. In elf Zuchtlachsproben konnte kein Ethoxyquin-Dimer oberhalb der Nachweisgrenze festgestellt werden und in einer Probe lag der Ethoxyquin-Dimer-Gehalt zwischen Nachweis- und Bestimmungsgrenze (entsprechend zwischen 0,025 und 0,050 mg/kg). Die weiteren 46 Zuchtlachsproben enthielten Rückstände des Metaboliten zwischen 0,068 und 0,86 mg/kg. Der durchschnittliche Gehalt an Ethoxyquin-Dimer in Zuchtlachs lag bei 0,25 mg/kg. Von den elf Proben Regenbogenforelle wurden in zwei Proben keine Gehalte an Ethoxyquin-Dimer oberhalb der Nachweisgrenze und in drei Proben Gehalte zwischen Nachweis- und Bestimmungsgrenze detektiert. Die restlichen sechs Proben enthielten Rückstände an Ethoxyquin-Dimer zwischen 0,066 und 0,48 mg/kg (Mittelwert von 0,19 mg/kg). Bei Lachsforellen wurde in allen zehn Proben Gehalte Ethoxyquin-Dimer oberhalb der Nachweisgrenze festgestellt. Eine Probe enthielt Ethoxyquin-Dimer-Rückstände zwischen Nachweis- und Bestimmungsgrenze, die weiteren zehn Proben lagen bei Gehalten zwischen 0,077 und 0,27 mg/kg Ethoxyquin-Dimer (Mittelwert von 0,14 mg/kg). In drei der 14 untersuchten Forellen wurde kein Ethoxyquin-Dimer oberhalb der Nachweisgrenze bestimmt. Die restlichen elf Forellenproben enthielten zwischen 0,075 und 0,28 mg/kg an Ethoxyquin-Dimer (Mittelwert von 0,17 mg/kg). Wie bei Ethoxyquin wurden weder in Karpfen noch in Seelachs und Pangasius Rückstände an Ethoxyquin-Dimer oberhalb der Nachweisgrenze detektiert. Insgesamt wurde in mehr Proben Ethoxyquin-Dimer als Ethoxyquin nachgewiesen.

Abbildung 2 zeigt beispielhaft alle Lachsproben, in denen das LGL Ethoxyquin und/oder Ethoxyquin-Dimer nachgewiesen hat. Die Proben wurden der Höhe der Ethoxyquin-Dimer-Gehalte nach sortiert. Durch die Gegenüberstellung prüfte das LGL auf eine mögliche Korrelation zwischen Ethoxyquin und dessen Metaboliten Ethoxyquin-Dimer. Allerdings konnte weder ein Zusammenhang zwischen der Anwesenheit von Ethoxyquin und seinem Hauptmetaboliten noch eine Korrelation zwischen der Höhe der nachgewiesenen Gehalte an Ethoxyquin und Ethoxyquin-Dimer aufgezeigt werden. Der Gehalt an Ethoxyquin-Dimer liegt im Durchschnitt um das zehnfache höher als der Ethoxyquin-Durchschnittsgehalt. Ethoxyquin besitzt eine relative geringe Halbwertszeit von nur 2,4 Tagen [2]. In dieser Zeit erfolgt ein Abbau durch Oxidationsreaktionen aber auch durch Dimerisierung. Diese Reaktionen laufen einerseits im Futtermittel, aber auch im Fisch selbst ab. Dies führt zu den relativen niedrigen Konzentrationen an Ethoxyquin in den untersuchten Proben. Das Ethoxyquin-Dimer ist hingegen deutlich stabiler, so dass es sich im Futter wie auch im Fisch zu höheren Konzentrationen anreichern und auch längere Zeit nachgewiesen werden kann.


Abbildung 2: Lachsproben mit nachgewiesenen Gehalten an Ethoxyquin
und/oder Ethoxyquin-Dimer

Zusammenfassung und Fazit

Erfreulich war, dass keine Gehalte an Ethoxyquin oder dessen Dimer in den untersuchten Wild- und Bio-Lachsproben nachweisbar waren. Ebenso waren in Karpfen, Seelachs und Pangasius weder Ethoxyquin noch sein Ethoxyquin-Dimer nachweisbar. Positivbefunden an beiden Substanzen waren häufig bei rosa- bis lachsfarbenen Fischfleisch zu beobachten, so dass die Vermutung naheliegt, dass Ethoxyquin häufiger zur Farbstoff- als zur Fettstabilisierung im Fischfutter angewandt wird. Der Gehalt an Ethoxyquin-Dimer liegt durchschnittlich um das Zehnfache höher als der Ethoxyquin-Durchschnittsgehalt.
Berichte zu häufigeren Funden von Ethoxyquin-Dimer als Ethoxyquin selbst konnten bestätigt werden, da in 72 Proben das Ethoxyquin-Dimer, aber lediglich in 27 Proben Ethoxyquin nachgewiesen wurde. Zur Bewertung von Ethoxyquin wird das Ethoxyquin-Dimer derzeit nicht herangezogen, da es nicht in der aktuellen Rückstandsdefinition enthalten ist. Die lebensmittelrechtliche Beurteilung der Ethoxyquin-Rückstände erfolgte in Übereinstimmung mit der Einschätzung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten aus dem Jahr 2006. Dieser entsprechend wurde Ethoxyquin nicht als Pflanzenschutzmittelrückstand beurteilt, da von einer legalen Anwendung von Ethoxyquin als Futtermittelzusatzstoff ausgegangen werden muss. Daher wurden auch Gehalte an Ethoxyquin über 0,01 mg/kg vom LGL nicht lebensmittelrechtlich beanstandet. Allerdings wurde für alle Proben eine toxikologische Risikoabschätzung durchgeführt und es bestand selbst bei der Probe mit dem höchsten Ethoxyquin-Gehalt kein gesundheitliches Risiko für den Verbraucher.

Literatur

[1] A. Blaszczyk, A. Augustyniak, J. Skolimowski, Int. J Food Sci. 2013, Article ID 585931.
[2] Berdikova Bohne, V.Lundebye, A. Hamre, K.; Food and Chemical Toxicology 2008; Volume 46, Issue 5, Pages 1834–1843

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Allgemeine Informationen zum Thema

  • Fische, Fischzuschnitte