Pressemitteilung

11.07.2023
Nr. 26/2023

LGL-Jahresbericht 2021/2022

Überwachung von Viren, Bewältigung von klimabedingten Herausforderungen für die Gesundheit und Präventionsarbeit zu Cannabis bei Jugendlichen - LGL berichtet über die vergangenen zwei Jahre

Auch in den Jahren 2021 und 2022 stellte die Bekämpfung der Corona-Pandemie einen wesentlichen Tätigkeitsschwerpunkt des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) dar. So untersuchten LGL-Expertinnen und Experten unter anderem rund 190.000 Proben auf SARS-CoV-2 und etablierten ein Monitoring für die künftige Überwachung von SARS-CoV-2 und anderen Viren. Darüber hinaus erarbeiteten LGL-Fachleute Maßnahmen und Anpassungsstrategien für die Auswirkungen des Klimawandels auf die menschliche Gesundheit, forschten zur Prävention zeckenübertragener Erkrankungen, erarbeiteten Konzepte und Maßnahmen zur Cannabisprävention an Schulen und setzten diese um. Diese und weitere Themen finden sich im LGL-Jahresbericht 2021/2022, der heute im Bayerischen Landtag dem Ausschuss für Gesundheit und Pflege vorgestellt wurde. 

„Auch wenn sich die epidemiologische Situation von COVID-19 geändert hat und heute weniger schwere Verläufe zu erwarten sind, können Virusinfektionen auch künftig zu einer Belastung des Gesundheitssystems führen. Dafür hat das LGL während der Pandemie ein dreisäuliges Surveillance-System entwickelt. Es umfasst einerseits das Bayerische Netzwerk der Sentinel-Praxen, bestehend aus 200 Arztpraxen, die Atemwegserkrankungen erfassen und so bei der Überwachung der Verbreitung von Krankheitserregern mitunterstützen, andererseits das universitäre Verbundprojekt Bay-Voc, das die zirkulierenden Virusvarianten beobachtet und schließlich das Abwassermonitoring, das das Virus-Vorkommen in der Bevölkerung losgelöst von der direkten Testung infizierter Personen ermöglicht. Künftig können so schneller und vor allem mehr Informationen über Erreger wie Influenzaviren oder SARS-CoV-2 gewonnen werden“, erklärte Prof. Christian Weidner, Präsident des LGL. Im Kampf gegen die Corona-Pandemie untersuchte das LGL außerdem im Berichtszeitraum rund 33.000 Proben zur Bestimmung der vorherrschenden SARS-CoV-2-Virusvarianten, unterstützte und beriet die Gesundheitsämter fachlich, z. B. zur Sicherstellung der Hygiene und des Infektionsschutzes in Alten- und Pflegeheimen, und stellte die landesweite Koordinierungsstelle für die Krankenhausbelegung in Bayern. 

Bereits spürbar: Klimawandel und seine Auswirkungen auf die Gesundheit
Eine aktuelle und zukünftige Herausforderung für die Gesundheit stellt der Klimawandel dar. Daher wurde im Jahr 2021 die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Gesundheitsschutz im Klimawandel (LAGiK) gegründet, zu der unter anderem Verbände und universitäre Einrichtungen gehören, und die vom LGL koordiniert wird. Ziel des Netzwerkes ist, die bayerischen Bürgerinnen und Bürger besser auf die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels vorzubereiten und vor allem die besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen zu schützen. Darüber hinaus entwickelten Fachleute des LGL eine umfangreiche Toolbox, um Kommunen bei der Entwicklung von Maßnahmen zur Abmilderung der gesundheitlichen Folgen von Hitzewellen zu unterstützen, und starteten verschiedene Forschungsprojekte, die sich mit Folgen des Klimawandels auf die Gesundheit befassen. Untersucht werden z. B. der Zusammenhang zwischen Pollenkonzentration und Symptomen bei Allergikern durch Datenerfassung mittels App oder die Machbarkeit eines bayerischen Stechmückenmonitorings. 

