Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Tafeltrauben von Januar bis Mai 2009
Hintergrund der Untersuchungen
Tafelweintrauben gehören zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschen. Heute ist die Weinrebe in mehreren tausend Arten in vielen Regionen weltweit verbreitet.
Weintrauben enthalten, abhängig von der Sorte und Verarbeitung, viele Antioxidantien, vor allem Polyphenole, sowie weitere im menschlichen Körper wirksame Substanzen. Dazu gehören beispielsweise B-Vitamine, Carotinoide und Mineralstoffe (unter anderem Kalium, Kalzium und Magnesium). Rote und blaue Trauben enthalten im Vergleich zu den hellen allgemein mehr dieser wichtigen Stoffe, die zu rund einem Drittel in den Kernen stecken. Daher sollten diese Sorten mit Kern den kernlosen Trauben ("Thompson Seedless", "Sultana" oder "Superia") vorgezogen werden.
Tafeltrauben werden heute bei uns fast das ganze Jahr über angeboten. Aus Italien werden große Mengen zwischen Juli und November geliefert, aber auch spanische, griechische und türkische Früchte werden in diesem Zeitraum importiert. In den übrigen Monaten stammen die Tafeltrauben meist aus Argentinien, Brasilien, Chile und Südafrika. Die deutschen Trauben werden hauptsächlich im Oktober geerntet, wobei sie oft nicht zum direkten Verzehr angeboten werden. Daher kommen fast alle Tafeltrauben aus dem Ausland. Jedoch wird mittlerweile eine stärkere Vermarktung von deutschen Trauben angestrebt.
Die Jahresweltproduktion an Weintrauben beträgt mehr als die von Äpfeln und Orangen zusammen. Durchschnittlich verzehrt jeder Deutsche 4 kg Weintrauben (als Tafeltrauben) pro Jahr, aber Trauben werden hauptsächlich (zu ungefähr 85 % der Weltproduktion) zu Säften und vor allem zu Wein verarbeitet (Keltertrauben).
Die Trauben sind als Intensivkultur vom Austrieb bis zur Beerenlese vielen Krankheiten und Schädlingen ausgesetzt. Pilzerkrankungen wie Echter und Falscher Mehltau, Grauschimmel und die Schwarzfleckenkrankheit stellen ein besonders großes Problem dar, aber auch die Larven der Traubenspinner (Heuwurm oder Sauerwurm) können die Weinreben befallen. Daher werden während der Wachstumsperiode Pflanzenschutzmittel eingesetzt, um die Trauben vor Schädlingen zu schützen und die Ernte zu sichern. Aktuelle Züchtungen bezwecken die Stärkung natürlicher Resistenzen gegen Schädlinge, damit weniger Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden müssen.
Um die Belastungssituation der Tafeltrauben weiter zu verfolgen, werden diese gestreut über das ganze Jahr untersucht. Der vorliegende Beitrag berichtet über die Ergebnisse der von Januar bis Mai 2009 analysierten Trauben.
Zusammenfassung
Im Zeitraum wurden insgesamt 41 Proben Tafeltrauben konventioneller Erzeugung aus dem Groß- und Einzelhandel untersucht. Die Proben stammten auf Grund der saisonalen Gegebenheit vor allem aus Chile und Südafrika.
Die Rückstandssituation bei den Tafeltrauben hat sich hinsichtlich der Höchstmengenüberschreitungen im Vergleich zu dem Jahr 2008 verbessert. 98 % der Proben wiesen Rückstände unterhalb der zulässigen Höchstmengen auf. Nur bei einer Probe (2 %) war die Höchstmenge überschritten (siehe Abbildung 1).
Abbildung 1: Anteil rückstandshaltiger Tafeltrauben 2008
Abbildung 2: Anteil rückstandshaltiger Tafeltrauben 01 – 05/2009
Ergebnisse im Detail
Einen Überblick über die Rückstandssituation bei den Tafeltrauben gibt Tabelle 1. Mit Ausnahme von Südafrika und Chile sind die Probenzahlen je Herkunftsland so gering, dass statistische Aussagen nicht zu verallgemeinern sind. Im Gesamtdurchschnitt wurden 6,5 Rückstände pro Probe gefunden, der mittlere Rückstandsgehalt lag bei 0,54 mg/kg. Der höchste Einzelrückstand betrug 1,06 mg/kg bei dem Fungizid Iprodion mit einer zulässigen Höchstmenge von 10 mg/kg für Tafeltrauben. Bei 39 % aller Rückstände lagen die Gehalte unter 0,01 mg/kg.
Im Vergleich zu den Vorjahresproben aus dem konventionellen Anbau war die Zahl der Höchstmengenüberschreitungen mit 2 % günstiger (2008: 6 %). Die durchschnittliche Anzahl von 6,5 Rückständen pro Probe und der mittlere Rückstandsgehalt von 0,54 mg/kg waren hingegen geringfügig höher als 2008 (6,1 Rückstände pro Probe, 0,51 mg/kg mittlerer Rückstandsgehalt).
