Nährstoffkonzentrate und Ergänzungsnahrung – Untersuchungsergebnisse 2007
Nahrungsergänzungsmittel
Nahrungsergänzungsmittel (NEM) sind Lebensmittel, die dazu bestimmt sind, die allgemeine Ernährung zu ergänzen. Sie bestehen aus Konzentraten von einem oder mehreren Nährstoffen oder sonstigen Stoffen mit ernährungsspezifischer oder physiologischer Wirkung und werden in dosierter Form (z. B. Tabletten, Kapseln, Trinkampullen etc.) in den Verkehr gebracht. NEM bedürfen nicht wie Arzneimittel einer Zulassung, aber sie müssen beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit angezeigt werden.
Marktbedeutung
Der Markt für NEM boomt ungebrochen. Vorreiter auf diesem Gebiet waren in den USA die sogenannten "dietary supplements". Die Palette der NEM reicht vom einfachen Vitamin- und Mineralstoffpräparat bis zu Kombinationsprodukten mit teilweise zweifelhaften Zutaten, wie Chitosan zur Fettadsorption, sekundären Pflanzenstoffen zum Oxydationsschutz für die menschliche Zelle oder Glucosaminsulfat und Chondroitinsulfat zum Aufbau der Kniegelenke. NEM werden sowohl im Lebensmittelhandel einschließlich der großen Handelsketten, in Apotheken und Drogerien, aber auch auf Kaffeefahrten oder im Internet angeboten. Immer wieder kommt es zu Verbraucherbeschwerden, da z. B. auf Kaffeefahrten weit überteuerte Produkte mit irreführender Werbung angepriesen werden.
Beanstandungen
Wie schon in den letzten Jahren ist die Beanstandungsquote bei dieser vielfältigen Produktgruppe sehr hoch. Sie bewegt sich nach wie vor zwischen 30 und 50 %. Die hauptsächlichen Beanstandungsgründe waren irreführende Angaben, unzulässige krankheitsbezogene Aussagen, unzulässige schlankheitsbezogene Hinweise, Zusätze pflanzlicher Zutaten, die in Arzneimitteln Verwendung finden sowie der Einsatz nicht zugelassener Zusatzstoffe.
NEM mit Mineralstoffen und Spurenelementen
NEM mit Zusatz von Mineralstoffen und Spurenelementen werden immer wieder beanstandet, wenn nicht zugelassene Mineralstoffquellen wie z. B. Kieselerde, Sango-Korallen-Pulver, Mineralerden oder so genanntes "Heilmoor" eingesetzt werden. Im Berichtzeitraum wurden schwerpunktmäßig in NEM die Gehalte an Zink, Chrom und Selen überprüft, da diese Stoffe bei Überdosierung gesundheitlich nicht unbedenklich sind. Am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) konnten jedoch keine überhöhten Gehalte festgestellt werden.
Untersuchung von anabol-androgenen Steroiden in NEM
In den vergangenen Jahren wurde in mehreren Studien festgestellt, dass NEM mit anabol-androgenen Steroiden belastet sein können. Diese Steroide bergen bei Aufnahme über einen längeren Zeitraum hinweg oder in hohen Dosen aufgrund der bekannten Nebenwirkungen ein erhebliches Gesundheitsrisiko. Der Zusatz von Anabolika zu NEM ist in Deutschland verboten. Bei Sportlern kann der Konsum belasteter NEM zudem zu einem positiven Doping-Ergebnis führen.
In den Jahren 2005 und 2006 wurden im Rahmen eines Forschungsprojektes zahlreiche NEM auf die verbotene Substanzklasse hin untersucht. Es wurde dafür eine Methode entwickelt, mit der 16 nach bestimmten Kriterien ausgesuchte Steroide analysiert werden können.
Im Berichtsjahr 2007 hat das LGL Folgeuntersuchungen zu diesem Projekt durchgeführt. Dabei wurden schwerpunktmäßig NEM analysiert, die über das Internet bestellt werden können und so für jedermann frei verfügbar sind. Bei allen ausgesuchten NEM wurde auf der entsprechenden Internetseite mit einem schnellen Muskelzuwachs geworben. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat für solche Muskelaufbaupräparate eine Warnung herausgegeben (siehe Link im rechten Kasten).
Bei den fünf untersuchten Proben handelt es sich um ein Creatin-Präparat, ein Misch-Präparat v. a. mit Tribulus Terrestris, Mineralstoffe und Isoflavone, ein Aminosäure-Präparat, ein Präparat mit hauptsächlich Maca, Chrom, Zink und Avena Sativa sowie ein sogenanntes "BCAA"-Präparat mit verzweigtkettigen Aminosäuren.
Bei den Proben aus dem Internet konnte keines der 16 anabol-androgenen Steroide nachgewiesen werden.
Weiterhin kam es zur Untersuchung von zwei Beschwerdeproben, bei denen der Verdacht auf das Vorhandensein von Anabolika bestand. Dabei handelte es sich um ein Präparat mit reinem Creatin-Monohydrat und ein Präparat mit Extrakten aus der Maca-Pflanze, bei dem auf dem Etikett für "mehr Muskeln" geworben wird.
Auch bei den Beschwerdeproben konnte keines der 16 anabol-androgenen Steroide nachgewiesen werden.
Für 2008 sind weitere Überprüfungen von verdächtigen NEM aus dem Internet geplant.
Trend
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der Markt der NEM weiterhin unvermindert boomt. Sie stellen aber nach wie vor eine problematische Produktgruppe mit einer unvermindert hohen Beanstandungsquote dar und bedürfen daher auch zukünftig einer intensiven Kontrolle durch die Lebensmittelüberwachung.