Pressemitteilung
29.06.2023
Nr. 24/2023
Gesundheit
Antikörperbestimmung im Landkreis Altötting: PFOA-Belastung ohne Einfluss auf die Immunantwort
SARS-CoV-2, Diphtherie und Tetanus: Antikörperbestimmung im Rahmen des Humanbiomonitorings (HBM) im Landkreis zeigt keinen Zusammenhang zwischen PFOA-Gehalten und Immunantwort
Die erhöhten PFOA-Gehalte im Blut bei Teilen der Bevölkerung im Landkreis Altötting haben keine Auswirkungen auf die Corona-Immunantwort. Das zeigt eine Untersuchung des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Konkret gibt es den jetzt vorliegenden Ergebnissen zufolge keinen Zusammenhang zwischen der Höhe der PFOA-Gehalte im Blut und der Menge der SARS-CoV-2-Antikörper. Dies gilt auch für die ebenfalls erfolgte Diphtherie- und Tetanus-Antikörperbestimmung. Die Immunantwort gegen Diphtherie und SARS-CoV-2 hängt hingegen maßgeblich vom Alter ab: je älter die Person, desto schwächer deren Immunantwort. Als weiteres Resultat der Blutanalyse zeigte sich, dass die Diphtherie-Impfquoten im Landkreis noch verbesserungswürdig sind.
Die Antikörperbestimmung war ein Bestandteil der Wiederholung des Humanbiomonitorings (HBM) im Landkreis Altötting. Sie wurde ergänzend im Rahmen des HBM durchgeführt, da wissenschaftliche Studien über eine verringerte Impfantikörperbildung bei Personen mit erhöhten PFOA-Gehalten im Blut berichten. Die Studienlage ist hier uneinheitlich.
Um zu untersuchen, ob die PFOA-Belastung einen Einfluss auf die Immunantwort hat, wurden die untersuchten Personen in zwei Gruppen eingeteilt: Untersuchungsteilnehmende mit PFOA-Werten unter und über dem HBM-II-Wert (dieser Wert gibt die Konzentration an, bei deren Überschreitung Maßnahmen zur Verringerung der PFOA-Belastung der Bevölkerung durchzuführen sind – dies erfolgte im Landkreis Altötting mit der Sanierung der Trinkwasserversorgung). Während es bei der Diphtherie- und Tetanusimpfung bereits etablierte Werte für Antikörper im Blut gibt, bei denen von einem bestehenden Immunschutz ausgegangen werden kann, liegt für SARS-CoV-2 derzeit kein solcher Schwellenwert vor. Somit konnte bei SARS-CoV-2 nur die Menge der Antikörper erfasst und unter den beiden Probandengruppen verglichen werden.
Die Ausprägung des Immunschutzes in Bezug auf Tetanus und Diphtherie zeigte keinen Zusammenhang mit den PFOA-Gehalten im Blut. Hingegen sinkt der Diphtherie-Immunschutz mit steigendem Alter deutlich über beide Gruppen hinweg betrachtet. Diese Resultate stimmen mit Ergebnissen aus anderen Studien überein, die ebenfalls von einer Abnahme der Leistungsfähigkeit des Immunsystems mit zunehmendem Alter berichten.
Zudem zeigten die Antikörper-Analysen, dass ein ausreichender Immunschutz bei 92% der untersuchten Personen für Tetanus vorlag, jedoch konnte dieser nur bei 48% der Personen hinsichtlich Diphtherie nachgewiesen werden. Die ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt in Bezug auf Diphtherie neben der Grundimmunisierung auch regelmäßige Auffrischungsimpfungen im Erwachsenenalter. Die Untersuchungsteilnehmerinnen und -teilnehmer sind bereits durch ein Befundschreiben darüber informiert worden, ob im Einzelfall nach Rücksprache mit dem Hausarzt eine Auffrischungsimpfung empfohlen wird.
Bei den Betrachtungen zu SARS-CoV-2 zeigte sich bei nahezu allen Teilnehmenden grundsätzlich ein hoher Antikörperspiegel. Hierbei dürfte die Höhe des Antikörperspiegels im Wesentlichen mit der zeitlichen Nähe zwischen Blutentnahme und COVID-19-Impfung bzw. -Infektion stehen. Signifikante Unterschiede bei der Menge der Antikörper zwischen Teilnehmenden mit PFOA-Gehalten unter und über dem HBM-II-Wert wurden hingegen nicht festgestellt; ein Zusammenhang zwischen der Höhe der PFOA-Gehalte im Blut und negativen Auswirkungen auf die Antikörpermenge ist daher auch hier nicht erkennbar. Wie bei der Betrachtung der Diphtherie-Immunantwort nehmen die Antikörpermengen gegen SARS-CoV-2 mit steigendem Alter deutlich ab.
Der Endbericht, der neben der Auswertung der PFOA-Blutgehalte auch die Aufstellung der Antikörper beinhalten wird, wird vom LGL voraussichtlich im Laufe des Jahres veröffentlicht.
Hintergrundinformationen: HBM in Altötting
Die Wiederholung des HBM im Landkreis Altötting im Jahr 2022 ergab, dass die PFOA-Gehalte im Blut der Teilnehmerinnen und Teilnehmer seit dem Jahr 2018 durchschnittlich um mehr als die Hälfte gesunken sind. Die Ergebniszusammenfassung (inkl. Erläuterung des HBM-II-Wertes) ist hier zu finden. Der Zwischenbericht, der die Ergebnisse der HBM-Folgeuntersuchung mit Aufteilung nach Wasserversorgern im Landkreis Altötting beinhaltet, ist hier verfügbar.
Probanden sowie Bürgerinnen und Bürger aus dem Landkreis Altötting, die nicht am HBM teilnahmen, können zudem jederzeit eine umweltmedizinische Beratung des LGL zum Thema PFAS in Anspruch nehmen. Die Kontaktdaten der PFC-Infoline am LGL sind hier zu finden.
FAQ zum PFOA in Altötting sind an dieser Stelle abrufbar. Weiterführende Informationen zum Thema Umweltkontamination durch Freisetzung von PFOA im Landkreis Altötting sind hier zu finden.
Über das LGL
Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ist die zentrale Fachbehörde des Freistaats Bayern für Lebensmittelsicherheit, Gesundheit, Veterinärwesen und Arbeitsschutz/Produktsicherheit. Als interdisziplinäre, wissenschaftliche Fachbehörde verfolgt das LGL in seinem Handeln stets den „One-Health-Ansatz“ – denn nur gesunde Tiere liefern gesunde Lebensmittel, und nur eine gesunde Umwelt ermöglicht körperliches, geistiges und soziales Wohlergehen.
Daher sind am LGL verschiedene Fachgebiete bewusst unter einem Dach vereint. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen z. B. aus der Lebensmittelchemie, Human- und Veterinärmedizin, aus den verschiedenen Ingenieurswissenschaften, Physik, Psychologie, Ökotrophologie, Chemie oder Biologie. Sie arbeiten über Fachgrenzen hinweg zusammen und betrachten Sachverhalte aus verschiedenen Blickwinkeln.