Pressemitteilung
28.11.2014
Nr. 37/14
Lebensmittelsicherheit
130 Jahre staatliche Wein- und Lebensmitteluntersuchung in Würzburg im Dienste des Verbraucherschutzes
Die Dienstelle Würzburg des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) hat ihr 130-jähriges Bestehen gefeiert. Der Leiter der LGL-Dienststelle Würzburg, Dr. Norbert Christoph, gab in einem Vortrag einen Rückblick auf die 130 Jahre staatliche Wein- und Lebensmitteluntersuchung in der Residenz-Stadt im Dienste des Verbraucherschutzes. Auch die aktuellen Aufgaben der Dienststelle erläuterte er.
Die Behörde kann in diesem Jahr auf 130 Jahre staatliche Wein- und Lebensmitteluntersuchung zurückblicken. Am 1. März 1884 wurde das Amt als „Königliche Untersuchungsanstalt für Nahrungs- und Genußmittel zu Würzburg“ gegründet. Zunächst beheimatet in der Koellikerstraße 2 und nach der Zerstörung des Gebäudes am 16. März 1945 notdürftig untergebracht im Luitpoldkrankenhaus, erfolgte im Juni 1951 der Einzug in den Roten Bau, Theaterstraße 23 als „Staatlich Chemische Untersuchungsanstalt“. 1974 erhielt die Dienststelle wieder einen neuen Namen, sie wurde die Abteilung VI des „Landesuntersuchungsamtes für das Gesundheitswesen Nordbayern“, kurz LUA. 1995 zog das Amt dann an den heutigen Standort in der Luitpoldstraße 1, die ehemals „Staatliche Bakteriologische Untersuchungsanstalt“ an der Friedensbrücke. Seit 2002 gehört die Dienststelle Würzburg zum LGL. So änderten sich Namen, Zeiten und Untersuchungsaufgaben, doch der Schwerpunkt auf dem Thema Wein blieb in der Residenz-Stadt bis heute erhalten und so war und ist die Dienststelle vor allen in den Weinkreisen Unterfrankens bestens bekannt.
Zunächst wurden zum Schutz des Verbrauchers in der Würzburger Dienststelle alle Lebensmittel für Unterfranken untersucht. Nach 1974 mussten viele Aufgaben in die Zentrale des LUA Nordbayern in Erlangen verlagert werden. Heute ist das Expertenteam der Dienststelle Würzburg mit 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verantwortlich für die Untersuchung und Beurteilung von jährlich mehr als 10.000 sogenannten Planproben von Weinen, Bieren, Spirituosen, Fruchtsäften, alkoholfreien Erfrischungsgetränken sowie Essig, Konfitüren und Aromen, die von der amtlichen Lebensmittelüberwachung bei Herstellern oder im Einzelhandel in ganz Bayern entnommen werden. Nach Analyse der Proben mit modernsten Geräten durch die chemisch-technischen Assistenten und Chemielaboranten werden die Untersuchungsergebnisse von staatlich geprüften Lebensmittelchemikern bewertet. Wenn ein Produkt aufgrund seiner Zusammensetzung oder Kennzeichnung nicht den Vorschriften entspricht, schicken die Experten ein Gutachten an die Kreisverwaltungsbehörde. Während bei den untersuchten Weinen oder Fruchtsäften die Beanstandungsquoten 2013 bei weniger als 4 % lagen, wurde rund ein Drittel der Spirituosen beanstandet.
Die Würzburger Dienststelle hat seit 130 Jahren vor allem eine nicht nur in Franken sondern auch national und international anerkannte Kompetenz in der Weinanalytik. Eine wichtige Aufgabe ist dabei seit 1971 die chemisch-physikalische Untersuchung aller bayerischen Prädikatsweine im Rahmen der amtlichen Qualitätsweinprüfung für die Regierung von Unterfranken. In den 130 Jahren wurden auch sehr viele anerkannte wissenschaftliche Forschungsergebnisse veröffentlicht sowie praxisorientierte Verfahren entwickelt, wie die Analysenmethoden von Dr. Rebelein in den 1970er Jahren, die noch heute als einfache Schnellmethoden zur Weinuntersuchung eingesetzt werden. Ebenfalls wurden im Amt die Ursachen der immer wieder problematischen untypischen Alterungsnote von Wein aufgedeckt und in Kooperation mit der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Verfahren zu deren Vermeidung entwickelt. Seit 1993 ist die Dienststelle Würzburg neben dem Untersuchungsamt in Speyer die einzige amtliche Untersuchungsstelle, die ein Kernresonanzspektrometer für die Wein- und Getränkeuntersuchung hat. Mit dem „Wein-Kernspintomograph“ kann die Authentizität von Wein und anderen Getränken sehr viel besser überwacht und Wässerung, Rübenzucker oder falsche Angaben der Herkunft und Qualität sicher festgestellt werden. Neu entwickelte Verfahren mit diesem Gerät ermöglichen nun sogar den Nachweis von Holzchips in Wein oder eine Unterscheidung von ökologisch und konventionell hergestellten Lebensmitteln.
Neben den Untersuchungsaufgaben ist die Dienststelle Würzburg auch Sitz der Weinkontrolle. Im Jahre 1909 war bereits der erste amtliche Weinkontrolleur in Franken beauftragt, in fränkischen Weinbaubetrieben Kontrollen nach dem ReichsWeingesetz durchzuführen. Heute überprüfen eine Weinkontrolleurin und zwei Weinkontrolleure bei den mehr als 4000 fränkischen Weinbaubetrieben die Weinbuchführung und die technischen Betriebsabläufe.