Im Zusammenhang mit dem Klimawandel steht auch die Ausbreitung von Zecken und die von ihnen auf den Menschen übertragenen Erkrankungen wie Lyme-Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Die zur Prävention zeckenübertragener Krankheiten in Süddeutschland am LGL durchgeführte Tick-Borne-Disease-Prevention-Studie (TBD-Prev-Studie) hatte das Ziel, Wissenslücken, Impfhindernisse und bestehenden Bedarf an Informationsmaterialien zu zeckenübertragenen Krankheiten sowie zur Prävention zu identifizieren. „Es zeigte sich, dass nahezu alle teilnehmenden Ärztinnen und Ärzte FSME-Impfungen anbieten und sich bezüglich zeckenübertragener Erkrankungen und der FSME-Impfung gut informiert fühlen. Dagegen könnte etwas häufiger aktiv zur FSME-Auffrischungsimpfung aufgerufen werden, woran es künftig anzusetzen gilt“, resümierte Prof. Weidner. 

Cannabisprävention in bayerischen Schulen
In der Präventionsarbeit stand neben der HIV-, Tabak- sowie Alkoholprävention besonders Cannabis im Fokus. Der Konsum von Cannabis, der weltweit am häufigsten zugeführten illegalen Droge, ist besonders im Jugend- und jungen Erwachsenenalter mit erheblichen gesundheitlichen und sozialen Risiken verbunden. Präventionsfachleute des am LGL ansässigen Bayerischen Zentrums für Prävention und Gesundheitsförderung (ZPG) entwickelten im Rahmen des gleichnamigen Projekts ein Konzept zur „Cannabisprävention an bayerischen Schulen“, das neben Schülerinnen und Schülern die gesamte Schulfamilie einbezieht. Eine zentrale Maßnahme ist das Angebot von Schulungen für den Präventionsworkshop „Cannabis – quo vadis?“ sowie die Qualifizierung von Moderatorinnen und Moderatoren für die Umsetzung der Workshops. Das Ziel ist, Jugendliche und junge Erwachsene für die Risiken zu sensibilisieren und Abstinenz zu fördern. „Da Kommunen den Präventionsbedarf in diesem Bereich alleine kaum bewältigen können, müssen auch Schulen befähigt werden, ihre Schülerinnen und Schüler für die Risiken des Cannabiskonsums zu sensibilisieren. Hier setzen wir mit unseren Präventionsmaßnahmen und -angeboten an“, erklärte Prof. Weidner. 
Die bayerischen Initiativen zur Cannabisprävention in den Schulen sind in ihrem Umfang und Intensität bundesweit einmalig.

Weiterführende Informationen zu den Tätigkeitsschwerpunkten des LGL in den Jahren 2021 und 2022 sind im LGL-Jahresbericht abrufbar unter www.lgl.bayern.de/publikationen/jb22_index.htm

Hinweis: Am 6. Juli 2023 stellte das LGL dem Ausschuss für Umwelt und Verbraucherschutz des Bayerischen Landtags verschiedene Verbraucherschutzthemen aus dem LGL-Jahresbericht vor. Die zusammenfassende Pressemitteilung ist hier abrufbar.


Über das LGL
Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ist die zentrale Fachbehörde des Freistaats Bayern für Lebensmittelsicherheit, Gesundheit, Veterinärwesen und Arbeitsschutz/Produktsicherheit. Als interdisziplinäre, wissenschaftliche Fachbehörde verfolgt das LGL in seinem Handeln stets den „One-Health-Ansatz“ – denn nur gesunde Tiere liefern gesunde Lebensmittel, und nur eine gesunde Umwelt ermöglicht körperliches, geistiges und soziales Wohlergehen.
Im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung umfassen die Aufgaben des LGL die Untersuchung und rechtliche Beurteilung von Lebensmitteln einschließlich der toxikologischen Risikobewertung bedenklicher Inhaltsstoffe. Das LGL sieht sich dabei als Dienstleister im Bereich der Lebensmittelsicherheit, um die bayerische Bevölkerung vor gesundheitlichen Risiken sowie vor Irreführung und Täuschung zu schützen.