Untersuchungen von Benzol und Furan in Babynahrung - Untersuchungsergebnisse 2009
Im Jahr 2009 wurden vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) 27 Karottensäfte beziehungsweise karottensafthaltige Getränke sowie elf gemüsehaltige Breie für Säuglinge und Kleinkinder (in Gläschen) auf Benzol untersucht. In 16 dieser Proben wurde darüber hinaus der Furangehalt bestimmt.
Benzol
In 13 Säften (48 %) lag der Benzolgehalt unter der Nachweisgrenze der Analysenmethode (0,5 µg/l). Als höchster Wert wurde 6,4 µg/l gemessen. Die hier dargestellten Daten sind in ihrer Größenordnung vergleichbar mit einer Veröffentlichung des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamtes Karlsruhe (CVUA-Karlsruhe) (siehe Absatz "Literatur").
In den elf vom LGL untersuchten Karotten- und Pastinaken-Breien waren Benzolgehalte zwischen 0,5 und 2,3 µg/kg messbar.
Bewertung der festgestellten Benzolgehalte
Benzol gilt als krebserzeugend und keimzellschädigend. Eine Aufnahmemenge, die als unbedenklich anzusehen wäre, kann daher für Benzol nicht angegeben werden. Die Benzolkonzentration in Lebensmitteln muss folglich durch geeignete Maßnahmen so niedrig wie möglich gehalten werden.
Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass Benzol über karotteneigene Inhaltsstoffe durch die thermische Belastung während des Erhitzungsprozesses gebildet wird. Der Benzolgehalt karottenhaltiger Erzeugnisse könnte daher nur reduziert werden, indem der Prozess der Haltbarmachung optimiert wird. So können beispielsweise die Temperaturen verringert oder die Heißhaltezeiten reduziert werden.
Jedoch ist eine ausreichende Erhitzung von Karottensäften beziehungsweise karottenhaltigen Breien für Säuglinge und Kleinkinder von besonderer Bedeutung, da diese Gruppe noch besonders empfindlich gegenüber Infektionen des Verdauungstraktes reagiert. Denn: Karottensäfte und -pürees sind auf Grund ihres relativ hohen pH-Wertes ohnehin verhältnismäßig leicht verderblich. Deshalb wird die Säuglingsnahrung sterilisiert und ist somit keimfrei. Wenn diese Erhitzungsbedingungen zur Verringerung der Benzolgehalte verändert werden sollen, muss besonders umsichtig gehandelt werden, da mit milderen Temperaturen oder kürzeren Heißhaltezeiten die Infektionsgefahr durch nicht ausreichende Inaktivierung von Mikroorganismen und deren Sporen zunehmen wird.
Verglichen mit der Benzolmenge, die unweigerlich über die Lunge durch die Grundbelastung der Atemluft aufgenommen wird, ist die Benzolaufnahme über Babynahrung, die mit den festgestellten Höchstgehalten im Bereich von 5 µg/l beziehungsweise 5 µg/kg belastet ist, niedrig. Gemessen an der Menge des eingeatmeten Benzols aus der Umwelt dürfte deshalb das durch die Nahrung bedingte zusätzliche Krebsrisiko auch bei Säuglingen und Kleinkindern sehr klein sein.
Furan
Der mittlere Furan-Gehalt in den 16 untersuchten Proben lag bei 18,3 µg/kg. Der im Jahr 2004 vom LGL festgestellte mittlere Wert von 36,3 µg/kg (14 Proben) wird damit praktisch halbiert, der mittlere Wert von 23,3 µg/kg des Jahres 2006 (neun Proben) leicht unterschritten (jeweils Median). Die Daten der Jahre 2004 und 2006 beziehen sich jeweils auf Produkte mit 100 % Gemüsegehalt oder mit Gemüse als überwiegende Zutat.
Aufgrund der bisher ermittelten Untersuchungsergebnisse fällt auf, dass gemüsehaltige Zubereitungen höhere Furangehalte aufweisen als obsthaltige beziehungsweise reine Fleischzubereitungen.
Bewertung der festgestellten Furangehalte
Anhand der Furan-Untersuchungen des LGL zwischen 2004 bis 2009 lässt sich ein Trend hin zu verringerten Gehalten dieses Schadstoffs in gemüsehaltiger Säuglings- und Kleinkindernahrung feststellen. Es ist geplant, diese Tendenz durch weitere umfangreichere Untersuchungen in den nächsten Jahren zu überprüfen. Ohne Frage müssen von Herstellerseite alle Anstrengungen unternommen werden, den Gehalt des als "möglicherweise krebsauslösend für den Menschen" eingestuften Furans (International Agency for Research on Cancer der World Health Organisation (WHO)) weiter zu minimieren.
Zusammenfassung
2009 wurden vom LGL 27 Karottensäfte beziehungsweise karottensafthaltige Getränke sowie elf gemüsehaltige Breie für Säuglinge und Kleinkinder (in Gläschen) untersucht. Von 16 dieser Proben wurde darüber hinaus der Furangehalt bestimmt. Die hier ermittelten Daten sind in ihrer Größenordnung vergleichbar mit Ergebnissen, die vom CVUA Karlsruhe und der Zeitschrift Ökotest berichtet wurden. Unter Berücksichtigung der in den Jahren 2004 und 2006 ermittelten Furanergebnisse fällt auf, dass Babykost mit Gemüse höhere Furangehalte aufweist als Obstzubereitungen oder reine Fleischzubereitungen.
Es gilt als wahrscheinlich, dass sowohl Benzol als auch Furan durch thermische Belastung während der Haltbarmachung gebildet werden und nicht aus den fest verschlossenen Behältnissen, wie Gläschenkost (Konserven), entweichen können.
Höchstwerte für Benzol beziehungsweise Furan existieren derzeit nicht. Beide Stoffe sind aufgrund ihrer potentiellen krebsauslösenden und erbgutverändernden Wirkung insbesondere in Babynahrung unerwünscht. Im Sinne eines vorbeugenden Gesundheitsschutzes für die besonders sensible Verbrauchergruppe sollten geeignete technologische Maßnahmen geprüft werden, wie zum Beispiel Veränderung der Rezeptur oder der Herstellungsverfahren (gegebenenfalls Modifikation der Hitzebehandlung), um die Benzol- beziehungsweise Furangehalte zu reduzieren. Dies darf jedoch nicht zu Lasten der mikrobiologischen Sicherheit der Erzeugnisse gehen.
Literatur
Untersuchung des CVUA (Chemischen und Veterinäruntersuchungsamtes) Karlsruhe:
Lachenmeier, D.W., Reusch, H., Sproll, C., Schoeberl, K., Kuballa, Th. (2008) Occurrence of benzene as a heat-induced contaminant of carrot juice for babies in a general survey of beverages, Food Additives and Contaminants, 1216-1224