Hülsenfrüchte, Ölsamen, Schalenobst (Nüsse)
Warenkunde
Unter Hülsenfrüchten werden umgangssprachlich die Früchte verschiedener Leguminosen wie Erbsen, verschiedene Bohnenkerne, Linsen, aber auch Kichererbsen, Sojabohnen und Erdnüsse verstanden. Ölsamen sind z. B. die fett- bzw. ölreichen Früchte von Mohn, Sesam, Sonnenblumen, Raps, Leinsamen, Kürbis oder Pinie. Zum Schalenobst (umgangssprachlich "Nüsse") rechnet man Obstsorten, deren Fruchtkern von einer harten, meist holzigen Schale umgeben ist, u. a. Mandeln, Pistazien, Haselnüsse, Walnüsse, Macadamianüsse und Cashewkerne.
Hülsenfrüchte sind für die Ernährung deswegen besonders wertvoll, weil sie sehr viel pflanzliches Eiweiß und Ballaststoffe enthalten und zugleich einen sehr hohen Stärkegehalt aufweisen. Allerdings sollten Hülsenfrüchte aufgrund ihres Gehalts an Lektinen und Phasin nie roh verzehrt werden. Hülsenfrüchte lassen sich im Haushalt gut bevorraten und sind in vielfältiger Weise in der Küche einsetzbar, sei es als eigenständige Beilage oder als Bestandteil von Suppen und Eintopfgerichten. Auch Produkte wie „Hummus“ aus Kichererbsen oder das indische „Dal“ aus Linsen werden immer beliebter. In jüngster Vergangenheit werden Hülsenfrüchte, insbesondere Soja, immer mehr zu Ersatzlebensmittel für tierische Produkte wie zum Beispiel Tofu verarbeitet. Ölsamen und auch verschiedene Nüsse dienen zur Gewinnung der entsprechenden Öle, werden aber auch, wie Schalenobst, in Knabbererzeugnissen, Müslimischungen und als Backzutaten verwendet. Auch die entsprechenden Verarbeitungsprodukte wie zum Beispiel „Tahini“ aus Sesam oder „Marzipan“ aus Mandeln sind im Handel nicht mehr wegzudenken.
Was wird generell untersucht?
Die fettreichen Ölsamen und Nüsse (Schalenobst) neigen dazu ranzig zu werden. Dies bedeutet, dass die Fett- und Ölanteile durch den Kontakt mit Luft (Sauerstoff) Abbauprodukte mit teils sehr unangenehmem Geruch und Geschmack bilden. Deshalb sind hier die sensorische Untersuchung und die Prüfung bestimmter Fettkennzahlen wichtig.
Hülsenfrüchte, Ölsamen und Schalenobst sind weiterhin ein beliebtes Ziel von Insekten (Motten), deren Larven sich gerne davon ernähren und die deshalb zusammen mit ihren Gespinsten in den Vorratspackungen zu finden sein können.
Bei Mandeln, speziell bitteren Mandeln, und bitteren Aprikosenkernen ist der Gehalt an Amygdalin von großer Bedeutung. Aus Amygdalin wird im Körper die stark giftige Blausäure freigesetzt. Bittere Mandeln oder bittere Aprikosenkerne dürfen deshalb in rohem Zustand nur in geringsten Mengen verzehrt werden (maximal ein bis zwei Kerne pro Erwachsener und Tag). Bei süßen Mandeln ist eine Kontamination mit bitteren Mandeln möglich, da Süßmandelbäume natürlicherweise geringfügig auch bittere Mandeln tragen. Auch Ölsamen wie z. B. Leinsamen und bestimmte Bohnenarten können deutliche Mengen an freisetzbarer Blausäure enthalten. Blausäure ist nicht hitzestabil, so dass sich beim Erhitzen der Rohstoffe die Blausäure auf unbedenkliche Mengen verflüchtigt. Das LGL prüft bei diesen Produkten regelmäßig den Gehalt an Blausäure.
Nüsse (Schalenobst) werden wegen ihrer Anfälligkeit für Schimmelpilzinfektionen in feucht-warmem Klima insbesondere auf Aflatoxine und andere Schimmelpilzgifte analysiert. Soja und Sojaprodukte werden u. a. auf gentechnische Veränderungen untersucht.
Mohnsamen können bei der maschinellen Ernte mit Morphin und anderen Opiaten kontaminiert werden. In der Regel enthält Speisemohn aber nur Spuren dieser Opiate. Ein weiteres Problem verursachen einige Sorten asiatischer Pinienkerne, die im Gegensatz zu europäischen Sorten eher eine runde Form aufweisen. Sie enthalten pflanzeneigene Inhaltsstoffe, die zu Geschmacksveränderungen führen (pine-mouth-syndrome). Für ein bis zwei Wochen wird ein starker Bittergeschmack empfunden, der aber nach dieser Zeit wieder verschwindet. Südeuropäische Pinienkerne haben diese Besonderheit nicht.
