Pressemitteilung
02.10.2024
Nr. 33/2024
Gesundheit
Zweites LGL-Monitoring auf PFAS abgeschlossen - erneut keine Hinweise auf eine erhöhte Belastung in der Bevölkerung
In acht bayerischen Regionen wurden neben Blutspendeproben unter anderem auch Trinkwasser und Lebensmittel auf PFAS untersucht. Dabei wurde kein Unterschied zwischen je vier Regionen mit und ohne bekannten Umwelteintrag von PFAS festgestellt. Eine relevante Aufnahme von PFAS über Trinkwasser oder Lebensmittel kann für die Bevölkerung in allen untersuchten Regionen ausgeschlossen werden.
Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ging im Rahmen eines Monitorings der Frage nach, inwieweit sich in der Umwelt vorhandene per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) in den Blutwerten der Bevölkerung widerspiegeln. PFAS sind langlebige chemische Verbindungen, die in Industrie- und Konsumprodukten verwendet werden und die sich im Falle eines Umwelteintrags in Organismen anreichern können. Dabei ist die Verwendung der Leitsubstanzen Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) und Perfluoroctansäure (PFOA) mittlerweile weitgehend verboten. Für die Untersuchung wurden über 1.000 anonyme Blutproben aus vier bayerischen Regionen mit bekanntem PFAS-Eintrag in der Umwelt mit Blutproben aus vier anderen Regionen, bei denen keine Hinweise auf einen PFAS-Eintrag vorliegen, verglichen. Das Ergebnis des nun vorliegenden Abschlussberichts: Für die betrachteten Regionen mit bekanntem PFAS-Eintrag zeigt sich im Vergleich mit den entsprechenden Kontrollregionen insgesamt keine erhöhte innere Belastung der dortigen Bevölkerung.
Das aktuell durchgeführte Monitoring in den acht Regionen knüpft an das Forschungsprojekt zum Monitoring von PFAS in Blutproben aus sechs ausgewählten Gebieten in Bayern an (siehe 2022 veröffentlichter Abschlussbericht als PDF) und erweitert damit die Datenlage zum Thema PFAS für Bayern. Schon bei dieser ersten Auswertung ergaben sich insgesamt keine erhöhten PFAS-Gehalte in Blutproben aus den Regionen, in denen es zu einem Eintrag von PFAS in die Umwelt kam im Vergleich mit den entsprechenden Kontrollregionen (siehe auch Zusammenfassung der Ergebnisse).
Auch verschiedene Lebensmittel wie Hühnereier oder Honig wurden untersucht
In der aktuellen Folgeauswertung wurden nun Daten aus Giebelstadt, Eschenbach, Forchheim und Eggenfelden (Regionen mit bekanntem PFAS-Umwelteintrag) erhoben und den entsprechenden Daten aus Ochsenfurt, Weiden, Bamberg und Landshut (Regionen ohne bekannten PFAS-Eintrag) gegenübergestellt. Je Region wurden 160 Blutproben auf neun verschiedene PFAS untersucht, insgesamt waren es 1.280 Blutproben. Im Rahmen des One-Health-Ansatzes wurden zusätzlich unter anderem Trinkwasser sowie lokal produzierte Lebens- und Futtermittelproben wie z. B. Hühnereier, Honig oder Gerste auf PFAS beprobt, um Rückschlüsse auf mögliche Belastungsquellen für Menschen ziehen zu können.
Bei den Blutproben aus den acht Regionen lagen die Mediane der gemessenen PFOS- und PFOA-Gehalte deutlich unter dem jeweiligen Vorsorge- oder Zielwert der Humanbiomonitoring-Kommission am Umweltbundesamt (HBM-I-Wert). Für PFOS wurden die entsprechenden Maßnahmenwerte (HBM-II-Werte) lediglich bei sechs Proben aus drei Regionen mit bekanntem PFAS-Eintrag sowie aus einer Region ohne bekanntem PFAS-Eintrag überschritten. Für PFOA war eine Überschreitung nur bei zwei der Proben aus einer Region mit bekanntem PFAS-Eintrag feststellbar. Die übrigen Stoffe lagen in allen Blutproben entweder unter der Bestimmungsgrenze oder waren nur in sehr geringen Konzentrationen nachweisbar.
Im Trinkwasser ergaben sich beim LGL-Monitoring lediglich in einem Gebiet ohne bekanntem PFAS-Eintrag Nachweise von PFAS. Diese gemessenen Gehalte lagen jedoch meist nur knapp über der analytischen Bestimmungsgrenze und damit sowohl weit unter den toxikologisch begründeten Trinkwasserleitwerten des Umweltbundesamtes, als auch unter den ab Januar 2026 in der EU bzw. ab 2028 zusätzlich in Deutschland geltenden Grenzwerten für PFAS in Trinkwasser.
In den Zufallsstichproben regionaler Lebensmittel konnte das LGL lediglich in zwei Proben Schweinefleisch aus zwei Regionen (eine Region mit und eine Region ohne bekannten PFAS-Eintrag) jeweils geringe Gehalte an Perfluorbutansäure (PFBA) bestimmen. Da diese Substanz wesentlich schneller wieder aus dem menschlichen Körper ausgeschieden wird als zum Beispiel PFOA oder PFOS, wäre nach derzeitiger Datenlage auch im Falle eines Verzehrs des beprobten Fleisches keine negative Wirkung auf die Gesundheit zu erwarten.
Bei weiteren sieben Proben wies das LGL Gehalte an unterschiedlichen PFAS nach, die jedoch so gering waren, dass ein genauer Wert nicht mit ausreichender Sicherheit angegeben werden konnte.
Die in den untersuchten Futtermitteln nachgewiesenen PFAS-Gehalte unterschieden sich zwischen den Regionen kaum und sind insgesamt als niedrig anzusehen.
Fazit: Für die Bevölkerung in allen untersuchten Regionen kann eine flächendeckende Aufnahme von PFAS über Trinkwasser oder Lebensmittel ausgeschlossen werden.
Die Ergebnisse des Monitorings stützen damit die Ergebnisse des zuletzt durchgeführten LGL-Monitorings in den sechs ausgewählten bayerischen Regionen und Beobachtungen aus anderen Gebieten. Sie zeigen generell, dass PFAS-Einträge in der Umwelt (Grundwasser, Pflanzen, Tiere) für die innere Belastung der Allgemeinbevölkerung nicht relevant sind. Der vollständige Bericht ist auf der Homepage des LGL veröffentlicht.
Unabhängig davon bietet das LGL seit dem Jahr 2018 allen Bürgerinnen und Bürgern eine umweltmedizinische Beratung zum Thema PFAS an. Die diesbezügliche LGL-Infoline ist Mo, Di, Mi und Fr von 9.00–12.00 Uhr sowie Do von 13.00–16.00 Uhr unter der Rufnummer 09131-6808-2497 erreichbar, alternativ per E-Mail an pfc@lgl.bayern.de. Weiterhin stellt das LGL auf seiner Homepage umfangreiche Fachinformationen zu diesem Thema zur Verfügung.