Pressemitteilung
04.07.2017
Nr. 21/17
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
Jahresbericht 2016: Sichere Lebensmittel, Vogelgrippe, Präventionsarbeit in Bayern
2016 untersuchte das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) knapp 70.000 Proben von Lebensmitteln, Bedarfsgegenständen, kosmetischen Mitteln und Tabakwaren. Experten des LGL waren zudem an der Aufklärung eines deutschlandweiten Listerioseausbruches durch Fleisch- und Wurstwaren sowie vegetarische Produkte eines bayerischen Herstellers beteiligt. Daneben begleitete das LGL intensiv die ab Herbst 2016 in Bayern ausgebrochene Geflügelpest. Darüber hinaus schloss das Landesamt ein wichtiges Forschungsprojekt zu Mineralölrückständen in Lebensmitteln ab und engagierte sich in zahlreichen Projekten, um die Gesundheitsstandards in Bayern auch zukünftig auf hohem Niveau zu halten. Dies alles geht aus dem LGL-Jahresbericht hervor, der heute im Bayerischen Landtag vorgestellt wurde.
Insgesamt wurden bei den knapp 70.000 untersuchten Proben nur 0,3 Prozent wegen gesundheitlicher Risiken beanstandet. „Die Beanstandungsquote liegt auf dem Niveau der Vorjahre, die Sicherheit unserer Lebensmittel war damit auch 2016 hoch“, kommentiert Dr. Andreas Zapf, Präsident des LGL.
Nachweis des Zusammenhangs von Erkrankungsfällen und einem Lebensmittel gelungen
Das LGL trug durch seine Expertise maßgeblich zu der Aufklärung von Listeriose-Erkrankungen bei, die seit November 2012 gehäuft in Süddeutschland beobachtet wurden. Das LGL hat dabei zu jeder Zeit die wissenschaftlich erforderlichen Schritte umgehend eingeleitet, um den Vollzugsbehörden die notwendige Wissensbasis so früh wie möglich zur Verfügung zu stellen. So hat das LGL im März 2016 bei einer Lebensmittelprobe eine überhöhte Menge an Listerien festgestellt. Bereits zu diesem Zeitpunkt wurden erste behördliche Maßnahmen ergriffen. Im Zuge der weiteren Untersuchungen fand eine enge Zusammenarbeit mit dem Nationale Referenzlabor (NRL) beim Bundesamt für Risikobewertung (BfR) statt. „Die Zuordnung eines Lebensmittels zu den deutschlandweit vorkommenden Erkrankungsfällen stellte einen wichtigen Schritt bei der Ausbruchsaufklärung dar. Im vorliegenden Fall wurden dazu auch neuartige Untersuchungsmethoden angewandt, um mit hoher Wahrscheinlichkeit die Quelle der Erkrankungen zu identifizieren“, betont Zapf. Im weiteren Verlauf der Untersuchungen konnten die Behörden auch bei anderen Produkten des Unternehmens Listerien feststellen, die mit dem Feintypmuster des Ausbruchsgeschehens übereinstimmten. Die Öffentlichkeit wurde vor dem Verzehr der Produkte gewarnt, die am Markt befindliche Ware zurückgerufen und die Firma durfte keine Ware mehr in den Verkehr bringen.
Vogelgrippe in Bayern erfolgreich bekämpft
Neben Untersuchungen im Rahmen der Tierseuchenbekämpfung wie Tuberkulose oder Tollwut waren die Fachleute des LGL auch im Bereich der Tiergesundheit gefordert, als auch Bayern ab November 2016 von der Geflügelpest mit dem hochpathogenen Virusstamm H5N8 betroffen war. Das LGL untersuchte vor diesem Hintergrund noch im Jahr 2016 Proben von 765 verendeten Wildvögeln. „Diese fachliche Diagnostik am LGL unterstützte das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz und die Kreisverwaltungsbehörden dabei, adäquate Maßnahmen zur Eindämmung der Geflügelpest ergreifen zu können“, sagt Zapf.
Forschungsprojekt Mineralölrückstände in Lebensmitteln
2016 schloss das LGL außerdem ein Forschungsprojekt zu Mineralölrückständen in Lebensmitteln ab, das Grundlagen für weitere Schritte auf europäischer Ebene liefern soll. 53 verschiedene Lebensmittel, darunter Reis, Müsli oder Backmischungen, wurden auf so genannte MOSH (mineral oil saturated hydrocarbons, gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe) und MOAH (mineral oil aromatic hydrocarbons, aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe) untersucht. Die Ergebnisse zeigen im Vergleich zu Untersuchungen aus dem Jahr 2010 Verbesserungen: 48 der 53 beprobten Verpackungen waren so aufgebaut, dass ein Übergang von Mineralöl auf das Lebensmittel minimiert oder ganz verhindert wird. MOSH konnten zwar in 40 Lebensmitteln nachgewiesen werden, jedoch in so geringer Konzentration, dass sie nach derzeitigen Erkenntnissen gesundheitlich unbedenklich sind. MOAH, für die derzeit europaweit noch keine abschließende toxikologische Bewertung vorliegt, wurden in 14 Lebensmitteln gefunden. Einen gesetzlichen Grenzwert für Mineralölrückstände in Lebensmitteln gibt es derzeit noch nicht. Die im Rahmen des Forschungsprojekts ermittelten Werte werden in das EU-Monitoring-Projekt für europäische Grenzwerte einfließen.
Langfristige Ziele: Prävention und gesundheitliche Chancengleichheit
Besonderes Augenmerk im Bereich der Gesundheit galt 2016 der Präventionsarbeit. So wurde z. B. im Rahmen des Schwerpunktthemas „Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen“ vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege gemeinsam mit dem Bayerischen Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung und dem Bezirkskrankenhaus Augsburg die Ausstellung „Kindersprechstunde“ konzipiert. Zudem wurde das Schwerpunktthema in mehreren Veranstaltungen aufgegriffen, die das LGL plante und organisierte, unter anderem zu Borderline-Störungen. Darüber hinaus stieß die regelmäßig stattfindende Ausstellung „Klang meines Körpers“, die sich mit Essstörungen auseinandersetzt, erneut auf besonders viel Resonanz. „In den vergangenen zehn Jahren konnten damit bereits über 57.000 Schüler erreicht werden“, ergänzt Zapf.
Weiterhin waren Migration und Integration auch 2016 ein Thema. Im Fokus standen Maßnahmen, um die gesundheitliche Chancengleichheit für Kinder mit Migrationshintergrund langfristig zu sichern. Hierbei engagierte sich das LGL mit Tagungen und erstellte Fachpublikationen, die auch weiterhin an die Bedürfnisse der pädagogischen Fachkräfte angepasst werden.
Weitreichende Aufgaben des LGL
Das LGL erfüllte darüber hinaus viele weitere Aufgaben in den Bereichen Lebensmittelsicherheit, Gesundheit, Tiergesundheit sowie Arbeitsschutz und Produktsicherheit. Dazu gehörten beispielsweise das Engagement am Verbundprojekt Elektronisches Polleninformationsnetzwerk oder die Mitarbeit bei der Aufdeckung eines internationalen Lebensmittelbetrugs bei Olivenöl.
Der vollständige Jahresbericht 2016 steht unter www.lgl.bayern.de zum Download zur Verfügung.