Herkunftsland | Gesamt-zahl | ohne R | mit R kleiner als HM | mit R größer als HM | verschiedene Stoffe | Anzahl R pro Probe 1) | Gehalt R pro Probe 1) (mg/kg) |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Brasilien | 2 | 0 | 2 | 0 | 6 | 3,5 | 0,02 |
Chile | 16 | 0 | 16 | 0 | 26 | 8,1 | 0,85 |
Indien | 2 | 0 | 2 | 0 | 16 | 10,0 | 0,26 |
Italien | 1 | 0 | 1 | 0 | 11 | 11,0 | 0,25 |
Südafrika | 16 | 0 | 16 | 0 | 22 | 4,7 | 0,29 |
ungeklärt | 4 | 0 | 3 | 1 | 14 | 4,8 | 0,67 |
Gesamt | 41 | 0 | 40 | 1 | 42 | 6,5 | 0,54 |
0% | 98% | 2% | |||||
zum Vergleich 2008 | 94 | 1% | 93% | 6% | 73 | 6,1 | 0,51 |
R = Rückstand; HM = Höchstmenge; 1) Durchschnitt
Bei nur einer Probe (2 %) wurde eine Höchstmengenüberschreitung festgestellt. Ursache für dieses günstigere Bild ist unter anderem die anteilige Zusammensetzung der Herkunftsländer. Im Berichtszeitraum wurden zum großen Teil die eher geringer belasteten südafrikanischen Tafeltrauben zur Untersuchung vorgelegt.
Der einzige unzulässig hohe Gehalt betrafen das Fungizid Captan/Folpet in einer Probe ungeklärter Herkunft (siehe Tabelle 2). Bei einem festgestellten Gehalt von 0,052 mg/kg war die in der Verordnung (EG) Nr. 396/2005 festgelegte Höchstmenge von maximal 0,02 mg/kg Captan/Folpet für Tafel- und Keltertrauben überschritten.
Herkunftsland | Anzahl HMÜ | Stoff | Rückstands-Gehalt (mg/kg) | zulässige Höchstmenge (mg/kg) |
ARfD-Ausschöpfung (%) |
---|---|---|---|---|---|
ungeklärt | 1 | Captan/ Folpet (F) |
0,052 | 0,02 | 2 |
HMÜ = Höchstmengenüberschreitung, F = Fungizid, ARfD = Akute Referenz Dosis
Bei allen Höchstmengenüberschreitungen wird eine toxikologische Risikoabschätzung durchgeführt. Dazu wird am Beispiel eines Kindes von zwei bis unter fünf Jahren überprüft, in welchem Maß bei einem einmaligen hohen Verzehr die akute Referenzdosis (ARfD) ausgeschöpft ist. Bei Überschreitung des ARfD-Wertes sind gesundheitliche Risiken nicht mit der gebotenen Sicherheit auszuschließen. In solchen Fällen erfolgt über das Europäische Schnellwarnsystem (RASFF) eine entsprechende Mitteilung an die Mitgliedstaaten. Das war allerdings bei den vorliegenden Proben nicht erforderlich, denn die Ausschöpfung des ARfD-Wertes betrug nur 2 %.
Von den insgesamt 42 nachgewiesenen Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffen sind die häufigsten Stoffe (viermal und häufiger nachgewiesen) in der Abbildung 2 aufgelistet. Es sind fast ausschließlich Fungizide (Wirkstoffe, die Pilze und ihre Sporen bekämpfen), die das hohe Risiko von Pilzerkrankungen in Traubenkulturen widerspiegeln. Lediglich drei Verbindungen mit insektizider Wirkung (Imidacloprid, Lambda-Cyhalothrin und Methoxyfenozid) sind unter den 18 am häufigsten festgestellten Substanzen zu finden.
Abbildung 3: Häufig nachgewiesene Stoffe in Tafeltrauben (01/2009 – 05/2009)
F = Fungizid, I = Insektizid
In 98 % der Proben wurden mehrere Stoffe gleichzeitig gefunden. So enthielten 14 Proben (34 %) zwei bis fünf Rückstände und 20 Proben (49 %) sechs bis neun Rückstände (siehe Abbildung 3). In sechs Proben (15 %) wurden zehn und mehr Rückständen nachgewiesen, wobei eine Probe mit 13 Rückständen den Spitzenreiter darstellte. Diese Probe stammte aus Indien und war nicht zu beanstanden. Sie enthielt acht Einzelrückstände mit Gehalten jeweils unter 0,01 mg/kg und wies mit 0,26 mg/kg einen Gesamtrückstandsgehalt deutlich unter dem Durchschnitt (0,54 mg/kg) auf.
Das Problem der Mehrfachrückstände wird immer wieder diskutiert. In diesem Zusammenhang spielen die Konzentrationen der nachgewiesenen Stoffe eine wichtige Rolle. Die wissenschaftlichen Kenntnisse über mögliche additive, also sich verstärkende Wirkungen sind jedoch noch lückenhaft.
Abbildung 4: Mehrfachrückstände in Tafeltrauben (01/2009 – 05/2009)
Fazit
Die bislang untersuchten Tafeltrauben waren im Vergleich zum Vorjahr 2008 ähnlich mit Pflanzenschutzmittel-Rückständen belastet. Die durchschnittlichen Rückstandsgehalte und die Anzahl der Rückstände pro Probe lagen geringfügig höher. Der Anteil an Höchstmengenüberschreitungen hat jedoch im Gegenzug abgenommen, da nur eine Probe mit einer Höchstmengenüberschreitung vorgelegt wurde.
Die akute Referenzdosis (ARfD) wurde in keinem Fall überschritten. Demzufolge waren keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch die einzelnen nachgewiesenen Rückstände nach der derzeitigen Datenlage zu erwarten. Allgemein zählen Trauben somit weiterhin zu den mittelmäßig belasteten Obstsorten.