Beurteilungsgrundlagen
- Verordnung (EG) Nr. 178/2002 des Europäischen Parlamentes und des Rates vom 28. Januar 2002 zur Festlegung der allgemeinen Grundsätze und Anforderungen des Lebensmittelrechts, zur Errichtung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit und zur Festlegung von Verfahren zur Lebensmittelsicherheit
- Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände und Futtermittelgesetzbuch in der Fassung der Bekanntmachung vom 15. September 2021 (LFGB)
- Leitsätze für Ölsamen und daraus hergestellt Massen und weitere Süßwaren (Deutsches Lebensmittelbuch)
- Aktualisierte Stellungnahme Nr. 009/2015 des Bundesamtes für Risikobewertung (BfR) vom 7. April 2015. Zwei bittere Aprikosenkerne pro Tag sind für Erwachsene das Limit. Kinder sollten darauf verzichten.
Mehr zu diesem Thema
Untersuchungsergebnisse
- Trendprodukt Sojaerzeugnisse – Wie ist es um Beschaffenheit und Kennzeichnung bestellt?
- Soja als Alternative? - Untersuchungsergebnisse 2019
- Nuss-Frucht-Mischungen – Untersuchungsergebnisse 2018
- Esskastanien und Maronen-Untersuchungsergebnisse 2018
- Verfälschung oder Verunreinigung von Haselnussprodukten und Haselnusseis - Untersuchungsergebnisse 2017
- Verfälschung von gemahlenen Haselnüssen und Haselnusszubereitungen mit anderen Schalenfrüchten oder Erdnüssen - Untersuchungsergebnisse 2016
Produktübergreifende Untersuchungsergebnisse
- Bestrahlung von Lebensmitteln: Untersuchungsergebnisse 2014
- Pflanzenschutzmittel: Rückstandssituation in Obst und Gemüse – Untersuchungsergebnisse 2014
- Aflatoxine (B/G) in importierten Nüssen und getrockneten Feigen - Untersuchungsergebnisse 2013
- Bestrahlung von Lebensmitteln: Untersuchungsergebnisse 2013
- Bestrahlung von Lebensmitteln: Untersuchungsergebnisse 2012
Archiv
Untersuchungsergebnisse
- Aflatoxine in zerkleinerten Haselnüssen und Haselnussprodukten - Untersuchungsergebnisse 2016
- Aflatoxine in Haselnüssen und Nussmassen - Untersuchungsergebnisse 2015
- Allergenspuren in gebrannten Nüssen von Volksfesten
- Untersuchung von Erdnusscreme und Erdnussbutter auf Aflatoxine - Untersuchungsergebnisse 2014
- Maronen / Esskastanien - Untersuchungsergebnisse 2014
- Untersuchung von Erdnussbutter und Erdnussprodukten auf Salmonellen – Untersuchungsergebnisse 2009
- Aflatoxine in Erdnussbutter – Untersuchungsergebnisse 2008
- Hülsenfrüchte, Ölsamen, Schalenobst – Untersuchungsergebnisse 2007
- Belastung von Schalenobst – Untersuchungsergebnisse 2006
- Morphin in Speisemohn – Untersuchungsergebnisse 2005
Produktübergreifende Untersuchungsergebnisse
- Pflanzenschutzmittelrückstande in pflanzlichen Lebensmitteln – Untersuchungsergebnisse 2012
- Bestrahlung von Lebensmitteln: Untersuchungsergebnisse 2011
- Pflanzenschutzmittelrückstande in pflanzlichen Lebensmitteln – Untersuchungsergebnisse 2011
- Bestrahlung von Lebensmitteln: Untersuchungsergebnisse 2010
- Pflanzenschutzmittelrückstande in pflanzlichen Lebensmitteln – Untersuchungsergebnisse 2010
- Mykotoxine in Lebensmitteln – Untersuchungsergebnisse 2009
- Mykotoxine in Lebensmitteln – Untersuchungsergebnisse 2008
- Bestrahlung von Lebensmitteln – Untersuchungsergebnisse 2008
- Melamin in Lebens- und Futtermitteln – Unteruchungsergebnisse 2008
- Bestrahlung von Lebensmitteln – Untersuchungsergebnisse 2007
- Mykotoxine – Untersuchungsergebnisse 2007
- Importproben und vorführpflichtige Erzeugnisse – Untersuchungsergebnisse Januar bis Juli 2007
- Pestizide in pflanzlichen Lebensmitteln – Untersuchungsergebnisse 2007