Prüfung der deklarierten geografischen Herkunft bei Erdbeeren – Untersuchungsergebnisse 2019
Anlass und Hintergründe der Untersuchungen
©Jordache
Erdbeeren zählen in Deutschland zu den beliebtesten Obstsorten. Schon ab Januar haben viele Supermärkte Erdbeeren im Regal, die beispielsweise aus Spanien oder Marokko stammen. Je nach Witterungsverhältnissen kann dann ab Ende Mai mit den ersten einheimischen Erdbeeren gerechnet werden. Vereinzelt kommen einheimische Erdbeeren schon im April in den Verkauf. Diese stammen dann jedoch aus dem Treibhausanbau.
Erdbeeren unterliegen den speziellen Vermarktungsnormen (Art. 76 der VO (EU) Nr. 1308/2013 in Verbindung mit DVO (EU) Nr. 543/2011) und müssen mit dem Ursprungsland und - wahlfrei - dem Anbaugebiet oder der nationalen, regionalen oder örtlichen Bezeichnung gekennzeichnet werden. Verbraucher haben somit die Möglichkeit, Erdbeeren der bevorzugten geografischen Herkunft zu kaufen, sofern sie richtig gekennzeichnet sind. Viele Verbraucher bevorzugen einheimische Erdbeeren, da diese auf Grund kürzerer Anfahrtswege reifer und daher mit vollerem Aroma geerntet werden können. Vor allem zu Beginn der Saison ist der Preisunterschied zwischen deutschen und ausländischen Erdbeeren groß - und damit auch die Versuchung, ausländische Ware als deutsche anzubieten.
Ziel der Untersuchungen
Die deklarierte geografische Herkunft der Erdbeeren soll mittels Stabilisotopenanalyse überprüft werden. Die erhaltenen Daten werden in einer Datenbank zusammengestellt, die für die zukünftige Beurteilung von Proben herangezogen werden soll.
Planung und Durchführung der Untersuchungen
Die Grundlage der Herkunftsüberprüfung ist der Vergleich der Stabilisotopendaten von authentischen Referenzproben mit denen der zu überprüfenden Proben. Als authentische Referenzproben werden Proben bezeichnet, deren Herkunft bekannt ist, da sie durch die amtliche Lebensmittelüberwachung direkt vom Feld entnommen wurden. Dazu wurden Erdbeeren auf Selbstpflückanlagen in Bayern geerntet. Bei den anderen Proben handelte es sich um Proben, die aus dem Einzelhandel entnommen wurden. Die Anzahl der seit 2019 untersuchten Erdbeerproben sind in Tabelle 1 aufgeführt. Die geografische Herkunftsangabe der Proben wurde mit der Multielement-Isotopenanalyse der leichten Elemente (H, O, C, N, S) überprüft.
Deklariertes Herkunftsland | Anzahl Proben * |
---|---|
Deutschland | 25 (5) |
Spanien | 5 |
Griechenland | 2 |
Italien | 2 |
Proben insgesamt | 34 |
*: ( ) Anzahl authentischer Proben aus Deutschland
Untersuchungsergebnisse
Die Isotopenverhältnisse von Wasserstoff und Sauerstoff können charakteristisch für eine geografische Lage sein: Daneben werden sie durch das jeweils vorherschende Klima beeinflusst. Wie Abbildung 1 zeigt, unterschieden sich die Wasserstoff- und Sauerstoff-Isotopenverhältnisse von deutschen Erdbeeren deutlich von denen der Erdbeeren aus Italien, Spanien und Griechenland.
Abbildung 1: Boxplot-Diagramm der Wasserstoff- und Sauerstoff-Isotopenverhältnisse von Erdbeeren verschiedener geografischer Herkünfte
Neben den Wasserstoff- und Sauerstoff-Isotopenverhältnissen wurden auch die Isotopenverhältnisse von Stickstoff, Kohlenstoff und Schwefel bestimmt. Entsprechend ihres Photosyntheseweges weisen Pflanzen bzw. deren Inhaltsstoffe spezifische Kohlenstoffisotopenverhältnisse (δ 13C-Wert) auf. Erdbeeren gehören zu den sogenannten C3-Pflanzen, deren δ 13C-Werte im Bereich von -32 bis -24 ‰ liegen. In Abbildung 2 sind die Kohlenstoffisotopenverhältnisse deutscher Erdbeeren dargestellt. Zwei Proben Erdbeeren weisen δ 13C-Werte auf, die mit -36,5 ‰. und -45,0 ‰. außerhalb des für C3-Pflanzen üblichen Bereiches liegen. Erfahrungsgemäß entstehen deutlich negative δ 13C-Werte beim Anbau in einem Gewächshaus. Da die Pflanzen Kohlendioxid benötigen, muss in Gewächshäusern Kohlendioxid zugeführt werden. Den Gewächshäusern wird dazu Kohlendioxid aus Gasheizungen zugeführt. Dieses Kohlendioxid hat einen δ 13C-Wert von 40 – 50 ‰. Die Pflanzen verwenden dieses Kohlendioxid für ihre Stoffwechselvorgänge und es resultiert ein im Vergleich zu C3-Pfanzen negativerer δ 13C-Wert. Recherchen zu den beiden auffälligen Proben bestätigten den Befund eines Anbaus im Gewächshaus.
Abb. 2 Diagramm der Kohlenstoff-Isotopenverhältnisse von deutschen Erdbeeren
Mit der Diskriminanzanalyse kann gezeigt werden, wie stark die einzelnen Isotopenverhältnisse untereinander zusammenhängen (Abbildung 3). Die Schwefel- und Wasserstoff-Isotopenverhältnisse korrelieren mit der Funktion 1 und erklären gemeinsam die Trennung der Proben aus Deutschland von denen aus Spanien, Italien und Griechenland. Bei der Funktion 2 korrelieren die Wasserstoff- und Sauerstoff-Isotopenverhältnisse und erklären gemeinsam die Trennung der Proben aus Spanien, Italien und Griechenland von denen aus Deutschland. Korrekt klassifiziert wurden 100 % der ursprünglich gruppierten Fälle (Tabelle 2).
Land | D | ES | GR | I | Gesamt |
---|---|---|---|---|---|
D | 25 | 0 | 0 | 0 | 25 |
ES | 0 | 5 | 0 | 0 | 5 |
GR | 0 | 0 | 2 | 0 | 2 |
I | 0 | 0 | 0 | 2 | 2 |
a: 100,0 % der ursprünglich gruppierten Fälle wurden korrekt klassifiziert.
Fazit
Mit der Stabilisotopenanalyse ist eine Überprüfung der geografischen Herkunft von Erdbeeren sowie die Differenzierung zwischen Freilandanbau und Anbau im Gewächshaus möglich. Um jährliche klimatische Unterschiede und mögliche Veränderungen bei den Anbaubedingungen (Düngung, Gewächshaus) erkennen zu können, ist eine Fortführung der Untersuchungen zur stetigen Erweiterung der Datenlage notwendig.