Pressemitteilung
09.09.2024
Nr. 26/2024
Gesundheit
Neue Forschungsergebnisse zum Bornavirus (BoDV-1): Infektionen in Bayern bei Igeln und Bibern nachgewiesen
Bisher einzig bekannter Überträger des Virus ist die Feldspitzmaus. Im Rahmen der Forschung zu BoDV-1 wurden nun auch Infektionen bei Igeln und Bibern festgestellt. Informationen zu möglichen Schutzmaßnahmen stellt das LGL auf seiner Homepage bereit.
Kürzlich wurde das Borna Disease Virus 1 (BoDV-1, umgangssprachlich als „Bornavirus“ bezeichnet) am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bei mehreren erkrankten Igeln und einem Biber aus Bayern nachgewiesen. Zuvor waren die Tiere unabhängig voneinander mit neurologischen Krankheitsanzeichen gefunden worden und nach kurzer Erkrankungsdauer verendet oder mussten eingeschläfert werden. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) weist darauf hin, dass eine Übertragung von BoDV-1 auf den Menschen nach aktuellem Kenntnisstand durch den Kontakt zur Feldspitzmaus und deren Ausscheidungen erfolgen kann, eine Übertragung über andere Säugetiere ist bislang nicht bekannt. Jährlich kommen nur sehr wenige Infektionen beim Menschen vor, die Erkrankung ist jedoch lebensbedrohlich.
Das LGL wird nun in Zusammenarbeit mit dem FLI und anderen Projektpartnern im Rahmen des aktuellen Forschungsprojektes „Zoonotic Bornavirus Focalpoint Bavaria 2.0 (ZooBoFo)“ weiter untersuchen, ob neben der Feldspitzmaus auch andere Tierarten wie zum Beispiel Igel und Biber als mögliche Infektionsquelle für BoDV-1 in Frage kommen können. Bei BoDV-1 handelt es sich um den Erreger der Borna’schen Krankheit, die seit mehr als 250 Jahren als Tierseuche bekannt ist. BoDV-1-Infektionen des Menschen wurden dagegen erst vor wenigen Jahren erstmals belegt. Nachgewiesen ist, dass die Feldspitzmaus als natürliches Reservoir für BoDV-1 das Virus unter anderem über Speichel, Urin und Kot ausscheidet, ohne selbst daran zu erkranken. Prinzipiell ist davon auszugehen, dass nahezu jedes Säugetier für eine Infektion mit BoDV-1 empfänglich ist. Bisher wurden BoDV-1-Infektionen unter anderem bei Pferden, Schafen, Alpakas und auch beim Menschen nachgewiesen. Mit Ausnahme der Feldspitzmaus erkranken Säugetiere schwer infolge einer BoDV-1-Infektion und gelten als Fehl- oder Sackgassenwirte, was bedeutet, dass sie das Virus nicht ausscheiden und nicht übertragen. Der genaue Übertragungsweg auf den Menschen ist bereits Gegenstand aktueller Forschungen.
Umgang mit Igeln
Igel sollen generell nicht mit bloßen Händen angefasst werden, da sie auch andere Krankheitserreger und Parasiten tragen können (unter anderem Leptospiren, Salmonellen), die auf den Menschen übertragbar sind. Der Einsatz von Schutzhandschuhen beim Umgang mit Igeln wird grundsätzlich empfohlen. Als Wildtiere sollen Igel auch keinen Zugang zu Futterstellen von Haustieren (z. B. Katzen) haben. Betreiber von Igel- oder Biberauffangstationen sollen Vorsicht beim Umgang insbesondere mit kranken Tieren walten lassen und neben Handschuhen auch eine Feinstaubmaske (FFP2/FFP3) tragen.
Umgang mit toten Wildtieren
Das LGL rät generell zur Vorsicht im Umgang mit lebenden oder verendeten – auch überfahrenen – Wildtieren. Diese sollen grundsätzlich nicht mit bloßen Händen angefasst werden. Zum Schutz vor Ansteckungen mit BoDV-1 empfiehlt sich vor allem, den Kontakt zu Spitzmäusen und deren Ausscheidungen zu vermeiden. Speziell bei der Entsorgung toter Spitzmäuse soll man Vorsichtsmaßnahmen beachten, dazu zählt das Tragen von Einmalhandschuhen und einer enganliegenden Maske oder einer Feinstaubmaske (z. B. FFP2/ FFP3). Bei staubigen Arbeiten an Orten, an denen Tiere ihre Ausscheidungen hinterlassen haben könnten, z. B. bei Reinigungsarbeiten in Garage oder Schuppen, sollen ebenfalls Maske und Handschuhe getragen werden. Weitere Informationen zur Entsorgung stellt das LGL im ZooBoFo-Informationsblatt zusammen.
Weiterführende Informationen zum Bornavirus, darunter zu möglichen Präventionsmaßnahmen, stellt das LGL auf seiner Homepage zur Verfügung. Auch das FLI bietet Informationen auf seiner Website.
Über ZooBoFo – Zoonotic Bornavirus Focalpoint
ZooBoFo – Zoonotic Bornavirus Focalpoint Bavaria ist ein One-Health-Projekt zur Erforschung des Borna Disease Virus 1 (BoDV-1) mit dem Ziel, weitere Erkenntnisse zu BoDV-1 zu erlangen und zukünftig gezieltere Empfehlungen zur Prävention von Infektionen aussprechen zu können. ZooBoFo wird vom LGL in Kooperation mit dem FLI sowie dem Universitätsklinikum Regensburg (UKR) durchgeführt. Es wird vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention (StMGP) gefördert. Weiterführende Informationen zu ZooBoFo finden sich hier.